Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1978

Die Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1978 fanden vom 16. bis 21. August 1978 im Olympia-Radstadion im Münchner Olympiapark statt. 36 Nationen waren am Start.

DDR-Fahrer Lothar Thoms wurde Amateur-Weltmeister im 1000-m-Zeitfahren.

Diese Titelkämpfe wurden von den niederländischen Fahrern und denen aus beiden deutschen Staaten dominiert; damit war die traditionelle Übermacht der Franzosen und Italiener vorerst beendet. Für die Gastgeber war besonders enttäuschend, dass der Vierer des Bundes Deutscher Radfahrer im Jahr nach dem Rücktritt des Bundestrainers Gustav Kilian nur Platz fünf belegte; die DDR gewann Gold. Für die DDR wiederum war der fünfte Platz ihres überragenden Sprint-Talents Lutz Heßlich enttäuschend. Bei den Amateur-Stehern errang der Berliner Rainer Podlesch seinen ersten von zwei Weltmeister-Titeln hinter seinem Schrittmacher Dieter Durst.

Im Sprint der Profis belegte der Münchener Dieter Berkmann überraschend den zweiten Platz hinter dem überragenden Japaner Kōichi Nakano und war damit der erste Deutsche, dem dies nach Albert Richter im Jahre 1935 gelang. Der erfolgreiche deutsche Straßenprofi Gregor Braun kehrte anlässlich dieser WM auf heimischem Boden auf die Bahn zurück und sicherte sich den Titel in der Einerverfolgung. Bei den Profi-Stehern errang der Kölner Wilfried Peffgen seinen zweiten von insgesamt drei Weltmeister-Titeln hinter seinem Schrittmacher Dieter Durst. Mit zwei Weltmeistertiteln war Dieter Durst der erfolgreichste Sportler dieser UCI-Bahnweltmeisterschaften.

In der Einerverfolgung der Frauen kam es zu einer umstrittenen Entscheidung: Das Finale wurden zwischen den beiden Niederländerinnen Keetie van Oosten-Hage und Anne Riemersma ausgetragen. Die Schwämme auf der Radrennbahn, die bewirken sollen, dass die Fahrerinnen ihre Fahrlinie einhalten, lösten sich, und das Klebeband verwickelte sich im Hinterrad der Maschine der bis dahin Führenden van Osten-Haage. Daraufhin schloss die Jury das Rennen 1000 Meter vor dem Ziel ab und erklärte sie zur Weltmeisterin. Riemersma, die überzeugt war, dass sie den Rückstand noch hätte aufholen können, fühlte sich um den WM-Titel betrogen.[1]

Resultate Frauen

DisziplinPlatzLandAthlet
Sprint1Sowjetunion 1955 Galina Zarjowa
2Vereinigte Staaten Sue Novara
3Tschechoslowakei Iva Zajíčková
Einerverfolgung (3000 m)1Niederlande Cornelia van Oosten-Hage
2Niederlande Anne Riemersma
3Italien Luigina Bissoli

Resultate Männer

Profis

DisziplinPlatzLandAthlet
Sprint1Japan Kōichi Nakano
2Deutschland Bundesrepublik Dieter Berkmann
3Japan Yoshinobu Sugano[2]
Einerverfolgung (5000 m)1Deutschland Bundesrepublik Gregor Braun
2Niederlande Roy Schuiten
3Belgien Jean-Luc Vandenbroucke
Steherrennen (1 Stunde)1Deutschland Bundesrepublik Wilfried Peffgen (hinter Dieter Durst)
2Niederlande Martin Venix (hinter Norbert Koch)
3Niederlande Cees Stam (hinter Bruno Walrave)

Amateure

DisziplinPlatzLandAthlet
Sprint1Tschechoslowakei Anton Tkáč
2Deutschland Demokratische Republik 1949 Emanuel Raasch
3Deutschland Demokratische Republik 1949 Christian Drescher
Zeitfahren (1000 m)1Deutschland Demokratische Republik 1949 Lothar Thoms
2Kanada Jocelyn Lovell
3Deutschland Demokratische Republik 1949 Rainer Hönisch
Tandem1Tschechoslowakei Vladimír Vačkář/Miroslav Vymazal
2Vereinigte Staaten Jerry Ash/Leigh Barczewski
3Niederlande Lau Veldt/Sjaak Pieters
Einerverfolgung (4000 m)1Deutschland Demokratische Republik 1949 Detlef Macha
2unbekannt nicht vergeben[3]
3Deutschland Demokratische Republik 1949 Uwe Unterwalder
Mannschaftsverfolgung (4000 m)1Deutschland Demokratische Republik 1949 Matthias Wiegand/Volker Winkler/
Gerald Mortag/Uwe Unterwalder
2Sowjetunion 1955 Igor Pilipenko/Wassili Erlich/
Witali Petrakow/Wladimir Ossokin
3Schweiz Hans Känel/Walter Baumgartner/
Robert Dill-Bundi/Urs Freuler
Punktefahren (50 km)1Belgien Noël Dejonckheere
2Schweiz Walter Baumgartner
3Frankreich Jean-Jacques Rebière
Steherrennen (50 km)1Deutschland Bundesrepublik Rainer Podlesch (hinter Dieter Durst)
2Niederlande Mattheus Pronk (hinter Norbert Koch)
3Niederlande Martin Rietveld (hinter Joop Stakenburg)

Literatur

Werner Ruttkus/Wolfgang Schoppe/Hans-Alfred Roth: Im Glanz und Schatten des Regenbogens. Ein Rückblick auf die Rad-Weltmeisterschaften im Rennsport, die seit 1895 in ganz Deutschland durchgeführt wurde, Berlin 1999

Siehe auch

Anmerkungen