Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1974

Die Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1974 fanden vom 14. bis 20. August 1974 auf der Radrennbahn der Université de Montréal im kanadischen Montreal statt.

Im Vorfeld dieser Weltmeisterschaften sah es für kurze Zeit so aus, als ob diese ausfallen müssten: Ursprünglich sollte für die Veranstaltung eine neue Zementbahn erstellt werden, die aber wegen eines Streiks der Bauarbeiter nicht rechtzeitig fertig wurde. So wurde in lediglich 14 Tagen auf dem Football-Field der Universität von Montreal eine 285,714 Meter lange Holzbahn aufgebaut mit Tribünen für 6000 Zuschauer. Hatte man im Vorfeld zudem befürchtet, der kanadische Radsportverband sei mit der Organisation überfordert, musste dieses Urteil revidiert werden. Die Radsport schrieb: "[...] die Organisation war bislang nahezu perfekt zu nennen, der Service ist vorbildlich und so gut wie nie bei den letzten Weltmeisterschaften."[1] Insgesamt waren 51 Nationen (auf Bahn und Straße) am Start.

Diese Weltmeisterschaften bedeuteten in einigen Disziplinen einen Neuanfang, da einige dominierende Amateure der vergangenen Jahre wie der Däne Peder Pedersen, der Norweger Knut Knudsen und der Brite John Nicholson zu den Profis übergetreten waren. Bei den Profis war der mehrfache Weltmeister in der Einerverfolgung, der Brite Hugh Porter, ganz vom aktiven Sport zurückgetreten.

Ältester Teilnehmer der Weltmeisterschaften war der 59-jährige US-Amerikaner Walter Summers, genannt „Wally“. Der gebürtige Brite, nach eigener Aussage „eine halbverruckte Engländer“[1] hatte sich bei brütender Hitze auf den Straßen von Arizona auf seine Teilnahme an den Rennen der Profi-Steher vorbereitet.

Wider Erwarten wurde Jean Breuer aus Hürth Weltmeister der Amateur-Steher, die Radsport schrieb gar von einem "Wunder", zumal er zwei Monate zuvor schwer gestürzt war und mehrere Brüche erlitten hatte.[2] Weltmeister in der Einerverfolgung wurde der Deutsche Hans Lutz, ein Mitglied des deutschen Gold-Vierers, Platz vier belegte der 19-jährige Deutsche Dietrich Thurau. Durch einen erneuten Sieg des Vierers errang die bundesdeutsche Mannschaft bei den Bahn-Wettbewerben in Montreal insgesamt drei Goldmedaillen.

Resultate Frauen

DisziplinPlatzLandAthletZeit
Sprint1Sowjetunion 1955 Tamara Pilschtschikowa12,29 (1.), 12,51 (2.)
2Vereinigte Staaten Sue Novara
3Sowjetunion 1955 Galina Zarjowa12,72 (1.), 12,66 (2.)
Einerverfolgung1Sowjetunion 1955 Tamara Garkuchina3:38,43 min
(3000 m)2Sowjetunion 1955 Valentina Smirnova4:02,47
3Niederlande Keetie van Oosten-Hage4:00,36 min

Resultate Männer

Profis

DisziplinPlatzLandAthletZeit
Sprint1Danemark Peder Pedersen11,81 (1.), 11,61 (2.)
2Australien John Nicholson
3Belgien Robert Van Lancker11,57 (1.), 11,72 (2.)
Einerverfolgung (5000 m)1Niederlande Roy Schuiten6:04,71 min
2Belgien Ferdinand Bracke6:12,58 min
3Niederlande René Pijnen6:08,47 min
Steherrennen1Niederlande Cees Stam/Joop Stakenburg
(100 km)2Belgien Theo Verschueren/August Meuleman
3Italien Attilio Benfatto/Dagnoni

Amateure

DisziplinPlatzLandAthletZeit
Sprint1Tschechoslowakei Anton Tkáč11,84 (1.), 11,32 (2.)
2Sowjetunion 1955 Serhij Krawzow
3Italien Giorgio Rossi11,77 (1.), 12,14 (2.)
1000-m-Zeitfahren1Sowjetunion 1955 Eduard Rapp1:07,61 min.
2Italien Ferruccio Ferro1:07,66 min.
3Polen 1944 Janusz Kierzkowski1:07,79 min.
Einerverfolgung (4000 m)1Deutschland Hans Lutz4:52,72 min
2Italien Orfeo Pizzoferrato4:54,24 min
3Deutschland Demokratische Republik 1949 Thomas Huschke4:50,94 min
Mannschaftsverfolgung
(4000 m)[3]
1Deutschland Günther Schumacher/Peter Vonhof/
Hans Lutz/Dietrich Thurau
4:22,20 min
2Deutschland Demokratische Republik 1949 Thomas Huschke/Heinz Richter/
Uwe Unterwalder/Klaus-Jürgen Grünke
4:27,36 min
3Tschechoslowakei Pavel Doležel/Petr Kocek/
Michal Klasa/Zdeněk Dohnal
4:26,37 min
Tandemrennen1Tschechoslowakei Vladimír Vačkář/Miroslav Vymazal10,73 (1.), 10,76 (2.)
2Sowjetunion 1955 Wiktor Kopylow/Wladimir Semenets
3Polen 1944 Benedykt Kocot/Andrzej Bek11,00 (2.), 11,10 (3.)
Steherrennen1Deutschland Bundesrepublik Jean Breuer/Dieter Durst
2Niederlande Martin Venix
3Spanien 1945 Miguel Espinós

Siehe auch

Quellen

  • Radsport, August/September 1974

Einzelnachweise und Anmerkungen