Targa Florio 1964

Sportwagenrennen

Die 48. Targa Florio, auch Targa Florio, Piccolo Circuito delle Madonie, Sicilia, auf Sizilien fand am 26. April 1964 statt und war der dritte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Der Ferrari 250 GTO/64 von Luigi Taramazzo und Corrado Ferlaino
Der Ferrari 250 GTO von Ulf Norinder und Picko Troberg
Der Ferrari 250 GTO von Egidio Nicolosi und Abramo Zanardelli vor dem Porsche 904/8 von Edgar Barth und Umberto Maglioli
Porsche 904 GTS

Vor dem Rennen

Bevor die Startflagge zur Targa am Piccolo circuito delle Madonie fiel, war die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1964 bereits zwei Rennen alt. Die Saisoneröffnung, das 2000-km-Rennen von Daytona auf dem Daytona International Speedway, war mit dem Erfolg von Pedro Rodríguez und Phil Hill im North American Racing Team-Ferrari 250 GTO/64 zu Ende gegangen. Das folgende 12-Stunden-Rennen von Sebring gewannen Mike Parkes und Umberto Maglioli im Werks-Ferrari 275P.

Das Rennen

Vor dem Rennen 1964 kam es zu einigen Änderungen an der Streckenführung. Die Veranstalter versuchten besonders gefährliche Haarnadelkurven durch weniger problematische zu ersetzen. Trotz dieser Eingriffe in die Strecke blieb der Länge bei exakt 72 Kilometern. Da die Rundenanzahl von Zehn unberührt blieb, mussten auch 1964 720 Kilometer Gesamtdistanz zurückgelegt werden.

Enzo Ferrari verzichtete mit seiner Scuderia auf eine Teilnahme am Rennen. Als offizieller Grund gab der Veranstalter Streitigkeiten zwischen Ferrari und den Offiziellen des CSI an. Ferrari bestätigte dies nicht, so wurde die Abwesenheit der Ferrari-Werkswagen nie ganz geklärt. Für die Zuseher vor Ort war das Fernbleiben der Werksmannschaft aus Maranello eine große Enttäuschung, darüber konnte auch das Antreten des Teams von Carroll Shelby nicht hinwegtrösten. Mit Unterstützung von Ford brachte der US-Amerikaner vier Wagen nach Sizilien. Gefahren wurden die Shelby Cobra von Dan Gurney, Jerry Grant, Phil Hill, Bob Bondurant, Masten Gregory und Innes Ireland sowie den beiden Italienern Vito Coco und Vincenzo Arena. Fünf Wagen beorderte Porsche-Rennleiter Fritz Huschke von Hanstein nach Palermo. Edgar Barth und Umberto Maglioli bekamen den Porsche 904/8 mit 2-Liter-Achtzylinder-Motor anvertraut. Die zwei 4-Zylinder-904-GTS fuhren Antonio Pucci, Colin Davis, Gianni Balzarini und Herbert Linge. Joakim Bonnier und Graham Hill mussten mit einem schon in die Jahre gekommenen Porsche 718 GTR. Günter Klass und Jochen Neerpasch pilotierten einen Porsche 356B 2000 GS GT. Pucci, schon 41 Jahre alt und in Palermo geboren, kam 1959 zur Werksmannschaft von Porsche und wurde im selben Jahr Dritter bei Targa. Damals war Huschke von Hanstein nach als Fahrer aktiv und sein Rennpartner.

Vom Start war übernahm Joakim Bonnier im 718 GTR die Führung, gefolgt von Barth im Achtzylinder-904 und Gurney im Cobra. Bonnier legte die erste Runde in 41 Minuten und 16 Sekunden zurück und fuhr einen beachtlichen Vorsprung heraus. Aber schon in der folgenden zweiten Runde musste Bonnier nach einem Defekt an der Kraftübertragung aufgeben. Dadurch übernahm Barth die erste Stelle im Rennen, knapp vor Jean Guichet im von der Scuderia St. Ambroeus gemeldeten Ferrari 250 GTO/64. Ein weiterer Wagen der Scuderia St. Ambroeus war ein Porsche 904 GTS, der von Gianni Bulgari und Maurizio Grana gefahren wurde. Bulgari übernahm in der dritten Runde die Führung, fiel aber in der fünften wegen eines Chassisbruchs aus. In derselben Runde übergab Colin Davis seinen Porsche an Pucci, der in der Folge das Rennen seines Lebens fuhr. Nach vier sehr schnellen Runde brachte er den Wagen von der dritten Stelle an die Spitze und feierte gemeinsam mit Davis, dessen Vater Sammy schon Rennfahrer, und 1927 der erste Bentley-Sieger in Le Mans war, einen sicheren Gesamtsieg. Der Vorsprung auf die zweitplatzierten Teamkollegen Balzarini und Linge betrug im Ziel mehr als 13 Minuten.

Antonio Pucci war nach Alessandro Cagno 1906 und Constantino Magistri 1936 der dritte Sizilianer, der die Targa für sich entscheiden konnte. Zu einem Desaster wurde das Rennen für die Shelby Cobras. Durch Defekte und Unfälle fielen bis auf einen Wagen alle aus. Dieser wurde von Gurney und Grant an die achte Stelle der Gesamtwertung gefahren. Der Rückstand auf den Siegerwagen betrug 28 Minuten.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos.KlasseNr.TeamFahrerFahrzeugRunden
1GT 2.086Deutschland Porsche System EngineeringItalien Antonio Pucci
Vereinigtes Konigreich Colin Davis
Porsche 904 GTS10
2GT 2.084Deutschland Porsche System EngineeringItalien Gianni Balzarini
Deutschland Herbert Linge
Porsche 904 GTS10
3GT 1.658Italien Scuderia Sant AmbroeusItalien Roberto Bussinello
Italien Nino Todaro
Alfa Romeo Giulia TZ10
4GT 1.660Italien Scuderia Sant AmbroeusItalien Sergio Pedretti
Italien Alfonso Thiele
Alfa Romeo Giulia TZ10
5GT 3.0114Italien Scuderia Sant AmbroeusItalien Luigi Taramazzo
Italien Corrado Ferlaino
Ferrari 250 GTO/6410
6P 2.0186Deutschland Porsche System EngineeringDeutschland Edgar Barth
Italien Umberto Maglioli
Porsche 904/810
7GT 2.074Deutschland Porsche System EngineeringDeutschland Günter Klass
Deutschland Jochen Neerpasch
Porsche 356B 2000 GS GT10
8GT + 3.0146Vereinigte Staaten Shelby American Inc.Vereinigte Staaten Dan Gurney
Vereinigte Staaten Jerry Grant
Shelby Cobra10
9GT 3.0112Schweden Ulf NorinderSchweden Ulf Norinder
Schweden Picko Troberg
Ferrari 250 GTO10
10GT 3.0126Schweiz Scuderia FilipinettiFrankreich Claude Bourillot
Frankreich Michel de Bourbon-Parma
Ferrari 250 GTO10
11S 2.0178Italien Mennato BoffaItalien Mennato Boffa
Italien Odoardo Govoni
Maserati Tipo 609
12GT 3.0128Italien Scuderia San MarcoItalien Egidio Nicolosi
Italien Abramo Zanardelli
Ferrari 250 GTO9
13GT 3.0120Italien Baldassare TaorminaItalien Baldassare Taormina
Italien Pasquale Tacci
Ferrari 250 GT Lusso9
14GT 2.090Schweiz Jacques ReySchweiz Jacques Rey
Frankreich Jean-Pierre Hanrioud
Porsche 904 GTS9
15P 2.0190Frankreich Societé Automobiles AlpineBelgien Lucien Bianchi
Belgien Mauro Bianchi
Alpine M63B9
16GT 1.662Italien SettecolliItalien Antonio Nicodemi
Italien Francesco Lessona
Alfa Romeo Giulia TZ9
17GT 1.312Italien Pietro LaureatiItalien Pietro Laureati
Italien Secondo Ridolfi
Abarth-Simca 1300 Bialbero9
18GT 1.336Italien Giovanni RiganoItalien Giovanni Rigano
Italien Alfonso Merendino
Alfa Romeo Giulietta SZ9
19GT 1.322Italien Antonio PetruzziItalien Gregorio Garzone
Italien Antonio Petruzzi
Alfa Romeo Giulietta SZ9
20GT 1.330Italien Giuseppe PicciottoItalien Giuseppe Picciotto
Italien Checco D’Angelo
Alfa Romeo Giulietta SZ9
21GT 1.310Italien Scuderia Sant AmbroeusItalien Girolamo Capra
Italien Luciano Galli
Alfa Romeo Giulietta SZ9
22GT 1.38Italien Salvatore PanepintoItalien Salvatore Panepinto
Italien Giuseppe Parla
Alfa Romeo Giulietta SZ9
23GT 2.5104Italien Francesco SantoroItalien Francesco Santoro
Italien Mario Raimondo
Lancia Flaminia9
24GT 1.324Italien Vito SabbiaItalien Vito Sabbia
Italien Gaetano Spampinato
Alfa Romeo Giulietta SVM9
25GT 1.34Italien Scuderia PegasoItalien Guido Garufi
Italien Ignazio Capuano
Abarth-Simca 1300 Bialbero8
26GT 1.654Italien Scuderia EtnaItalien Vito Tipa
Italien Nicolo Lombardo
Romeo Giulia Sprint 16008
27GT 1.656Italien San MarcoItalien Mario Nardari
Italien Ottorino Zarattin
Osca 1600 GT28
28GT 1.328Italien Scuderia PegasoItalien Vincenzo Mirto Randazzo
Italien Giuseppe Crisafi
Alfa Romeo Giulietta SS8
Ausgefallen
29GT 2.072Schweiz Scuderia FilipinettiSchweiz Herbert Müller
Deutschland Bernhard Rayers
Porsche 904 GTS9
30GT + 3.0142Vereinigte Staaten Shelby American Inc.Vereinigte Staaten Phil Hill
Vereinigte Staaten Bob Bondurant
Shelby Cobra9
31GT + 3.0150Vereinigte Staaten Shelby American Inc.Italien Vito Coco
Vereinigte Staaten Vincenzo Arena
Shelby Cobra 2897
32GT + 3.0152Vereinigte Staaten Tommy HitchcockSpanien 1945 Zourab Tchkotoua
Vereinigte Staaten Tommy Hitchcock
Shelby Cobra7
33GT + 3.0148Vereinigte Staaten Shelby American Inc.Vereinigte Staaten Masten Gregory
Vereinigtes Konigreich Innes Ireland
Shelby Cobra6
34GT 1.32Italien Scuderia PegasoItalien Franco Tagliavia
Italien Antonio di Salvo
Alfa Romeo Giulietta SZ5
35GT 2.078Italien Scuderia St. AmbroeusItalien Gianni Bulgari
Italien Maurizio Grana
Porsche 904 GTS5
36GT 2.080Italien Luciano ContiItalien Luciano Conti
Italien Giancarlo Venturi
Abarth-Simca 2000GT5
37GT 3.0118Italien Scuderia St. AmbroeusFrankreich Jean Guichet
Italien Carlo Facetti
Ferrari 250 GTO/645
38S 2.0162Italien SettecolliItalien Leandro Terra
Italien Cesare Toppetti
Ferrari Dino 196SP5
39GT 1.316Italien Scuderia EtnaItalien Angelo Bonaccorsi
Italien Francesco Susinno
Alfa Romeo Giulietta SZ4
40GT 1.320Frankreich Societé Automobiles AlpineFrankreich José Rosinski
Frankreich Jean Rolland
Alpine A1104
41GT 3.0132Italien Luigi MoscaItalien Luigi Mosca
Italien Fortinbras
Ferrari 250 GTO4
42P 2.0182Italien HF Squadra CorseFrankreich René Trautmann
Italien Leo Cella
Lancia Flavia Sport Zagato4
43GT 1.340Frankreich Societé Automobiles AlpineFrankreich Jacques Féret
Frankreich Pierre Orsini
Alpine A1103
44GT 2.076Italien Abarth & CieDeutschland Hans Herrmann
Italien Franco Patria
Abarth-Simca 2000GT3
45GT 2.094Argentinien Andrea VianiniArgentinien Andrea Vianini
Italien Bruno Deserti
Porsche 904 GTS3
46S 2.0176Vereinigtes Konigreich Vita FoamVereinigtes Konigreich Rupert Jones
Vereinigtes Konigreich Harry Ratcliffe
Morris Mini Cooper S3
47P 2.0184Italien HF Squadra CorseItalien Marco Crosina
Italien Ferdinando Frescobaldi
Lancia Flavia Sport Zagato3
48P 2.0192Vereinigtes Konigreich D. H. MotorcobraVereinigtes Konigreich Paddy Hopkirk
Vereinigtes Konigreich Tommy Wisdom
Austin-Healey Sprite3
49P 3.0204Italien Scuderia Centro SudItalien Piero Frescobaldi
Italien Giancarlo Baghetti
ATS 2500 GT Coupé3
50GT 1.36Frankreich René BonnetFrankreich Louis Navarro
Frankreich Jean-Jacques Pagnon
René Bonnet Djet2
51GT 1.314Italien Scuderia EtnaItalien Giuseppe Virgilio
Italien Alfio Monaco
Alfa Romeo Giulietta SZ2
52GT 1.338Frankreich René BonnetFrankreich Roland Charrière
Frankreich Robert Bouharde
René Bonnet Djet2
53S 2.0164Italien Filippo di LibertoItalien Domenico Rotolo
Italien Filippo di Liberto
Osca MT4 10002
54GT 1.3164Italien Scuderia PegasoItalien Sergio Mantia
Italien Sergio Abbate
Alfa Romeo Giulietta SZ1
55GT 1.334Italien Scuderia EtnaItalien Rosario Montalbano
Italien Salvatore Calascibetta
Abarth-Simca 1300 Bialbero1
56GT 2.082Italien Abarth & CieSchweiz Tommy Spychiger
Italien Antonio Riolo
Abarth-Simca 2000GT1
57GT 2.5102Italien Stefano Sillitti
Italien Carmelo Giugno
Lancia Flaminia1
58GT 2.5106Italien Antonio Scimone
Italien Luigi Randazzo
Lancia Flaminia1
59S 2.0168Italien PeloritanaItalien Franco Lisitano
Italien Letterio Cucinotta
Fiat 8V1
60P 2.0188Deutschland Porsche System EngineeringSchweden Joakim Bonnier
Vereinigtes Konigreich Graham Hill
Porsche 718 GTR1
61P 2.0194Italien Antonino SiddiItalien Antonino Siddi
Italien Alfredo Fondi
MGB1
62P 3.0202Italien Scuderia Centro SudItalien Teodoro Zeccoli
Italien Paolo Gardi
ATS 2500 GT Coupé1
63GT 2.092Italien Emanuele BenedettoItalien Emanuele Bendetto
Italien Vittorio Orlando
Porsche 356 Carrera1
Nicht gestartet
64GT 1.652Italien Giancarlo Rigamonti
Italien Vincenzo Riolo
Alfa Romeo Giulia1
65GT 2.088Schweden Hasse RadefalkSchweden Hasse Radefalk
Schweden George Duneborn
Porsche 904 GTS2
66S 2.0174Vereinigtes Konigreich Jackie EpsteinVereinigtes Konigreich Jackie Epstein
Vereinigtes Konigreich Bill Wilks
Brabham BT83

1 Unfall im Training2 Unfall im Training3 nicht gestartet

Nur in der Meldeliste

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos.KlasseNr.TeamFahrerChassis
67GT 1.318Frankreich Jean Sage
Frankreich Jean Sirdey
Alpine A110
68GT 3.0116Vereinigtes Konigreich David PiperFerrari 250 GTO
69GT 3.0122Vereinigtes Konigreich Ian BurgessVereinigtes Konigreich Ian Burgess
Portugal Mario Cabral
Ferrari 250 GTO
70GT + 3.0144Vereinigtes Konigreich AC CarsAC Cobra
71S 1.0166De Sanctis

Klassensieger

KlasseFahrerFahrerFahrzeugPlatzierung im Gesamtklassement
P 3.0kein Teilnehmer im Ziel
P 2.0Deutschland Edgar BarthItalien Umberto MaglioloPorsche 904/8Rang 6
S 2.0Italien Mennato BoffaItalien Odoardo GovoniMaserati Tipo 60Rang 11
GT + 3.0Vereinigte Staaten Dan GurneyVereinigte Staaten Jerry GrantShelby CobraRang 8
GT 3.0Italien Luigi TaramazzoItalien Corrado FerlainoFerrari 250 GTO/64Rang 5
GT 2.0Italien Antonio PucciVereinigtes Konigreich Colin DavisPorsche 904 GTSGesamtsieg
GT 1.6Italien Roberto BussinelloItalien Nino TodaroAlfa Romeo Giulia TZRang 3
GT 1.3Italien Pietro LaureatiItalien Secondo RidolfiAbarth-Simca 1300 BialberoRang 17

Renndaten

  • Gemeldet: 71
  • Gestartet: 63
  • Gewertet: 28
  • Rennklassen: 8
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: warm und trocken
  • Streckenlänge: 72,000 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 7:10:53,300 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 10
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 720,000 km
  • Siegerschnitt: 100,258 km/h
  • Schnellste Trainingszeit: unbekannt
  • Schnellste Rennrunde: Colin Davis – Porsche 904 GTS (#86) – 41:10,400 = 104,022 km/h
  • Rennserie: 3. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1964

Literatur

  • Pino Fondi: Targa Florio – 20th Century Epic. Giorgio Nada Editore Vimodrone 2006, ISBN 88-7911-270-8.
Commons: Targa Florio 1964 – Sammlung von Bildern
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