Stirlingformel
Die Stirling-Formel ist eine mathematische Formel, mit der man für große Fakultäten Näherungswerte berechnen kann. Sie ist nach dem schottischen Mathematiker James Stirling benannt.
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/48/Mplwp_factorial_gamma_stirling.svg/220px-Mplwp_factorial_gamma_stirling.svg.png)
Grundlegendes
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/45/Mplwp_factorial_stirling_relative_deviation.svg/400px-Mplwp_factorial_stirling_relative_deviation.svg.png)
Die Stirling-Formel in ihrer einfachsten Form ist eine asymptotische Formel
Zu den einzelnen Elementen dieser Formel siehe Fakultät (!), Quadratwurzel (√), Kreiszahl (π) und Eulersche Zahl ( ).
Eine Herleitung findet sich im Artikel Sattelpunktsnäherung.
Genauer gilt für :
Insbesondere ist der Grenzwert des Bruches für gleich 1.
Die Stirling-Reihe für nach der Euler-MacLaurinschen Summenformel lautet
wobei die
-te Bernoulli-Zahl bezeichnet. Als Näherung betrachtet man lediglich eine endliche Zahl von Gliedern. Der Fehler liegt in der Größenordnung des ersten vernachlässigten Gliedes. Beispiel: Bricht man nach dem dritten Glied ab, ist der absolute Fehler kleiner als
. Die Reihe selbst konvergiert nicht für festes
, sie ist eine asymptotische Reihe.
Für genügt ein Glied für einen relativen Fehler kleiner als 1 %:
Für genügen zwei Glieder für einen relativen Fehler kleiner als 0,1 %:
Für kleine lässt sich aus der Formel für vier Glieder eine einfache Formel für
ableiten. Mit
ergibt sich die Approximation
Der Approximationsfehler beträgt (bei minimal zusätzlichem Rechenaufwand zur Berechnung der ersten beiden Glieder) etwa 2,3 % für ,[1] etwa 0,4 % für
und wird kleiner als 0,1 % ab
.
Durch Einsetzen in die Exponentialfunktion ergibt sich für die asymptotische Entwicklung:
und durch Einsetzen der Stirlingschen Reihe in die Reihe der Exponentialfunktion:
wobei die Koeffizienten keinem einfachen Bildungsgesetz genügen.[2]
Herleitung der ersten beiden Glieder
Die Formel wird oft in der statistischen Physik für den Grenzfall großer Teilchenzahlen verwendet, wie sie in thermodynamischen Systemen (Größenordnung Teilchen) vorkommen. Für thermodynamische Betrachtungen ist es meist völlig ausreichend, die ersten beiden Glieder
zu berücksichtigen. Diese Formel lässt sich einfach gewinnen, indem man nur den ersten Term der Euler-MacLaurin-Formel verwendet:
und wird dann in dieser Form gebraucht:
Verallgemeinerung: Stirling-Formel für die Gammafunktion
Für alle gilt
,
wobei eine Funktion ist, die
für alle
erfüllt.
Zu den einzelnen Elementen dieser Formel siehe Gammafunktion ( ), Quadratwurzel (√), Kreiszahl (π) und Eulersche Zahl (e).
Für alle ist der Wert einer Approximation von
nach obiger Formel mit
also immer etwas zu klein. Der relative Fehler ist aber für
kleiner als 1 % und für
kleiner als 0,1 %.
Es gilt für alle
,
womit sich als Spezialfall die Approximationsformeln des vorigen Abschnitts ergeben.
Anwendungen
Die Stirling-Formel findet überall dort Verwendung, wo die exakten Werte einer Fakultät nicht von Bedeutung sind. Insbesondere bei der Berechnung der Information einer Nachricht und bei der Berechnung der Entropie eines statistischen Ensembles von Subsystemen ergeben sich mit der Stirling-Formel starke Vereinfachungen.
Beispiel: Gegeben sei ein System mit verschiedenen Subsystemen, von denen jedes
verschiedene Zustände annehmen kann. Ferner sei bekannt, dass der Zustand
mit der Wahrscheinlichkeit
angenommen werden kann. Damit müssen sich
Subsysteme im Zustand
befinden und es gilt
. Die Zahl der möglichen Verteilungen eines so beschriebenen Systems beträgt dann
und für dessen Entropie gilt
Mittels der Stirling-Formel kann man nun bis auf Fehler der Ordnung diese Formel vereinfachen zu
Damit ergibt sich für die Entropie jedes der Subsysteme die bekannte Formel
In ähnlicher Weise erhält man (bis auf einen konstanten Vorfaktor) für den Informationsgehalt eines ebenso definierten Systems die Formel
Siehe auch
Literatur
- Eberhard Freitag, Rolf Busam: Funktionentheorie. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 1995.
- Konrad Königsberger: Analysis 1. Springer, Heidelberg 2003, ISBN 3-540-40371-X.
Weblinks
- Eric W. Weisstein: Stirling’s Approximation. In: MathWorld (englisch).
- Pedro Sanchez, Aaron Krowne, Raymond Puzio u. a.: Stirling’s approximation. In: PlanetMath. (englisch)
- Peter Luschny: Approximation Formulas for the Factorial Function. Varianten und Alternativen zur Stirlingschen Formel (englisch).