Stabio

Gemeinde in der Schweiz

Stabio ist eine politische Gemeinde im Kreis Stabio, im Bezirk Mendrisio des Kantons Tessin in der Schweiz.

Stabio
Wappen von Stabio
Wappen von Stabio
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk:Bezirk Mendrisiow
Kreis:Kreis Stabio
BFS-Nr.:5266i1f3f4
Postleitzahl:6855
UN/LOCODE:CH SBO
Koordinaten: / 7871245° 51′ 0″ N, 8° 56′ 24″ O; CH1903: 716628 / 78712
Höhe:352 m ü. M.
Höhenbereich:331–474 m ü. M.[1]
Fläche:6,15 km²[2]
Einwohner:4461 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte:725 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
23,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident:Simone Castelletti
Website:www.stabio.ch
Blick auf Stabio
Blick auf Stabio

Blick auf Stabio

Lage der Gemeinde
Karte von StabioLuganerseeComer SeeItalienBezirk LuganoBalernaCastel San Pietro TIChiassoMorbio InferioreBreggia TIVacalloColdrerioMendrisioRiva San VitaleNovazzanoStabio
Karte von Stabio
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Bei Rodero

Geographie

Das Dorf ist zehn Kilometer von Chiasso entfernt und liegt an der italienischen Grenze. Die Gemeinde umfasst die Fraktionen Gaggiolo, Santa Margherita[5] und San Pietro.

Die Nachbargemeinden sind am Norden Clivio (IT-VA), am Osten Mendrisio, am Süden Bizzarone (IT-CO), Rodero (IT-CO) und am Westen Cantello (IT-VA).

Klima

Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 11,6 °C, wobei im Januar mit 1,6 °C die kältesten und im Juli mit 21,7 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 97 Frosttage und ein bis zwei Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 83, während im Durchschnitt 18,2 Hitzetage zu verzeichnen sind. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 351 m ü. M.

Stabio
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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202
 
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-2
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[6]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Stabio
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Temperatur (°C)1,63,17,611,315,719,721,721,116,611,96,72,211,6
Mittl. Tagesmax. (°C)7,59,514,117,421,525,728,027,422,517,111,77,717,5
Mittl. Tagesmin. (°C)−3,0−2,61,04,89,613,615,415,311,47,42,4−2,26,1
Niederschlag (mm)74758314117214712113915616020291Σ1561
Sonnenstunden (h/d)3,94,85,95,96,57,68,67,85,84,13,43,35,6
Regentage (d)5,55,46,410,110,99,77,48,58,18,89,66,2Σ96,6
Luftfeuchtigkeit (%)78726669727271757983828074,9
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JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
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 JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[6]

Bei der Hitzewelle in Europa 2003 wurden von Anfang Juni bis Ende August insgesamt 57 Hitzetage registriert. Während der Dürre und Hitze in Europa 2022 wurde allein vom 5. Juli bis am 11. August tagtäglich eine Temperatur von über 30 Grad Celsius gemessen. Noch nie zuvor wurde in der Schweiz eine Hitzewelle mit 38 Hitzetage in Folge registriert.[7]

Geschichte

Das Dorf war schon in der Römerzeit bewohnt. Sein Name ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort für Stall stabulum. Grabungen im Gebiet von San Pietro belegen eine Siedlungskontinuität von ca. 400 vor Christus bis ins 7. Jahrhundert. Auf die Bestattungen aus der Eisenzeit folgen ein Gräberfeld und herrschaftliche Siedlungsstrukturen aus der Römerzeit, Spuren des Merkurkults und zahlreiche langobardische Gräber. 1999 wurden die reichhaltigen Grabbeigaben eines langobardischen Kriegers entdeckt.

1181 trat die Familie Orelli von Locarno die Zehntrechte in der Region dem Bischof von Como ab. 1275 besassen unter anderem die Benediktinerabteien Sant’Abbondio in Como und Sant’Ambrogio in Mailand Güter und Rechte in Stabio. Kirchlich gehörte Stabio zum Vikariat Mendrisio, von dem es sich vor 1575 trennte.[8]

Am 22. Oktober 1876 ereigneten sich in Stabio schwere Ausschreitungen zwischen Konservativen und Liberalen, die drei Todesopfer forderten (sogenannte Schiesserei von Stabio) und zu einer eidgenössischen Intervention führten.[9][10]

Im September 1943 sind viele italienische Flüchtlinge über die Gaggiologrenze in der Schweiz gekommen.[11]

Im Oktober 2019 wurde der Japankäfer in Stabio entdeckt. Mit dem Ziel dessen Ausbreitung zu verhindern, wurde eine Ausfuhrsperre für Erde und Pflanzenteile aus der betroffenen Gegend erlassen.[12]

Stabio bildet nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[13] Die aktiven Ortsbürgerfamilien sind: Della Casa, Ginella, Giorgetti, Gropetti, Induni, Luisoni, Pellegrini, Perucchi, Rusconi und Socchi.[14][15]

Bilder

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr15911643172318011850190019502000[16]2005201020112020
Einwohner500660827106017802255179636274274434143714491

Verkehr

Neue Bahnhof Stabio auf der Strecke Mendrisio-Arcisate

Stabio liegt an der Kantonsstrasse 394 von Mendrisio nach Malnate. Die A24 führt vom Ortseingang von Stabio zum Autobahnanschluss Mendrisio-Süd.

Die Bahnlinie von Mendrisio über Stabio nach Malnate wurde 1928 stillgelegt. Die Gemeinde ist heute durch einen Busbetrieb an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. 2014 wurde die neue S-Bahnlinie von Mendrisio nach Stabio, mit deren Bau 2009 begonnen wurde, eröffnet – im Januar 2018 bis Varese.[17]

2020 wurde ein Umschlagterminal für den kombinierten Verkehr mit 5 Gleisen, insgesamt 920 m, eröffnet. Der Terminal an der A24 wird von Punto Franco[18] betrieben und ist mit der Anlage des Bahnhofs Mendrisio verbunden.

Wirtschaft

Zoll Gaggiolo

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Seidenspinnerei und später die Tabakindustrie. Die erste Fabrik war die 1902 gegründete Hemdenfabrik Realini, die 1976 von der Gruppe Ermenegildo Zegna übernommen wurde (2005 ca. 900 Mitarbeiter).

Die um 1850 entdeckten Thermalquellen führten zur Einrichtung einiger Bäder; deren Wasser wurde noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu therapeutische Zwecken genutzt.

Seit den 1960er Jahren erlebt die Gemeinde einen industriellen Aufschwung in den Branchen Lebensmittel, Maschinenbau, Textilien und Bekleidung sowie Elektro- und Hybridfahrzeuge.[19]

Unternehmungen

  • Rapelli SA, Fleischwarenindustrie[20][21]
  • Quickly Fulfillment House SA
  • UNIWELD SA
  • MAB Maschinen Apparate Bau SA
  • Mes SA
  • Noyfil SA
  • TI-Press, Bildagentur[22]

Verbände

  • Die Filarmonica di Stabio gegründet im Jahr 1889[23]

Veranstaltungen

  • Maribur, Rassegna di Teatro di Figura Otello Sarzi, Stabio/Ligornetto TI[24]
  • Ai Bagni: Theater, Musik, Kunst[25]

Sehenswürdigkeiten

Wohnhaus Medici Casa Rotonda, Architekt Mario Botta
Oldtimermuseum Pietro Agustoni, Aurea 1925

Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[26]

  • Pfarrkirche Santi Giacomo und Cristoforo, erwähnt 1275, mit Statuengruppe aus Holz (1663) von Paolo Lucino[27]
  • Oratorium Madonna di Caravaggio erbaut 1754/1758[27]
  • Oratorium Maria Assunta oder del Castello (16. Jahrhundert)[27]
  • Kirchhof des Oratorium Maria Assunta[27]
  • Kirchlein Santa Margherita, erwähnt 1437, mit Fresken[27]
  • Museum der bäuerlichen Kultur Museo della civiltà contadina[27][28]
  • Wohnhaus Fondazione Realini[27]
  • Ehemalige Camiceria Realini (1923), Architekt: Giuseppe Bordonzotti[27][29]
  • Alte Primarschule[27]
  • Grundschule (1972/1974), Architekt: Tita Carloni[27]
  • Kindergarten (1974/1975), Architekten: Marco Krahenbühl, Tino Bomio[27]
  • Villa al Capriccio (um 1925), Architekt: Giuseppe Bordonzotti[30][31]
  • Einfamilienhaus (1666/1667), Architekt: Mario Botta[27]
  • Pfarrkirche Santi Pietro und Lucia im Ortsteil San Pietro, erwähnt 1275[27]
  • Altes Wohnhaus Ghiringhelli (16. Jahrhundert)[27]
  • «Casa Rotonda» (1981/1982), Architekt: Mario Botta[27]
  • Oldtimermuseum Pietro Agustoni[27]
  • Alte Waschanlage[27]
  • Römische Nekropole[27][32]
  • Römische Merkuraltar (ara)
  • Caio Virio Vero Grabstein[27]
  • Verschiedene nazionale Grenzsteine.[27]

Sport

Persönlichkeiten

Literatur

  • Stefania Bianchi: Stabio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. Oktober 2011.
  • Renata Broggini: Edda Mussolini Ciano, da Livorno alla Svizzera (1943–1945). In: Arte&Storia. Jahr 14, Nummer 62, August 2014, Edizioni Ticino Management, Lugano 2014, S. 358–367.
  • Rossana Cardani Vergani, Heidi Amrein, Valentin Boissonas: L’ultimo guerriero longobardo ritrovato a Stabio TI. In Archeologia svizzera. Nummer 26, 2003.
  • Virgilio Gilardoni: Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande S.A., Bellinzona 1967, S. 24, 36, 37, 186, 226, 378, 435, 563–566.
  • Glauco Martinetti, Alessandro Pesce (Hrsg.): Rapelli: 1929–2004; il coraggio di un’idea. Rapelli Sa, Stabio 2004.
  • Giuseppe Martinola (Hrsg.): Stabio. In: Invito al Mendrisiotto. Lions Club del Mendrisiotto, Bellinzona 1965, S. 18–22; derselben: Stabio. In: Inventario d’arte del Mendrisiotto. Band I, Edizioni dello Stato, Bellinzona 1975, S. 502–534.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 435–436.
  • Costanza Pastore: La dispersione del patrimonio archeologico di Stabio. In: Rossana Cardani Vergani, Sergio Pescia (Hrsg.), Stabio antica. Dal reperto alla storia. Comune di Stabio, Armando Dadò Editore, Locarno 2006.[35]
  • Giovanni Andrea Scartazzini, Fabrizio Panzera: Il processo di Stabio!: una disamina storica della vicenda. Giampiero Casagrande, Lugano 2013.
  • Carlo Speziali: I fatti di Stabio del 22 ottobre 1876. Commemorazione del centenario. Arti grafiche Arturo Salvioni e Co. S.A., Bellinzona 1977.
  • Celestino Trezzini: Stabio. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 6, Sisikon – Steg. Attinger, Neuenburg 1931, S. 485, 486 (PDF Digitalisat).
Commons: Stabio – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise