Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 12

Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 12 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 296; auch Reichstagswahlkreis Stadt Leipzig genannt) war der zwöflte Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt

Der Wahlkreis umfasste die Stadt Leipzig ohne die Vorstädte Reudnitz, Anger-Crottendorf, Neureudnitz, Thonberg, Neuschönefeld, Neustadt, Volkmarsdorf, Lindenau, Sellershausen, Neusellerhausen, Connewitz, Lößnig, Kleinzschocher, Schleußig, Plagwitz, Gohlis und Eutritzsch. Dies entsprach 1867 ursprünglich der Stadt Leipzig.

Der Wahlkreis war eine Parteihochburg der NLP.

Bevölkerungsentwicklung
JahrEinwohner
1890179.689
1895183.133
1900191.833
1905188.740
1910192.178
Berufszugehörige Männer
LandwirtschaftIndustrie und GewerbeHandel und Dienstleistungen
18951,456,242,4
19070,957,541,6
Konfession
EvangelischKatholisch
189092,84,2
190590,25,3
191089,35,7

Abgeordnete

WahlAbgeordneterParteiBild
Reichstagswahl Februar 1867 bis August 1867Karl Georg von Wächterfraktionslos liberal
Reichstagswahl August 1867 bis 1884Eduard StephaniNLP
Ersatzwahl 1875 bis 1877Levin GoldschmidtNLP
Reichstagswahl 1877 bis 1884Eduard StephaniNLP
Reichstagswahl 1884 bis 1890Carl Bruno TröndlinNLP
Reichstagswahl 1890 bis 1893Albert Wilhelm Gustav GoetzNLP0
Reichstagswahl 1893 bis 1903Ernst HasseNLP0
Reichstagswahl 1903 bis 1907Julius MottelerSPD
Reichstagswahl 1907 bis 1918Johannes JunckNLP

Wahlen

1867 (Februar)

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 8905.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl Georg von Wächterfraktionslos445900
Eduard StephaniNLP430700
Rückert9530Restaurateur
Heinrich Wuttke03550Professor

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 9937.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl Georg von Wächterfraktionslos543400
Eduard StephaniNLP450300

1867 (August)

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 6792.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP340700

1871

Es fand ein Wahlgang statt. 19.113 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 8909, 47 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 51,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP731400
August BebelS (Eis)247700
0Sonstige1800

1874

Es fand ein Wahlgang statt. 22.811 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 12.952, 113 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 57,3 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP922400
August BebelS (Eis)365100
0Sonstige7700

Ersatzwahl 1875

Eduard Stephani legte das Mandat im Frühjahr 1875 aus Gesundheitsgründen nieder. Die Ersatzwahl fand am 11. Mai 1875 statt. Es fand ein Wahlgang statt. 25.840 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 17.803, 153 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Levin GoldschmidtNLP820300
August BebelS (Eis)401800
von CriegernKons7310Präsident

1877

Es fand ein Wahlgang statt. 25.840 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 17.803, 153 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP10.77600
August BebelS325000
Professor HänelF173700
0Sonstige2000

1878

Es fand ein Wahlgang statt. 27.019 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 20.199, 105 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,1 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP11.94000
August BebelS582200
HeineF236100
0Sonstige7600

1881

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 29.695 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 21.862, 137 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 74,1 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP889400
August BebelS648200
Dr. MothesHandwerkerpartei47460Baurat
Dr. VirchowF175000
0Sonstige1100

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 21.684, 96 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 73,3 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Eduard StephaniNLP11.86300
August BebelS982100

1884

Es fand ein Wahlgang statt. 32.334 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 24.433, 120 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Carl Bruno TröndlinNLP12.56600
S967600
F216100
0Sonstige3000

1887

Die Kartellparteien einigten sich auf Tröndlin als gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 34.718 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 30.994, 147 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 89,7 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Carl Bruno TröndlinNLP19.52000
S10.08700
F138200
0Sonstige500

1890

Die Kandidatenaufstellung entsprach der vorherigen Wahl. Die Kartellparteien einigten sich auf einen Kandidaten der NLP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 36.366 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 32.287, 90 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 88,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Rudolf VirchowDF10333,20
Theodor FritschDS25718,00
Albert Wilhelm Gustav GoetzNLP15.51848,20
August BebelSPD12.92140,10
0Sonstige150,10

In der Stichwahl riefen die Antisemiten zur Wahl von Götz auf, die Freisinnigen unterstützten den Kandidaten der SPD. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 32.280, 134 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 88,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albert Wilhelm Gustav GoetzNLP17.46554,30
August BebelSPD14.68145,70

1893

Die Kandidatenaufstellung entsprach der vorherigen Wahl. Die Kartellparteien einigten sich auf einen Kandidaten der NLP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 37.425 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 30.480, 76 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,4 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Otto EnkeDS707723,3Maurermeister aus Leipzig
Eugen RichterFVP6982,30
Ernst HasseNLP10.82635,60
Karl PinkauSPD11.78438,70
0Sonstige190,10

In der Stichwahl riefen die Antisemiten zur Wahl von Hasse auf. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 30.691, 227 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,0 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Ernst HasseNLP16.24153,30
Karl PinkauSPD14.22446,70

1898

Die Kartellparteien einigten sich erneut auf einen Kandidaten der NLP. Der BdL schloss sich dem Bündnis nicht an und gab die Wahl frei. Auch DSR und NS traten nicht bei und stellten eigene Kandidaten auf. Die FVg unterstützte den Kandidaten der FVP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 39.825 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 30.788, 78 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 77,3 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Max HaedickeDSR606119,1Dr. med. in Leipzig
Carl August Ludwig von MunckelFVP1960,70
Ernst HasseNLP11.87638,70
Max LorenzNS8092,6Redakteur
Conrad SchmidtSPD11.73938,20
0Sonstige190,10

In der Stichwahl riefen die Antisemiten und der NS zur Wahl von Hasse auf. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 31.677, 213 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Ernst HasseNLP17.05754,20
Conrad SchmidtSPD14.40745,80

1903

NLP, Konservative und DR einigten sich auf einen Kandidaten der NLP. Der auch vom Mieterverein der Stadt Leipzig unterstützt wurde. Die Freisinnigen unterstützen den Kandidaten des NS. Die FVg unterstützte den Kandidaten der FVP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 42.194 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 34.581, 105 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,0 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Ernst HasseNLP14.72542,70
Hermann BöthkeNS33339,70
Felix PorschZentrum2520,70
Johannes MottelerSPD16.14046,80
0Sonstige260,10

Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 36.453, Die Wahlbeteiligung betrug 86,4 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Ernst HasseNLP16.31445,10
Johannes MottelerSPD19.83954,90

1907

Die Antisemiten bemühten sich um Unterstützung für den Grafen Reventlow als rechten Kandidaten, entschieden sich dann aber kurz vor der Wahl auf eine eigene Kandidatur zu verzichten. Bis auf die Zählkandidatur des Zentrums unterstützen daher alle bürgerlichen Parteien den NLP-Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 42.935 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 38.786, 149 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 90,3 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Johannes JunckNLP24.04462,20
Heinrich LangeSPD14.36637,20
Matthias ErzbergerZentrum2150,60
0Sonstige550,10

1912

Junck stieß bei den Konservativen auf Widerspruch. Diese stellten jedoch keinen eigenen Kandidaten auf. Stell dessen nominierte eine „Nationale-Wähler-Versammlung“ den parteilosen Marinepfarrer Wangemann, der dann die Unterstützung der Konservativen, des BdL und der DR erhielt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 45.705 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 39.515, 217 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Johannes JunckNLP18.19046,30
Matthias ErzbergerZentrum1050,30
Cohen-ReußSPD17.52544,60
Johannes WangemannParteilos34248,70
0Sonstige550,10

Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 340.709, 244 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 89,1 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Johannes JunckNLP21.56753,30
Cohen-ReußSPD18.89846,70

Literatur

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1159–1162.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 226.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 140, Digitalisat.