R.A.M.I.

Modellautos

R.A.M.I. ist die Markenbezeichnung für Spielzeug-Modellautos aus Zinkguss, die zwischen 1958 und 1969 vom Hersteller J.M.K. in Lure im französischen Département Haute-Saône produziert wurden.

Amédée Bollée La Mancelle
Das Gobron-Brillié Double Phaeton von 1899 war Modell Nr. 11. Während es auf der Bodenplatte korrekt beschriftet ist, findet sich auf der Verpackung die (falsche) Bezeichnung "Gobron-Brillée". Diesem Modell fehlt das Verdeck über der hinteren Sitzbank.
Packard

Unternehmensgeschichte

Die Idee, Automodelle herzustellen, ging von Henri Malartre aus Lyon und den Herren Jarry und Koch aus. Der Firmenname setzt sich aus dem ersten Buchstaben ihrer Nachnamen zusammen.

Henri Malartre war ein Unternehmer aus der Autoverwertungsbranche und Sammler von vor allem französischen Automobilen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. 1959 kaufte er das Château de Rochetaillée aus dem 12. Jahrhundert in Rochetaillée-sur-Saône nahe Lyon und richtete dort ein heute noch bestehendes Automobilmuseum ein, das Musée Henri Malartre. M. Jarry war im Außendienst bei der Kunstgießerei Quirin in Luxeuil-les-Bains angestellt, die auch Spielzeug (Figuren, Modelle, Automodelle) der Marke Quiralu herstellte. M. Koch war Vertreter für die Weberei du Pont in Lure.

Der Name R.A.M.I. ist abgeleitet von les Rétrospectives Automobiles Miniatures (etwa "automobile Miniatur-Rückschau"). Die meisten Vorbilder für die produzierten Automodelle fanden sich praktischerweise in Malartres Museum, wo sie für Vermessungen jederzeit zur Verfügung standen. Die Prototypen stellte M. Rivoire aus Villeurbanne her; sie sind heute gesuchte Sammlerstücke. Nach deren Abnahme durch J.M.K. wurden in Oyonnax Gussformen hergestellt; den Guss selber besorgte die SIMEB S.A. in Fougerolles. Zusammenbau und Verpackung der Modelle wurden in Heimarbeit in Lure vergeben, was zeitweilig eine begehrte Nebentätigkeit gewesen zu sein scheint.

Das erste Modell, das Renault Taxi de la Marne, erschien 1958.

1967 verstarb M. Koch und M. Jarry ging in den Ruhestand. Danach verebbte das Interesse an der Herstellung dieser Modelle. Es scheint, dass die Produktion danach eher formlos eingestellt wurde.[1]

Die Automodelle

Gedacht waren R.A.M.I.-Modelle als Spielzeug. Wer also minutiöse Nachbildungen erwartet, wird enttäuscht werden, zumal der Guss eher einfach gehalten ist. Dennoch ist zu erkennen, welches Vorbild gemeint ist. Der typische Aufbau eines R.A.M.I.-Modells besteht aus der Bodenplatte samt Kotflügeln, dem Vorbau (Motorhaube), der Karosserie und dem Dach resp. Verdeck. Einige Limousinen haben eine zweiteilige Karosserie. Beim allerersten Modell, dem erwähnten Renault Taxi de la Marne, ist die Karosserie längs geteilt. Die beiden Hälften sind zusammengesteckt und gemeinsam mit der Bodenplatte vernietet. Innenausstattung für die geschlossenen Modelle gibt es nur so weit sichtbar. Limousinen-Karosserien haben unten einen "Steg" anstelle der Vordersitze. Dieser wird mit der Bodenplatte verbunden.

Frühe Modelle haben universell verwendbare Speichenräder in zwei Größen aus gelbem, weißem oder rotem Kunststoff. Sie werden einfach auf die Achsen gesteckt, die ihrerseits bloße Metallstifte sind, welche durch Ösen in der Bodenplatte geführt werden. Kühlermaske, Lampen und Beschläge bestehen aus jeweils einem einzelnen Metallguss und wirken eher bronziert wie aus Messing; Lampen haben keine Gläser. Ein liebevolles Detail bei manchen Modellen wie dem Panhard et Levassor "La Marquise" 1908 ist ein echtes Drahtgitter, welches dem Kühlerrahmen hinterlegt ist. Bei diesem Modell findet sich zudem ein Reserverad auf dem Dach, das unter einem abnehmbaren Deckel aus Spritzguss untergebracht ist.

Bei späteren Modellen bestehen die Beschläge aus beschichtetem Kunststoff, was ihnen etwas von ihrem Charme nimmt.

Ein weiteres Zugeständnis an die jugendliche Kundschaft ist die teilweise erheblich vom Vorbild abweichende Lackierung der Modelle mit manchmal etwas gewöhnungsbedürftiger Farbgebung und -kombination. Ähnliches kann aber auch bei anderen Modellautos aus dieser Zeit festgestellt werden, sowohl bei solchen aus Spritzguss wie etwa Safir oder aus Kunststoff wie Minialuxe oder Norev.

Die meisten Modelle entsprechen in etwa dem für Modellautos gängigen Maßstab von 1 : 43 (analog Nenngröße 0 für Modelleisenbahnen). Eine Ausnahme stellt das Hispano-Suiza J 12 Coupé (eigentlich ein Landaulet) mit der Nr. 10 dar. Die großen Abmessungen des Originals führten dazu, dass ein kleinerer Maßstab gewählt wurde damit das Modell in die Normschachtel passt. Auch dies war und ist bei vielen Modellherstellern gängige Praxis.

Sammeln von R.A.M.I.-Modellen

Obwohl R.A.M.I.-Modelle längst nicht mehr hergestellt werden, ist das Sammeln verhältnismäßig einfach: Es gibt eine klare Produktionszeit und wenig Varianten. Im Internet, auf Tauschbörsen, Flohmärkten oder in Antiquitätengeschäften sind immer wieder Angebote zu finden. Wie immer ist darauf zu achten, dass die Modelle komplett und unverkratzt sind. Neuwertige Modelle mit Originalschachtel erzielen die höchsten Preise; R.A.M.I.-Modelle sind jedoch im Allgemeinen erschwinglich. Zeitweilig wurden von Sammlern Originalverpackungen nachproduziert.

Modellliste

Die nachstehende Liste enthält eine Übersicht über alle in der Verkaufsliteratur aufgeführtenR.A.M.I.-Modelle in der dort abgebildeten Farbkombination. Einige Modelle waren in mehreren Varianten und Abweichungen erhältlich; unter Sammlern begehrt sind auch Exemplare mit Montagefehlern vom Hersteller.

Art.ModellVorbildLackierungDach/
Verdeck
SitzeeingeführtBemerkungen
1Renault Taxi de la Marne 1905/1916Renault Type AG-1dunkelrot/schwarzschwarzschwarz1958diverse Varianten, auch schwarz und weiß; Museumsbestand: Type AG-1 (1914)
2-1De Dion-Bouton Vis-à-Vis 1900De Dion-Bouton Vis-à-Visgrau/schwarzohneschwarz1958
2-2Motobloc Tonneau 1902rot/schwarzohnehellgrau1968Chromspeichenräder
3Lion-Peugeot Double Phaëton 1908Lion-Peugeot VC 3blau/schwarzohnerot/blau1958
4Citroën Type C / 5 HP Torpedogelb/schwarzrot1958graue Scheibenräder
5De Dion-Bouton Cab 1900De Dion-Bouton Vis-à-visgelb/schwarzgrün1958Museumsbestand
6Bugatti Type 35 Cblauohnerot1959Museumsbestand; korrekte Breitspeichenfelgen
7Citroën B10 Berline 1925Type B / 10 HPgelb/schwarzhellgrau1959
8Sizaire et Naudin Course 1906weißohnerot1959Museumsbestand; Voiturette
9Rochet-Schneider Vis-à-vis 1895gelb/schwarzweißrot1960
10Hispano-Suiza J 12 Coupéauch 54 CV Type 68creme/schwarzschwarzrot1960Chromscheibenräder; Landaulet de Ville
11Gobron-Brillée 1899Gobron-Brilliérot/schwarzschwarzschwarz1961entspricht nicht dem Fahrzeug im Museum
12Gauthier-Wehrlé 1897hellbraunhellgraurot1962mehrere (Farb-)Varianten mit und ohne bewegliche Frontscheibe(n); "Gauthier" ist Falschschreibung
13Packard Landaulet 1912Packard Eighteenbraun/schwarzschwarzrot1962
14Peugeot Coupé 1898Peugeot Typ 21hellblau/schwarzgraurot1962Type 21
15Ford T Roadster 1907Modell T 2-pass. Runabout (1909)elfenbeingrau oder schwarzrot1963Der Runabout wurde erst 1909 eingeführt
16Ford T Torpedo 1908Modell T Touring (1908)schwarzgrauschwarz1963
17Panhard et Levassor "La Marquise" Limousine 1908schwarz/lila/braunhellgraurot1964
18Panhard et Levassor Tonneau BallonType P2D Wagonette (1895)schwarz/lilagraurot1964
19Hautier Voiture Electrique 1898Taxi (Elektrodroschke)schwarz/orangegraurot1964Taxi
20Delaunay-Belleville Double-phaéton 1904schwarz/weißbraunrot1964
21Georges Richard Tonneau 1902schwarz/rotgraucreme1964
22Scotte Voiture à Vapeur 1892blau/orangehellgraurot1965Teilnehmer am Rennen Paris-Rouen 1894, Kutschenräder
23Renault Tonneauschwarz/weißohnerot1965
24Lorraine-Dietrich 1911Lorraine-Dietrich 1911orange/beige/schwarzgraublau1965Variante: hellblau statt beige
25Panhard et Levassor Tonneau 1895P2Ddunkelgrün/schwarzohnebraun/weiß1965
26Delahaye Phaëtonrot/schwarzgrauweiß1965
27Audibert & Lavirottegrün/schwarzohneorange1966
28Léon Bollée Double Berline 1911rot/schwarzblau1966
29S.P.A. Course 1912rotohneweiß1966
30Amédée Bollée La Mancelle à vapeur 1878grün/schwarzbeige/graurot1966
31Luc Court Course 2 Baquets 1901Luc Court 8 CVgelb/schwarz (weiß/braun?)ohnerot1967Variante: weiße Karosserie (selten)
32Brazier 1908Brasier Landauletschwarz/gelb/grünschwarzschwarz1967Räder verchromt
33Berliet Limousine 1910gelb/grün/schwarzgrau od. schwarzohne1967Museumsbestand: Berliet Type C2 (1908)
34Mieusset 1903purpur/schwarz1967
35De Dion-Bouton Course 1902weiß1968
36Lacroix de Laville 1898La Nef1968Lacroix & de La Ville war der Hersteller; die Marke hieß La Nef
37Delage Torpedo 1932Delage Type D.8ziegelrot/weiß1968Type D.8; das Vorbild ist ein bekanntes Einzelstück; korrekte Farbgebung
38Mercedes-Benz SSK 1927weiß1968Metallräder
39Opel Laubfrosch1968

Quelle:[2]

Die Nr. 2 (De Dion-Bouton Vis-à-Vis) wurde 1968 vom Motobloc Tonneau 1902 abgelöst; die Artikelnr. 2 wurde dazu neu vergeben.

Das Gobron-Brillié Double Phaeton von 1899 (Nr. 11) ist zwar auf der Bodenplatte korrekt beschriftet, auf der Verpackung findet sich aber die (falsche) Bezeichnung "Gobron-Brillée".

Verpackung

Die Modelle wurden zunächst in einer Einheits-Kartonschachtel ausgeliefert. Sie war in rot und weiß gehalten und zeigte stets eine Zeichnung des Renault Tonneau 1895. Zur Identifizierung des darin enthaltene Modells waren dessen Bezeichnung (ohne Artikelnummer) und der Maßstab in ein Feld auf der Stirn- und der Unterseite gedruckt, resp. ab 1965 gestempelt.

Ab 1967 gab es Kunststoffboxen mit meist grauem Boden (seltener: blau, schwarz oder dunkelrot) und durchsichtiger Haube. Die Bodenplatte erhielt einen golden beschichteten Aufkleber mit der Fahrzeugbezeichnung. Die Modelle wurden mit je einem Gummiband pro Achse an in der Bodenplatte ausgeformten Haken auf dieser befestigt. Ein Karton mit einem gezeichneten Hintergrund wurde hinterlegt, sodass ein Diorama-Effekt entstand.[3]

Kataloge

R.A.M.I. hat während der Produktionszeit seiner Modelle fünf Kataloge herausgegeben:[4]:

  • Nr. 1 / 1960 mit 10 Modellen auf zwei Seiten
  • Nr. 2 / ca. 1961 (ohne Angaben)
  • Nr. 3 / 1964 mit 20 Modellen auf drei Seiten
  • Nr. 4 / 1966 mit 29 Modellen auf zehn Seiten. Teilweise wurden Fotos der Vorbilder verwendet.
  • Nr. 5 / 1969 mit 38 Modellen auf 38 Seiten. Neu ist als Nr. 2 das Motobloc Tonneau 1902 anstelle des De Dion-Bouton Vis-à-vis aufgeführt.

Eine andere Internetseite listet mehr als fünf Kataloge auf, darunter auch deutschsprachige.[5]

Wiederbelebung

Anlässlich einer Zuverlässigkeitsprüfung für Veteranenfahrzeuge legte der Club L’Amicale Alsacienne de Voiture d’Epoque in Obernai 1989 das Modell Nr. 35, De Dion-Bouton Course 1902, in einer Serie von 150 Exemplaren neu auf.[6]

Commons: RAMI – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Amicale RAMI Auf rami-jmk.com (französisch).
  • RAMI Auf aquitaine33.com (französisch).
  • 50 ans de passion Auf rami-by-jmk.wifeo.com (französisch).
  • Rod Ward, Charles Barnett: RAMI: Les retrospectives automobiles miniature (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Auf zeteo.com (englisch).

Einzelnachweise