Projekt 22160

Klasse von 6 (geplanten) russischen Küstenschutzschiffen, im Bau seit 2014

Das Projekt 22160, nach dem Typschiff auch als Wassili-Bykow-Klasse bezeichnet, ist eine Klasse von sechs Korvetten[3] der Schwarzmeerflotte der russischen Marine. Sie stuft die Klasse als schweres Patrouillenboot ein.

Projekt 22160
Dmitri Rogatschjow, 2019
Dmitri Rogatschjow, 2019
Schiffsdaten
LandRussland Russland
SchiffsartKorvette
Patrouillenboot
BauzeitraumSeit 2014
Stapellauf des TypschiffesAugust 2017
Gebaute Einheiten4
Dienstzeitseit 2018
Schiffsmaße und Besatzung
Länge91,4 m (Lüa)
Breite14,5 m
Tiefgang (max.)4,8 m
Verdrängung1300–1500 t
 
Besatzung40[1] (Bis zu 80, je nach Mission[2])
Maschinenanlage
MaschineCODAG
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat25.000 kW (33.991 PS)
Höchst­geschwindigkeit30 kn (56 km/h)
Propeller2
Bewaffnung
Sensoren
  • TK-25 (ECM + Sonar)
  • PK-10 (ECM)
  • Positiv-M1-Radar
  • MGK-335M-03-Sonar

Die Schiffe sind modular ausgelegt und können in kurzer Zeit für spezifische Missionen ausgerüstet werden.[2][3]

Geschichte

Bau

Die Kiellegung der ersten Einheit des Projekt 22160 erfolgte am 26. Februar 2014 unter dem Namen Wassili Bykow auf der Schiffswerft Selenodolsk in Selenodolsk. Die Korvette lief im August 2017 vom Stapel.

Ursprünglich war geplant, neben den bestellten sechs Einheiten weitere sechs Boote zu bauen. Diesen Folgeauftrag zog die russische Marine im Juni 2022 (zur Zeit des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022) mit der offiziellen Begründung wegen mangelnder Leistungen zurück.[4]

Zwischenfälle

Seit seiner Indienststellung gab es mehrere Zwischenfälle und Angriffe auf Schiffe dieses Typs.

Angriffe auf die Sergei Kotow im Juli und September 2023

Am 25. Juli 2023 wurde die Sergei Kotow 370 Kilometer südwestlich von Sewastopol von zwei ukrainischen Überwasserdrohnen angegriffen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden die Drohnen durch Beschuss in einer Entfernung von 1000 und 800 Metern zerstört.[5]

Einen weiteren Angriff mit zwei ukrainischen Überwasserdrohnen am 14. September 2023 machte die ukrainische Seite am 18. September publik, Russland bestätigte ihn. Laut ukrainischen Meldungen wurde die Sergei Kotow schwer beschädigt, sie werde längere Zeit in Reparatur sein.[6][7] Die russische Seite meldete, dass alle angreifenden Marinedrohnen zerstört worden seien.[8]

Warnschüsse der Wassili Bykow auf Frachter im August 2023

Die Wassili Bykow stoppte am 13. August 2023 mit Warnschüssen den türkischen Frachter Sukru Okan, der – unter der Flagge des Pazifikstaates Palau – auf dem Weg in den ukrainischen Donauhafen Ismajil war. Der Frachter soll laut russischem Militär nicht auf Stoppsignale reagiert haben. Nach Warnschüssen aus automatischen Waffen stoppte das Schiff. Von der Wassili Bykow wurde ein Hubschrauber mit Soldaten zur Kontrolle des Frachters bzw. der Fracht übergesetzt. Der Frachter durfte nach der Kontrolle die Fahrt fortsetzen. Dem Online-Schiffstracker Vesselfinder nach dürfte sich der Zwischenfall dicht vor der türkischen Küste ereignet haben.[9]

Explosionen auf der Pawel Derschawin im Oktober 2023

Im Oktober 2023 kam es zu einer Explosion auf der Pawel Derschawin im Schwarzen Meer.[10] Nach ukrainischen Angaben war die 2020 in Dienst gestellte Korvette durch die Explosion am 11. Oktober 2023 nahe dem Hafen von Sewastopol beschädigt worden.[11] Die Ursache der Explosion war zunächst unklar, genannt wurden Angriffe durch ukrainische Drohnen, ukrainische Raketen oder das Auflaufen auf eine russische Seemine.[12] Laut Ukrinform soll die Ursache ein Angriff mit Seedrohnen des Typs Sea Baby gewesen sein.[13] Am 13. Oktober 2023 meldeten ukrainische Stellen, dass die Pawel Derschawin zusammen mit einem Kriegsschiff der Bujan-Klasse erneut mit Seedrohnen angegriffen und beschädigt worden sein soll.[14]

Versenkung der Sergei Kotow im März 2024

Video der ukrainischen Streitkräfte, das den Angriff auf die Sergei Kotow zeigt

Am 5. März 2024 berichtete der ukrainische Militärgeheimdienst HUR, die Sergei Kotow bei einem Drohnenangriff mit MAGURA-V5-Seedrohnen[15] in ukrainischem Hoheitsgewässer nahe der Kertsch-Straße vor der Halbinsel Krim versenkt zu haben. Durchgeführt wurde die Operation von der ukrainischen Spezialeinheit „Gruppe 13“. Auch der prorussische Militärblog „Belorusski Silowik“ und der dem russischen Verteidigungsministerium nahestehende Blog „Rybar“ meldeten, dass das Schiff getroffen worden sei. Einzelne russische Medien sprachen von der Zerstörung des Schiffs,[16] der Angriff ist in einem Video des HUR zu sehen.[17] Die strategisch wichtige Krim-Brücke war in der Nacht nach Drohnenangriffen gesperrt.[18]

Einheiten

Bau-Nr.KennungNameBauwerftKiellegungStapellaufIndienststellungBemerkungen (Flotte)
161368Wassili Bykow
(Василий Быков)
Schiffswerft Selenodolsk,
Selenodolsk
26. Februar 2014August 201720. Dezember 2018aktiv (Schwarzes Meer)
162375Dmitri Rogatschjow
(Дмитрий Рогачёв)
25. Juli 2014201711. Juni 2019
163363Pawel Derschawin
(Павел Державин)
Saliw-Werft,
Kertsch
18. Februar 201621. Februar 201927. November 2020soll im Oktober 2023 durch eine ukrainische Seedrohne beschädigt worden sein.[19]
164383Sergei Kotow
(Сергей Котов, counter admiral/aKonteradmiral, 1912–1999)
8. Mai 201629. Januar 2021[20]Mai 2022[21]versenkt, 5. März 2024
(nach ukrainischen Angaben)[22]
165Wiktor Weliki
(Виктор Великий)
Schiffswerft Selenodolsk,
Selenodolsk
25. November 2016im Bau
166Nikolai Sipjagin
(Николай Сипягин)
13. Januar 2018

Technische Beschreibung

Rumpf und Antrieb

Der Rumpf einer Einheit der Klasse ist 91,4 Meter lang, 14,5 Meter breit und hat bei einer Verdrängung von 1300–1500 Tonnen einen Tiefgang von 4,8 Metern.[1] Der Antrieb erfolgt durch Dieselmotoren und Gasturbinen, mit einer Gesamtleistung von 34.000 PS (25.000 kW). Die Leistung wird an zwei Wellen mit je einer Schraube abgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 Knoten (56 km/h).[2]

Bewaffnung

Auf dem Vorschiff befindet sich ein 57-mm-(А-220М)- oder 76,2-mm-(AK-176MA)-Geschütz. Zur Luftverteidigung ist ein Gibka-Mehrfachstarter für Igla-Luftabwehrraketen installiert. Optional können die Korvetten mit zwei Vierfachstartern für Schiff-Schiff- bzw. Schiff-Land-Lenkflugkörper vom Typ Kalibr sowie dem Luftabwehrsystem Schtil-1 ausgerüstet werden.[2]

Ein Kamow Ka-27 Hubschrauber in einem Hangar erweitert die operativen Fähigkeiten des Schiffes.

Commons: Wassili-Bykow-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise