Plastic Logic

Hersteller von E-Paper

Plastic Logic GmbH ist ein in Dresden ansässiger Entwickler und Hersteller von elektrophoretischen Anzeigen (EPD), basierend auf organischen Dünnschichttransistoren (OTFT).[1][2]

Plastic Logic GmbH
RechtsformGmbH
Gründung2000
SitzDresden, Deutschland Deutschland
BrancheHalbleiterindustrie
Websitewww.plasticlogic.com/
Das flexible Kunststoffdisplay von Plastic Logic

Geschichte

Das Unternehmen wurde 2000 durch Richard Friend,[3] Henning Sirringhaus[4] und Stuart Evans[5] als Ableger des Cavendish-Laboratoriums der Universität Cambridge gegründet und ist spezialisiert auf Polymertransistoren und organische Elektronik.

Im Februar 2015 gab das Unternehmen bekannt, dass die Technologieentwicklungs- und Fertigungsteile von Plastic Logic getrennt und als eigenständige Unternehmen weitergeführt werden, um eine Fokussierung zu generieren und gleichzeitig eine Reihe von Möglichkeiten in identifizierten Märkten zu adressieren.[6] Die Firma FlexEnable wurde aus den Mitarbeitern und der Technologie von Plastic Logic in Cambridge, Großbritannien, gegründet.[7][8] Die Produktionsstätte in Dresden, die eine Reihe von flexiblen EPD entwickelt, herstellt und vertreibt, firmiert seitdem unabhängig unter dem Namen Plastic Logic GmbH.[9]

Ehemaliger Sitz von der Plastic Logic GmbH in Dresden (jetzt Fraunhofer-Center Nanoelektronische Technologien)

Das Unternehmen eröffnete die erste Kleinfertigungsanlage am 11. November 2003 in Cambridge, Großbritannien.[10] Am 17. September 2008 wurde in Dresden eine Fabrik für die Massenproduktion von Anzeigen eröffnet.[11]

Am 30. November 2004 kündigte Plastic Logic sein erstes Gerät mit Kunststoffbildschirm an, das von Siemens Communications in seinen mobilen Geräten verwendet werden sollte.[12] Es folgte die Ankündigung eines E-Book-Readers namens QUE proReader. Im August 2010 wurde der QUE proReader jedoch wieder eingestellt.[13] Im September 2011 kündigte das Unternehmen Plastic Logic 100 an, um E-Lehrbücher in russische Schulen zu bringen.[14]

Im Januar 2011 erhielt das Unternehmen 280 Mio. USD an Risikokapital. 230 Mio. USD wurden von Rusnano in das Eigenkapital von Plastic Logic investiert und 50 Mio. USD von Oak Investment Partners, einer mehrstufigen Risikokapitalgesellschaft.[15] Im Mai 2012 stellte Plastic Logic seine „Plastic Inside“-Strategie vor, bei der es seine Kunststoff-Backplanes, Sensoren und Tags an Kunden verkauft, die sie in andere Produkte einbauen.[16]

Am 17. Mai 2012 gab Plastic Logic bekannt, dass das Unternehmen seine Pläne zur Herstellung eigener E-Reader-Geräte aufgibt (und sich stattdessen auf die Lizenzierung seiner bestehenden Technologie konzentriert), seine US-Niederlassung in Mountain View, Kalifornien, schließt und auch an anderer Stelle Personal abbaut.[17][18][19][20]

Im Juli 2012 demonstrierte Plastic Logic ein flexibles Display mit einer Dicke von 130 µm sowie das erste flexible Kunststoffdisplay, das mit organischen Dünnschichttransistoren Farbvideoanimationen mit 12 Bildern pro Sekunde (14 Bilder pro Sekunde in Schwarz-Weiß) wiedergeben kann.[21] Außerdem wurden mehrere Produktkonzepte vorgestellt, darunter ein sehr dünnes E-Paper-Begleitgerät für ein Smartphone. Das 10,7-Zoll-Touchscreen zum Betrachten von Webseiten und Dokumenten wurde so konzipiert, dass die Inhalte leichter zu lesen sind als auf dem Bildschirm eines Smartphones.[22][23]

Im Jahr 2018 wurde die Produktion in Dresden eingestellt und nicht wieder hochgefahren. Das Gebäude wurde an die Fraunhofer-Gesellschaft verkauft für die Verlagerung des Fraunhofer-Center Nanoelektronische Technologien (CNT) vom Infineon-Campus in Dresden hierher.[24] Plastic Logic bezog im Zuge dessen Büros in der Dresdener Innenstadt in der Zwickauer Straße.

Technologie

Die Plastic Logic GmbH lizenziert die auf organischen Dünnschichttransistoren (OTFTs) basierte Technologieplattform von FlexEnable Ltd. (abgespalten von Plastic Logic, 2015). Sie ermöglicht die Herstellung von Elektronik auf flexiblen oder Kunststofffolien, um flexible elektrophoretische Kunststoffdisplays (EPD) in einer Vielzahl von Größen herzustellen.[25] Diese tageslichttauglichen Displays sind leicht, dünn und robust und verbrauchen wenig Batterie. Das Unternehmen gibt an, dass sie eine Lebensdauer von über fünf Jahren und mehr als 10 Millionen Seitenaktualisierungen haben.[26] Die gleiche Technologie kann auch für Anwendungen abseits von Displays verwendet werden.[27] Ein Beispiel ist der weltweit erste flexible Bildsensor auf Kunststoff, der gemeinsam von ISORG und Plastic Logic entwickelt und auf der LOPE-C im Juni 2013 vorgestellt wurde.[28]

Im Januar 2013 erhielt das Unternehmen den „FLEXI 2013 R&D Award“ der FlexTech Alliance für Innovationen in der Herstellung flexibler Displays. Damit wurde die Entwicklung eines skalierbaren Herstellungsverfahrens für die Integration einer Farbfilteranordnung auf einem flexiblen Kunststoffdisplay gewürdigt.[29] Zu den weiteren von der FlexTech Alliance ausgezeichneten Unternehmen gehören Corning, Inc. und American Semiconductor.

Flexible Anzeigen

Plastic Logic entwickelt und fertigt flexible Kunststoffdisplays für Endgeräte von Drittanbietern.[30] Da die Displays aus Kunststoff bestehen, sind sie bruchsicher und für den Einsatz in robusten mobilen Geräten konzipiert.[31] Im März 2013 wählten die Leser der Zeitschrift Elektronik das flexible Farbdisplay von Plastic Logic zum „Optoelektronischen Produkt des Jahres 2013“.[32][33]

Anfang Januar 2013 kündigte das Unternehmen auf der International CES in Las Vegas den Tabletcomputer PaperTab an, das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Intel, Plastic Logic und dem Human Media Lab der Queen’s University (Ontario, Kanada).[34][35] Das PaperTab wird von einem Intel Core i5-Prozessor angetrieben und verfügt über ein flexibles 10,7-Zoll-Kunststoffdisplay, das von Plastic Logic entwickelt und hergestellt wurde. Die graphische Benutzeroberfläche ist gestengesteuert und ermöglicht es dem Benutzer, eine Ansicht zu ändern oder einen Befehl auszuführen, indem er eine Bildschirmecke biegt oder einen Bildschirm auf einen anderen tippt.[36][37] Mehrere PaperTabs können verwendet werden, um Daten nebeneinander als virtueller Desktop anzuzeigen und Medien wie E-Mails und größere Bilder gleichzeitig darzustellen.[38][39][40][41]

Das Unternehmen liefert auch größere Displays, die als E-Paper oder als Zusatzgerät für ein Smartphone verwendet werden können.[42] Weitere Einsatzmöglichkeiten sind ein flexibler und leichter eReader mit großem Formfaktor.[43]

Im März 2013 wurde zusammen mit Toppan Printing Co. auf der Messe Retailtech in Tokio, Japan, der erste großflächige, flexible elektrophoretische Prototyp für ein digital Signage vorgestellt.[44] Der 42-Zoll-Prototyp bestand aus 16 monochromen, flexiblen 10,7-Zoll-Kunststoffdisplays, die in einer 4x4-Konfiguration für Anwendungen mit geringen Betrachtungsabständen aneinandergereiht waren.[45] Der Stromverbrauch der Displays wurde auch für den Einsatz im Katastrophenfall in Gebieten demonstriert, die von Naturkatastrophen bedroht sind, wie z. B. die Gesellschaft nach dem Erdbeben in Japan.[46]

Plastic Logic hat auch Konzepte gezeigt, die mit seinen kleineren Displays möglich sind, wie z. B. tragbare Computer für den Einsatz in den Bereichen Sport, Gesundheit und Medizin.[47][48]

QUE proReader

Der QUE proReader war ein E-Reader-Produkt der ersten Generation. Die endgültige Version des Produkts wurde während einer öffentlichen Veranstaltung auf der CES im Januar 2010 vorgestellt.[49]

Das Produkt wurde im August 2010 eingestellt, ohne jemals ausgeliefert worden zu sein. Das Unternehmen erklärte:

„We recognize the market has dramatically changed, and with the product delays we have experienced, it no longer make sense for us to move forward with our first generation electronic reading product.“

„Wir haben erkannt, dass sich der Markt dramatisch verändert hat, und angesichts der Verzögerungen, die wir erlebt haben, macht es für uns keinen Sinn mehr, mit unserem elektronischen Leseprodukt der ersten Generation weiterzumachen.“[50]

Plastic Logic 100

Plastic Logic 100 war ein „elektronisches Lehrbuch“, das für den Einsatz im Unterricht gedacht war. Seine Verfügbarkeit wurde von Plastic Logic am 12. September 2011 bekannt gegeben. Später in diesem Monat sollte eine Lieferung von Geräten probeweise in ausgewählten Schulen in Russland eingesetzt werden, die als Pioniere des elektronischen Schulbuchprogramms geplant waren.

Das Plastic Logic 100 verwendete eine kunststoffbasierte E-Paper-Technologie. Es verfügte über ein blendfreies 10,7-Zoll-Display, das bruchsicher und gegen Fingerabdrücke geschützt war, sowie eine auf Berührung basierte Benutzeroberfläche.

Das Gerät nutzte Windows CE als Betriebssystem und verfügte über eine maximal Speichergröße von 4 GB. Als Hauptprozessor wurde ein konventioneller AMR-basierter 800-MHz-Prozessor von Marvell eingesetzt. Der Akku sollte bei regelmäßigem Gebrauch, der das Lesen, Unterstreichen und Kommentieren von Text beinhaltet, eine Woche durchhalten.

Aufgrund des im Mai 2012 bekannt gegebenen Strategiewechsels des Unternehmens wurde das Gerät abgekündigt.[51]

Einzelnachweise