Orgelbau Waltershausen

Orgelbau Waltershausen ist eine in Waltershausen ansässige Orgelbauwerkstatt, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Das Unternehmen ist durch Restaurierungen historischer Orgeln und durch historisch orientierte Neubauten hervorgetreten. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf der Orgellandschaft Thüringen.

Orgelbau Waltershausen GmbH
RechtsformGmbH
Gründung31. Mai 1991
SitzWaltershausen
LeitungStephan Krause und Joachim Stade
Mitarbeiterzahl9
BrancheMusikinstrumentenbau
Websiteorgelbau-waltershausen.de

Geschichte

Die Werkstatt wurde am 31. Mai 1991 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Ebenso wie beim thüringischen Rösel & Hercher Orgelbau wurde die Firmengründung erst durch die Deutsche Wiedervereinigung ermöglicht.[1] Mitbegründer waren die Orgelbauer Stephan Krause, Bernhard Kutter, Joachim Stade und Dietmar Ullmann, die sich als Gesellen bei Rudolf Böhm Orgelbau, Gotha, kennen gelernt hatten. Stade (* 8. Juni 1961) war von 1982 bis 1984 Lehrling und von 1985 bis 1991 Geselle bei Böhm. Im Jahr 1997 legte er die Meisterprüfung ab. Krause (* 24. April 1963 in Erfurt) erlernte von 1983 bis 1986 den Orgelbau beim VEB Frankfurter Orgelbau Sauer und war anschließend bis 1991 Geselle bei Böhm. Kutter (* 12. Februar 1961) war ebenfalls Geselle bei Böhm, bevor er 1991 zusammen mit Krause und Stade Geschäftsführer der Werkstatt Orgelbau Waltershausen wurde.[2]

Die jungen Orgelbauer arbeiteten sich in die klassischen Orgelbauhandwerkstechniken des 18. Jahrhunderts ein. Schon beim ersten größeren Orgelneubau 1993 in Völkershausen (Vacha) wurde eine historische Stimmung nach Georg Andreas Sorge (1764) gelegt. Ein Umzug in größere Werkstatträume im Jahr 1995 führte zu neuen Möglichkeiten und zog ab dem 1. Februar 1996 eine neue Unternehmensform als GmbH nach sich. Prägend für die Firma wurde die Restaurierung der Orgel der Stadtkirche Waltershausen von 1995 bis 1998. Nach dem Ausstieg von Kutter im Jahr 2005, der sich 2006 mit Orgelbau Kutter selbstständig machte,[3] übernahmen als Geschäftsführer der Orgelbaumeister Joachim Stade und Stephan Krause die Verantwortung für sieben Mitarbeiter.

Werkliste (Auswahl)

JahrOrtBauwerkBildManualeRegisterAnmerkungen
1993Völkershausen (Vacha)MichaeliskircheII/P25Neubau, freistehender Spieltisch mit drittem Manual als Koppelmanual, Spiegelprinzipal im Prospekt, Pedal auf Hauptwerklade mit drei Transmissionen
1994–1995MechterstädtMarienkirche
II/P25Restaurierung der Orgel von Carl Christian Hoffmann (1770)
1993–1996GräfenhainSt. Trinitatis
II/P22Restaurierung der Orgel von Johann Christoph Thielemann (1728–1731)[4]
1993–1997MühlbergSt. Lukas II/P26Restaurierung der Orgel von Franciscus Volckland (1729) und Ernst Siegfried Hesse (1824)[5]
1997EisenachHainsteinkapelleI/P12Neubau mit geteilten Schleifen, Meisterstück Joachim Stade
1997SchalkauSt. JohannisII/P23Teilrestaurierung der Orgel von Friedrich Wilhelm Holland (1875)
1997Schmerbach (Waltershausen)ChristuskircheII/P16Restaurierung der Orgel von Friedrich Knauf (2. Hälfte 19. Jahrhundert)
1995–1998WaltershausenStadtkirche III/P47Restaurierung der Orgel von Tobias Heinrich Gottfried Trost (1722–1730)[6]Orgel der Stadtkirche (Waltershausen)
1997–1998SondershausenSt. ElisabethII/P16Neubau
1998EcklingerodeSt. ValentinII/P16Restaurierung der Orgel von Louis Krell (um 1900)
1998UntergeisEv. KircheI/P11Restaurierung der Orgel von Johann Wilhelm Schmerbach der Mittlere[7]
1998–1999WanderslebenSt. Petri
II/P23Restaurierung der Orgel von Johann Georg Schröter (1724); 5 Register ganz und 9 teilweise erhalten, Übriges rekonstruiert[8]
2001HülfensbergFranziskanerkloster, „Christus der Erlöser“
III/P36Neubau mit elektrischen Trakturen
2001Schleid (Rhön)Maria SchneeII/P18Restaurierung der Orgel von Barthel Brünner (1748) und Heinrich Hahner (1878)
2002MolschlebenSt. Peter und PaulII/P18Restaurierung der Orgel von Johann Friedrich Schulze (1856)
2002Riethnordhausen (bei Erfurt)St. BonifatiusII/P12Neubau
2002Bremen (Geisa)St. Jakobus und BarbaraI/P12Restaurierung der Orgel von Johann-Markus Oestreich (um 1800)[9]
2003OesterbehringenChristuskircheII/P23Restaurierung der Orgel von Valentin Knauf (1827)
2001–2004SeebergenSt. Georg II/P30Restaurierung der Orgel von Ernst Ludwig Hesse (1824)
2004VachaJohanneskircheII/P26Restaurierung der Orgel von Johann Michael Holland (1831)
2004SeebachSt. JohannisII/P23Restaurierung der Orgel von Wilhelm Rühlmann (1909)
2004Roßbach (Hünfeld)Mariä HimmelfahrtII/P16Restaurierung der Orgel der Gebrüder Euler (1892)
2004DermbachHeilige Dreifaltigkeit
II/P22Neubau im barocken Gehäuse von Johann Casper Beck (1754)
2005LauchaSt.-Kilians-KircheII/P14Restaurierung der Orgel von Hugo Böhm (1888, Meisterstück)
2005RühstädtDorfkirche RühstädtI/P10Rekonstruktion der Orgel von Joachim Wagner (1738), Gehäuse und einige Register erhalten, Übriges rekonstruiert[10]
2005MeimbressenEv. KircheII/P22Neubau im barocken Gehäuse
2005GräfenrodaSt. Laurentius II/P24Restaurierung/Rekonstruktion der Orgel von Johann Anton Weise (1736)[11]
2001–2006KaltenlengsfeldEvang. Kirche
II/P22Restaurierung der Orgel von Johann Caspar Rommel (1755–1757)[12]
2006UchenhofenDorfkircheI/P10Neubau im Stil von Johann-Markus Oestreich
2006WahlwinkelSt. GotthardII/P21Restaurierung der Orgel von Georg Andreas und Ernst Siegfried Hesse (1829)
2006KerstlingerodeSt. Johannes der TäuferII/P13Restaurierung der Orgel von Carl Heyder (1860)
2006GefellStadtkirche Unserer lieben Frau
II/P24Restaurierung der Orgel von Trampeli (1807) → Orgel
2006DippachSt.-Katharina-KircheI/P13Restaurierung der Orgel von Friedrich Wilhelm Holland (um 1850)
2007ArnsgrünDorfkirche
I/P9Restaurierung der Orgel von Johann Gottlob Trampeli (1784) → Orgel
2007BurghaunMariae HimmelfahrtII/P20Restaurierung der Orgel der Gebrüder Euler (1878)[13]
2007WickerstedtSt. Vitus II/P12Restaurierung der Orgel von Johann Christian Adam Gerhard (1835)
2007Twiste (Twistetal)St. VeitII/P12Restaurierung der Orgel von Jacob Vogt (1862) in Zusammenarbeit mit Wilhelm Rühle
2008NiedergründauBergkirche
II/P31Restaurierung der Orgel von Georg Franz und Wilhelm August Ratzmann (1839)[14]
2008 und 2014SömmerdaSt. Bonifatius
II/P29Restaurierung der Orgel von Johann Georg Krippendorf (1701–1709)
2008SchwabhausenDreifaltigkeitskirche
II/P20Restaurierung der Orgel von Georg Franz Ratzmann (1836)
2008Floh-SeligenthalFloher KircheII/P27Restaurierung der Orgel von Johann-Markus Oestreich (1789)[15]
2007–2009Heidelbach (Alsfeld)Evangelische KircheI/P12Restaurierung der Orgel von Johann Hartmann Bernhard (1817–1818)[16]
2009HenfstädtDorfkirche HenfstädtI/P11Restaurierung der Orgel von Johann Valentin Nößler (1747)
2009AlsbergHeilig KreuzI/P13Restaurierung der Orgel von Fritz Clewing (1893)
2009LangenselboldEv. KircheII/P32Neubau mit Doppelregistratur, Prospektentwurf von Aaron Werbick
2009KleinfurraSt. AnnenII/P13Restaurierung der Orgel von Wilhelm Rühlmann (1911)
2010OßmannstedtSt.-Petrus-Kirche II/P21Restaurierung der Orgel von Johann Benjamin Witzmann (1810)[17]
2011WeimarHerz-Jesu-Kirche III/P59Neubau
2012WorbisAntoniuskircheIII/P35Neubau/Rekonstruktion hinter dem historischen Prospekt von Adam Öhninger (1696), modifiziert mitteltönige Stimmung
2016BillerbeckPropsteikirche St. LutgerusIV/P11Neubau der Chororgel, nur vom Generalspieltisch anspielbar
2018/1019Groß-EichenEv. Kirche I/P11Restaurierung der Orgel von Philipp Ernst Wegmann (1771)

Literatur

  • Felix Friedrich, Eberhard Kneipel: Orgeln in Thüringen – Ein Reiseführer (= 242. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Kamprad, Altenburg 2010, ISBN 978-3-930550-67-8.
  • Bernhard Kutter: Orgelbaugesellschaft Waltershausen GbR. In: Thüringer Orgeljournal. 1994, S. 31–33.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 323–324.
  • Franz-Liszt-Gedächtnisorgel 8. Mai 2011 (= Kapitel u. a. mit Disposition der Orgel). In: Christoph Stölzl und Wolfram Huschke (Hrsg.): Réminiscences à Liszt. Weimar 2011. Ohne ISBN. Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Weimar 2011, S. 111–128 (gesamt: 256).[18]

Einzelnachweise