Olympische Winterspiele 1924/Skispringen

Skispringen bei den Olympischen Winterspielen

Bei den I. Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix fand ein Wettbewerb im Skispringen statt. Alle Nordischen Skiwettbewerbe der Spiele galten gleichzeitig als 1. Nordische Skiweltmeisterschaften. Austragungsort war die Sprungschanze Le Mont.

Skispringen bei den
Olympischen Winterspielen 1924
Information
AustragungsortFrankreichFrankreich Chamonix
WettkampfstätteLe Mont
Nationen9
Athleten27 (27 Marssymbol (männlich))
Datum4. Februar 1924
Entscheidungen1

1921 hatte das Internationale Olympische Komitee beschlossen, eine „Internationale Woche des Sports“ abzuhalten. Diese wurde 1924 in Chamonix erstmals veranstaltet und ein so großer Erfolg, dass das IOC sie 1926 nachträglich zu den ersten Olympischen Winterspielen erklärte. Neben olympischen Medaillen wurden auch Weltmeisterschaftsmedaillen vergeben.

Bilanz

Medaillenspiegel

PlatzLand Gesamt
1Norwegen  Norwegen112
2Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten11
Gesamt1113

Medaillengewinner

DisziplinGoldSilberBronze
SpezialsprunglaufNorwegen Jacob Tullin Thams (NOR)Norwegen Narve Bonna (NOR)Vereinigte Staaten Anders Haugen (USA)

Ergebnisse

SportartSkispringen
DisziplinNormalschanze
GeschlechtMänner
Teilnehmer27 Athleten aus 9 Ländern
WettkampfortLe Mont
Wettkampfphase4. Februar 1924
Medaillengewinner
Norwegen Jacob Tullin Thams (NOR)
Norwegen Narve Bonna (NOR)
Vereinigte Staaten 48 Anders Haugen (USA)
1928

Das norwegische Team bestand aus zwei Springern, Narve Bonna und Jacob Tullin Thams, sowie den zwei Allroundern Einar Landvik und dem dreifachen Goldmedaillen-Gewinner Thorleif Haug. Letzterer galt nicht als einer der besten vier norwegischen Skispringer, aber sein Platz im Team wurde ihm zu Ehren seiner großen Allroundfähigkeiten im Skisport gegeben. Als einzig ernstzunehmender Konkurrent gegen die norwegische Vormachtstellung galt der norwegischstämmige US-Springer Anders Haugen, der für seine weiten und waghalsigen Sprünge, aber auch für seinen robusten Stil und instabile Landungen bekannt war.

Im ersten Durchgang ging Thams mit einem Sprung von 49,0 m vor Bonna und Haugen in Führung. Haug lag mit 44,0 m sowie hervorragenden Haltungsnoten auf Platz 4. Im zweiten Durchgang gelang Thams erneut ein Sprung auf 49,0 m, jedoch mit besseren Stilnoten als noch beim ersten Versuch. Haugen machte mit 50,0 m den weitesten Sprung des Wettkampfes, wurde jedoch abermals mit schlechten Haltungsnoten für seine Landung bestraft. Haug sprang 44,5 m mit ebenfalls verbesserter Haltung. Bonna egalisierte die 49,0 m von Thams, aber es gelang ihm nicht, seinen Landsmann im Gesamtergebnis zu überbieten. Somit kam es zu einem erneuten Medaillenrausch für die Norweger: Gold für Thams, Silber an Bonna sowie Bronze für Haug. Nach Ende des Wettkampfes zeigten sich noch einige Springer in einem Schauspringen dem Publikum und sprangen von höchstmöglicher Anlauflänge. Thoralf Strømstad erreichte mit 57,5 m den weitesten Sprung. Seine Marke wurde jedoch kurz darauf von Thams und Bonna gleichgestellt.

Knapp 40 Jahre später kontaktierte Strømstad den norwegischen Skihistoriker Jacob Vaage und behauptete, dass die Punkte des Skisprung-Wettkampfes für Thorleif Haug falsch berechnet worden seien und sich dieser somit hinter Anders Haugen befinden müsse. Vaage überprüfte den Fall und stimmte Strømstad zu. 1974 beschloss das IOC, die Bronzemedaille dem zu diesem Zeitpunkt bereits 86-jährigen Haugen zu verleihen. Er wurde nach Norwegen eingeladen und bei einer feierlichen Zeremonie wurde ihm Haugs Bronzemedaille von dessen jüngster Tochter übergeben. Thorleif Haug selbst war bereits im Dezember 1934 an einer Lungenentzündung verstorben.

Platz#St.
Ordn.
LandAthletSprung 1Sprung 2∅ Punkte
WeitePunkteWeitePunkte
193Norwegen  NORJacob Tullin Thams49,0 m18,79349,0 m19,12718,960
24321Norwegen  NORNarve Bonna47,5 m18,37549,0 m19,00018,688
32614Vereinigte Staaten 48  USAAnders Haugen49,0 m18,33350,0 m17,50017,917
43516Norwegen  NORThorleif Haug44,0 m17,75044,5 m17,87517,813
521Norwegen  NOREinar Landvik42,0 m17,16744,5 m17,87717,522
6104Schweden  SWEAxel-Herman Nilsson42,5 m16,96044,0 m17,33317,147
74220Schweden  SWEMenotti Jakobsson43,0 m17,16742,0 m17,00017,083
84925Schweiz  SUIAlexandre Girard-Bille40,5 m16,71041,5 m16,87716,793
92312Schweden  SWENils Lindh41,0 m16,66741,5 m16,80816,738
10115Tschechoslowakei 1920  TCHFrantišek Wende40,5 m15,87744,0 m17,08316,480
114522Finnland  FINSulo Jääskeläinen42,5 m16,54342,5 m16,29316,418
125227Schweden  SWENils Sundh41,5 m16,29341,0 m16,50016,397
133919Finnland  FINTuure Nieminen42,5 m16,19241,0 m16,33316,262
143717Vereinigte Staaten 48  USALeMoine Batson43,5 m16,20842,5 m16,19216,200
1582Frankreich  FRAKléber Balmat36,0 m15,16739,0 m15,83315,500
164824Vereinigte Staaten 48  USAHarry Lien40,0 m15,33341,5 m14,50214,917
172513Italien 1861  ITALuigi Faure34,0 m14,08333,5 m13,93714,010
183818Schweiz  SUIPeter Schmid33,0 m13,50033,5 m13,37513,438
19147Italien 1861  ITAMario Cavalla32,0 m12,75032,5 m12,46012,605
202010Tschechoslowakei 1920  TCHKarel Koldovský33,5 m09,25239,0 m15,75012,501
215026Polen 1919  POLAndrzej Krzeptowski33,0 m12,75032,0 m12,16712,458
22178Frankreich  FRAGilbert Ravanel32,5 m12,96032,0 m11,83312,397
232211Schweiz  SUIHans Eidenbenz42,0 m16,460Sturz04,16710,313
24199Schweiz  SUIXaver AffentrangerSturz02,66732,5 m12,96007,813
25126Frankreich  FRAMartial PayotSturz03,50032,5 m11,21007,355
264723Tschechoslowakei 1920  TCHJosef BímSturz02,667Sturz02,00002,333
272915Frankreich  FRALouis AlbertSturzSturzDNF
DNS?-Polen  POLFranciszek Bujak-DNS
DNS?-Vereinigtes Konigreich  GBRGuy Clarkson-DNS
DNS?-Italien  ITAIvo Demenego-DNS
DNS?-Ungarn  HUNIstván Déván-DNS
DNS27–32-Finnland  FINVerner Eklöf-DNS
DNS30–34-Ungarn  HUNAladár Háberl-DNS
DNS?-Italien  ITAPio Imboden-DNS
DNS?-Vereinigtes Konigreich  GBRAlex Keiller-DNS
DNS?-Vereinigtes Konigreich  GBRChris Mackintosh-DNS
DNS?-Polen  POLHenryk Mückenbrunn-DNS
DNS13/15-Vereinigte Staaten 48  USASigurd Overby-DNS
DNS?-Finnland  FINArmas Palmros-DNS
DNS?-Tschechoslowakei 1920  TCHMilda Prokopec-DNS