Milchpfropfsyndrom

Darmverschluss beim Neugeborenen
Klassifikation nach ICD-10
P76.2Darmverschluss beim Neugeborenen durch eingedickte Milch
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Milchpfropfsyndrom ist ein Darmverschluss beim Neugeborenen durch einen Laktobezoar im unteren Dünndarm aufgrund von eingedickter Milch, meist bei Kunstnahrung.[1][2]

Synonyme sind: englisch Inpissated-milk-Syndrome; Milk Curd Syndrome; Smythe’s syndrome; Colonic milk curd obstruction

Im Jahre 1959 beschrieben Richard S. Wolf und James Bruce eine Operation eines Laktobezoars.[3]

Die Beschreibung als Krankheitsbild stammt aus dem Jahre 1969 durch die englischen Kinderchirurgen R. C. M. Cook und P. P. Rickham.[4]

Die Namensbezeichnung bezieht sich auf den südafrikanischen Arzt Patrick M. Smythe zusammen mit B.J. Dremin und S. Cywes und deren Bericht aus dem Jahre 1970 als „Inspissated milk syndrome“.[5]

Vorkommen

Das Syndrom ist sehr selten. Meistens sind Frühgeborene im Alter von wenigen Tagen bis mehreren Wochen betroffen. Nachdem es zwischenzeitlich weitgehend verschwunden war, kommt es mit dem besseren Überleben extremer Frühgeborenen wieder häufiger vor. Meistens liegt das Geburtsgewicht unter 1000 g und das Gestationsalter unter 28 Wochen. Das männliche Geschlecht scheint häufiger betroffen zu sein.[6][7][8]

Ursache

Das Syndrom kommt nur bei nicht gestillten, mit Kuhmilchpräparaten ernährten Säuglingen vor. Als Ursache wird der hohe Anteil an Fett, Protein und Kalzium, eine bestehende Dehydratation sowie eine Unreife des Dünndarmes beim Früh- und Neugeborenen diskutiert.[1][7]

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:[2]

Es besteht die Gefahr einer Darmperforation durch Druckulzera.

Diagnose

Klinisch und bildgebend findet sich eine echogene Masse im rechten Unterbauch. Hinzu kommen entfärbte Stühle.[6][2]

Differentialdiagnose

Abzugrenzen ist der Mekoniumileus und das Mekoniumpfropf-Syndrom.

Therapie

Die Behandlung besteht durch Einläufe.[9]

Literatur

  • Marcel Bettex (Hrsg.), Max Grob (Begr.), D. Berger (Bearb.), N. Genton, M. Stockmann: Kinderchirurgie. Diagnostik, Indikation, Therapie, Prognose. 2., neubearbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart/ New York 1982, S. 7.58, ISBN 3-13-338102-4
  • A. Jain, S. V. Godambe, S. Clarke, P. C. Chow: Unusually late presentation of lactobezoar leading to necrotising enterocolitis in an extremely low birthweight infant. In: BMJ Case Reports. Band 2009, 2009, S. , doi:10.1136/bcr.03.2009.1708, PMID 21789104, PMC 3028062 (freier Volltext).
  • S. Wagener, D. Cartwright, C. Bourke: Milk curd obstruction in premature infants receiving fortified expressed breast milk. In: Journal of paediatrics and child health. Band 45, Nummer 4, April 2009, S. 228–230, doi:10.1111/j.1440-1754.2008.01460.x, PMID 19426380.
  • E. R. Flikweert, E. R. La Hei, Y. B. De Rijke, K. Van de Ven: Return of the milk curd syndrome. In: Pediatric surgery international. Band 19, Nummer 9–10, November 2003, S. 628–631, doi:10.1007/s00383-003-0968-7, PMID 14600769.
  • A. Karkiner, G. Temir, M. Hoşgör, C. Günşar, I. Karaca: Ceacal perforation in a premature newborn infant complicating milk curd syndrome: case report. In: The Turkish journal of gastroenterology : the official journal of Turkish Society of Gastroenterology. Band 14, Nummer 2, Juni 2003, S. 148–150, PMID 14614645.

Einzelnachweise