Langenzenn
Langenzenn (fränkisch: „Langadsen“[2]) ist eine Stadt im nordwestlichen Landkreis Fürth in Mittelfranken. Als einziges Unterzentrum im Landkreis Fürth ist Langenzenn insbesondere wegen der weiterführenden Schulen für den nördlichen Landkreis von zentraler Bedeutung.[3]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | , 10° 48′ O49° 30′ N, 10° 48′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Mittelfranken | |
Landkreis: | Fürth | |
Höhe: | 313 m ü. NHN | |
Fläche: | 46,33 km2 | |
Einwohner: | 10.924 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 236 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 90579 | |
Vorwahlen: | 09101, 09102 | |
Kfz-Kennzeichen: | FÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 09 5 73 120 | |
Stadtgliederung: | 23 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: | Friedrich-Ebert-Straße 7 90579 Langenzenn | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Jürgen Habel (parteilos) | |
Lage der Stadt Langenzenn im Landkreis Fürth | ||
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![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/01/Landkreis_F%C3%BCrth.svg/299px-Landkreis_F%C3%BCrth.svg.png)
Geografie
Geografische Lage
Der Ort liegt an der Zenn, einem von mehreren Flüssen, die in die im Osten gelegene Regnitz fließen. Diese Flüsse und größeren Bäche haben das leicht wellige Hügelland geprägt, das als Rangau bezeichnet wird. Die Ortsmitte liegt auf 312 m ü. NHN. Im Süden begrenzt der 427 m ü. NHN hohe Dillenberg das Gemeindegebiet.[4]
Geologisch liegt Langenzenn im mittelfränkischen Becken des fränkischen Keuper-Lias-Lands. Entlang des Zenngrunds erstrecken sich Lehrberg-Schichten des mittleren Gipskeupers, südlich und nördlich Blasensandstein des Sandsteinkeupers.[5] Sowohl der Sandstein als Baumaterial wie auch die Tone zur Ziegelherstellung wurden seit dem Mittelalter abgebaut.
Langenzenn ist Teil der Metropolregion Nürnberg und gehört damit zur Planungsregion Industrieregion Mittelfranken. Gut erreichbar sind die größeren Städte Fürth, Erlangen und Nürnberg.
Die Fläche des Stadtgebiets beträgt 4633 Hektar. Davon sind 51 % landwirtschaftliche Nutzfläche (350 ha Dauergrünland und 1595 ha Ackerland) und 29 % bewaldet. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen nehmen einen Anteil von 16 % ein.[6]
Nachbargemeinden
- Wilhermsdorf (6,3 km)
- Großhabersdorf
- Cadolzburg (7,36 km)
- Veitsbronn (6,29 km)
- Puschendorf (4,41 km)
- Emskirchen (8,19 km)
- Hagenbüchach (4,41 km)
Gemeindegliederung
Es gibt 23 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[7][8]
- Alizberg (Weiler)
- Burggrafenhof (Dorf)
- Erlachskirchen (Weiler)
- Gauchsmühle (Einöde)
- Göckershof (Einöde)
- Hagenmühle (Einöde)
- Hammermühle (Einöde)
- Hammerschmiede (Weiler)
- Hardhof (Weiler)
- Hausen (Weiler)
- Heinersdorf (Dorf)
- Horbach (Dorf)
- Keidenzell (Kirchdorf)
- Kirchfembach (Kirchdorf)
- Klaushof (Weiler)
- Langenzenn (Hauptort)
- Laubendorf (Pfarrdorf)
- Lohe (Dorf)
- Lohmühle (Weiler)
- Ödenhof (Einöde)
- Stinzendorf (Dorf)
- Wasenmühle (Einöde)
- Wittinghof (Weiler)
Neumühle zählt zum Gemeindeteil Langenzenn und Heinersdorfer Mühle zum Gemeindeteil Heinersdorf. Fallmeisterei ist eine Wüstung auf dem Gemeindegebiet.
Geschichte
Vorgeschichte
Die ersten Belege für Siedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet stammen aus der Mittelsteinzeit (um 10.000–6000 v. Chr.). Funde aus dieser Zeit, überwiegend Pfeilspitzen und kleine Werkzeuge, wurden im Hardgraben, in Stinzendorf, Erlachskirchen und Wittinghof entdeckt.
Mit Beginn der Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit begann der Mensch mit der Urbarmachung der Landschaft. Die dichten Wälder wurden in Ackerland verwandelt. Aus dieser Zeit wurden verschiedene Steinbeile, Pfeilspitzen und Werkzeuge gefunden, die im Heimatmuseum besichtigt werden können.
Auf dem Stadtgebiet Langenzenns liegen 13 Grabhügel aus der Hallstattzeit (um 1200–750 v. Chr.). Dies lässt auf eine relativ dichte Besiedelung in dieser Zeit schließen. Das am gründlichsten untersuchte Hügelgrab liegt im Hardwald und wurde 1896 von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg unter Leitung von Wilhelm Bernett freigelegt. Dieser Grabhügel hatte einen Durchmesser von 30 bei einer Höhe von 2,5 Metern und bestand hauptsächlich aus sauber geschichteten Sandsteinquadern, die aus einem eine Stunde weit entfernten Steinbruch stammten. Geschätzte 1100 Fuhren waren hierfür notwendig. Nach der Untersuchung wurde der Grabhügel fast vollständig abgetragen; die Steine wurden zur Ausbesserung von Wegen verwendet.
Den frühesten Hinweis auf eine Befestigung und damit auf eine dauerhafte Ansiedlung ist ein 1980 auf dem Marktplatz gefundener Eichenpfahl, der vom Rheinischen Landesmuseum Trier auf das Jahr 497 datiert wurde.
Frühes Mittelalter
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/11/Otto_I_Manuscriptum_Mediolanense_c_1200.jpg/220px-Otto_I_Manuscriptum_Mediolanense_c_1200.jpg)
Langenzenn entwickelte sich höchstwahrscheinlich aus einem Königshof mit benachbarter Marktsiedlung. Letztere wurde bereits 903 erwähnt, als König Ludwig IV. neben anderen Gütern auch „Zenna“ Bischof Erchanbald von Eichstätt übertrug. Der Ortsname leitet sich von dem gleichlautenden Gewässernamen ab, dem das angelsächsische Wort „dānian“ (feucht sein) zugrunde liegt.[9]
Am 16. Juni 954 hielt der deutsche König und spätere Kaiser Otto I. in „Cinnam“ einen großen Reichstag ab mit dem Ziel, die Verschwörung seines Sohnes Liudolf, des Erzbischofs von Mainz Friedrich und Konrads des Roten, Ottos Schwiegersohn, sowie etlicher weiterer Adliger zu beenden. Ottos Bruder Herzog Heinrich I. von Bayern behauptete, die Verschwörer hätten mit den zu dieser Zeit ins Land einfallenden Ungarn paktiert, was Liudolf abstritt. Er hätte lediglich den freien Abzug erkauft. Im Laufe der Versammlung unterwarfen sich Friedrich und Konrad dem König, während Liudolf in der Nacht davoneilte und erst später in Regensburg von Otto gestellt und unterworfen wurde. Nachdem das Land wieder geeint war, konnte Otto am 10. August 955 die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend schlagen. Allein die Möglichkeit, den höchsten Reichsadel mitsamt Gefolge versorgen zu können, lässt auf eine nicht unerhebliche Wirtschaftskraft Langenzenns zu dieser Zeit schließen.
Vom Königshof zur Stadt
1021 ging Langenzenn durch eine Schenkung Kaisers Heinrichs II. mit Herzogenaurach an das Erzbistum Bamberg. Kurz vorher hatte er es von einem Grafen Chunrad zurückerhalten. Die vorherigen Besitzverhältnisse liegen im Dunkeln.
Die Nürnberger Burggrafen bauten im 13. Jahrhundert ihr Herrschaftsgebiet zielstrebig aus. Auch Langenzenn wurde um 1248 von den Zollern (später: Hohenzollern) erworben. Dadurch entstanden in der Region neue Verwaltungsgebiete, für die häufig die Königshöfe als Verwaltungs- und Gerichtssitze dienten. So wurde auch Langenzenn ein Amt.
Im Jahr 1331 wurde der Ort erstmals urkundlich als „Langencenne“ bezeugt zur besseren Unterscheidung von Ober- und Unternzenn und Zennhausen (bei Neuhof an der Zenn).[9] In der Folgezeit erhielt Langenzenn auch das Marktrecht.
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3d/Langenzenn_Lindenturm.jpg/170px-Langenzenn_Lindenturm.jpg)
Das Stadtrecht erhielt Langenzenn um 1360. Ebenfalls in dieser Zeit wurde das Halsgericht von Cadolzburg nach Langenzenn verlegt. Damit erhielt die Stadt neben der niederen Gerichtsbarkeit, die sie schon seit den Zeiten als Königshof innegehabt haben dürfte, auch die hohe Gerichtsbarkeit. Damit durfte in Langenzenn über schwere Straftaten gerichtet und die Todesstrafe ausgesprochen und vollzogen werden. Noch heute erinnert der Galgenberg im Osten Langenzenns daran. Die Aufgaben und Verfahren des hohen Gerichts waren in der Brandenburgische[n] Peinliche[n] Halsgerichtsordnung geregelt, die die Markgrafen Kasimir und Georg von Brandenburg-Kulmbach zunächst nach Vorbild der Bambergischen Peinlichen Halsgerichtsordnung erließen und die später die von Kaiser Karl V. auf dem Augsburger Reichstag erlassene Constitutio Criminalis Carolina ergänzte. Aus dieser Zeit sind noch viele Prozessakten erhalten geblieben mit etlichen Todesurteilen wegen Inzucht, Totschlag, Diebstahl und Mord. Von 1569 bis 1592 wurden zwölf Hexenprozesse durchgeführt und zehn Frauen und ein Mann als Hexen/Hexer verbrannt.[10]
Das Münzrecht erhielt die Stadt am 20. Januar 1361 von Kaiser Karl IV. Damit hatte Langenzenn alle Rechte einer mittelalterlichen Stadt und war ein wichtiges Zentrum der Region.
1382 wurde in Langenzenn ein Spital gegründet. Der älteste Teil des Spitalgebäudes ist der Haupttrakt im Süden aus dem Jahr 1536. Der Stifter war möglicherweise der damalige Bamberger Domherr Johannes von Seckendorff.[11]
Während des Städtekriegs wurde Langenzenn 1388 von durchziehenden Armeen eingeäschert. Auch die 1280 erbaute Marienkirche wurde vollständig niedergebrannt. Nur eine hölzerne Marienstatue konnte, schwarz von Ruß, jedoch unversehrt, aus der Kirchenruine geborgen werden. Die „Schwarze Maria“ war von da an und auch nach der Reformation bis 1580[12] Ziel von Wallfahrten. 1842 wurde sie verkauft, ihr Verbleib ist unbekannt.[13]
Eine Urkunde von 1414 belegt, dass Langenzenn einen vom Markgrafen ernannten Vogt hatte. Zum Stadtvogteienamt gehörten neben Langenzenn die Orte Burggrafenhof, Dürrnbuch, Dürrnfarrnbach, Heinersdorf, Horbach, Keidenzell, Kirchfarrnbach, Laubendorf, Lohe, Oberulsenbach, Raindorf, Retzelfembach, Seukendorf, Siedelbach und Veitsbronn.
1464 wurden die Ämter Cadolzburg, Langenzenn und Roßtal zum Oberamt Cadolzburg zusammengefasst, in dem Langenzenn der einzige Ort mit Stadtrecht war.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zogen unter anderem Johann T’Serclaes von Tilly, Wallenstein und Octavio Piccolomini mit ihren Armeen durch das Gebiet. Die Stadt wurde wiederholt (etwa im Herbst 1631[14]) geplündert; viele Bürger flohen nach Nürnberg. Zur Wiederbesiedelung trugen nicht zuletzt die österreichischen Exulanten bei, die sich nach dem Krieg dort niederließen.[15]
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c9/Langenzenn_1710.png/220px-Langenzenn_1710.png)
Dem Stadtbrand von 1720 fiel das Rathaus von 1612 zum Opfer. Ein neues, noch heute bestehendes Rathaus wurde zwischen 1721 und 1727 errichtet.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Langenzenn ca. 150 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte der Rat Langenzenn. Grundherren waren das brandenburg-ansbachische Kastenamt Cadolzburg (Ratshaus, Amtshaus, 12 Güter, ca. 130 Häuser) und das Klosteramt Langenzenn (Klosteranlage, 3 Häuser).[16]
Markgraf Karl Alexander verkaufte 1791 seine beiden Fürstentümer Bayreuth und Ansbach, zu dem auch Langenzenn gehörte, an Preußen. Durch die damit verbundene Verwaltungs- und Gerichtsreform verlor Langenzenn 1797 sein Stadtvogteienamt und das Halsgericht. Ersetzt wurden sie durch das Justizamt Cadolzburg und das Kammeramt Cadolzburg, wodurch Exekutive und Legislative zum ersten Mal getrennt waren. Eine Sonderstellung behielt Langenzenn dennoch, da es als kreisunmittelbare Stadt direkt der neu gegründeten Kreisdirektion Schwabach unterstellt war. Langenzenn erhielt auch ein Stadtgericht, einen Justiz- und einen Polizeibürgermeister.
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Nachdem Preußen im Vierten Koalitionskrieg Napoléon unterlegen war, fiel das Fürstentum Ansbach 1806, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag, an das Königreich Bayern.
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Langenzenn gebildet, zu dem Alizberg, Gauchsmühle, Neumühle, Lohmühle und Wasenmühle gehörten. Wenig später entstand die Munizipalgemeinde mit einem Magistrat III. Klasse Langenzenn, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Cadolzburg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Cadolzburg (1919 in Finanzamt Cadolzburg umbenannt).[17][18] Dadurch verlor sie ihre Kreisunmittelbarkeit und das Stadtgericht. Mehrere Versuche seitens Langenzenns, ein königliches Amt zurückzuerhalten, verliefen erfolglos.[19]
Ab 1862 gehörte Langenzenn zum Bezirksamt Fürth (1939 in Landkreis Fürth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Cadolzburg (1879 in Amtsgericht Cadolzburg umbenannt), seit 1931 ist das Amtsgericht Fürth zuständig. Die Finanzverwaltung wurde am 1. Januar 1929 vom Finanzamt Fürth übernommen. Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Gebietsfläche von 11,681 km².[20]
1865 wurde die Bahnlinie Würzburg–Neustadt–Fürth–Nürnberg eröffnet. Dadurch verringerten sich der Durchgangsverkehr und die Einnahmen aus Brücken- und Wegezoll der Stadt. Vorher war Langenzenn eine wichtige Verkehrsstation; 1850 passierten circa 5600 Fuhrwerke die Stadt.[21]
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann in Langenzenn die Industrialisierung. 1878 wurde Langenzenn an das Telegrafennetz und 1901 ans Telefonnetz angeschlossen. 1848 wurden Straßenlampen mit Petroleum eingeführt, am 9. Februar 1911 erfolgte der Anschluss ans Stromnetz. Die erste Wasserleitung wurde 1862 verlegt und musste 1895–1905 erweitert werden. Ein Grundpfeiler der wirtschaftlichen Entwicklung in dieser Zeit waren die Ziegelfabriken. Dennoch blieb Langenzenns Wirtschaftskraft weit hinter der von Fürth und Nürnberg zurück. Langenzenn wurde von einer der „bedeutendsten Städte[n] des Fürstentums Ansbach“ des frühen 19. Jahrhunderts zu einem der „unbedeutendsten Orte“ im Regierungsbezirk Mittelfranken 1920.[22]
Nationalsozialismus
Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe war 1928 der 1920 in die NSDAP eingetretene Adolf Meyer (1895–1966).[23]1934 wurde in Langenzenn ein Lager des Reichsarbeitsdienstes eingerichtet (, 10° 47′ 8″ O ). 1935 erhielt es den Namen Adam Kraft. Dort mussten jeweils 200 junge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren vor dem Wehrdienst für sechs Monate den gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsdienst leisten.
Am 30. März 1936 wurde eine Luftschutzschule im Spital eröffnet, um die örtliche Bevölkerung in geeignete Maßnahmen bei Luftangriffen einzuweisen.
Bei der Wahlveranstaltung am Vortag der Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich sprach Gauleiter und Stürmerherausgeber Julius Streicher auf dem inzwischen in Adolf-Hitler-Platz umbenannten Marktplatz. Der Stadtschreiber Ulrich vermerkte zur Wahl am 10. April 1938: „Man merkt, daß, wer wählt, dem Führer sein ‚Ja‘ gibt.“ Bei 1692 abgegebenen Stimmen gab es keine Gegenstimme.
Der Bau eines Heims der Hitler-Jugend begann am 21. Mai 1938 und es wurde 1942 fertiggestellt. Das Hermann Göring gewidmete Heim diente der HJ für verschiedene Veranstaltungen. Am 16. April 1945 zerstörten es die einrückenden Alliierten. 1948 wurde an dieser Stelle die katholische Kirche (Neubau 1972) errichtet (, 10° 47′ 11″ O ).[24]
Im Zweiten Weltkrieg kamen Frauen und Kinder zunächst aus dem durch Luftangriffe gefährdeten Norden Deutschlands nach Langenzenn, später auch aus Nürnberg und Fürth. Am Ende des Krieges waren circa 2500 Flüchtlinge in der Stadt. Auch in Langenzenn gab es mehrmals Fliegeralarm; einige Gebäude brannten nach Bombenabwürfen ab.[25]
Ab 1943 betrieb die Gestapo Nürnberg in Langenzenn ein Strafarbeitslager für Ausländer. Die Gefangenen aus Polen, Russland und Westeuropa wurden hauptsächlich in der Ziegelfertigung, aber auch in anderen Langenzenner Betrieben eingesetzt. Dort mussten sie unter schweren Misshandlungen anstrengende körperliche Tätigkeiten verrichten. Die hygienischen Bedingungen und die Nahrungsversorgung der Gefangenen war erdenklich schlecht. Die Anzahl der Internierten ist nicht bekannt; mindestens 100 Menschen fanden den Tod.[26][27] Auf Grund der Misshandlungen wurde der für das Arbeitslager zuständige Polizeipräsident in Nürnberg-Fürth, SS-Obergruppenführer Benno Martin angeklagt. Am 14. November 1949 wurde er vom Landgericht Nürnberg-Fürth freigesprochen.[28]
Am 16. April 1945 wurde Langenzenn von den Amerikanern eingenommen. Da sich die wenigen deutschen Truppen in die Außenorte verlagerten, kam es in Langenzenn kaum zu Kämpfen. Im Gegensatz dazu wurden Neuhof, wo sich die SS verschanzt hatte und Hausen – in dem heutigen Gemeindeteil Langenzenns hielten sich Soldaten der deutschen Wehrmacht auf – nahezu zerstört. Die Alliierten richteten im Zenngrund ein Kriegsgefangenenlager ein, in dem bis zu 60.000 Gefangene interniert waren. Bereits ab 8. Mai 1945 wurde es wieder aufgelöst.[29]
Gegenwart
Aufgrund der hohen Belastung des Stadthaushalts seit der Gesundheitsreform von 2003 beschloss der Stadtrat, das zuletzt 1994 renovierte Krankenhaus (, 10° 47′ 45″ O ) zu schließen. Es hatte 20 Belegbetten und schloss nach 625 Jahren am 30. Oktober 2007.[11] 2009 folgte die Schließung des Altenpflegeheims der Hospitalstiftung. Nach erneuten Sanierungs- und Umbauarbeiten wurde das ehemalige Spital neuer Sitz der Stadtverwaltung.[30]
Der Bau eines Bürgerwindparks – fünf Windräder – ist vorbereitet. Seit Monaten verweigert die zuständige regionale Genehmigungsbehörde ihre Zustimmung, weil Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) die Behörden angewiesen hat, vorerst keine weiteren Windparks in Bayern zu genehmigen.[31]
Geschichte einzelner Gemeindeteile
Horbach
Die erste bekannte Erwähnung des Ortes im Osten Langenzenns im Gültbuch des Sankt-Klara-Klosters Nürnberg stammt von 1316. Während kirchlich und schulisch Horbach schon immer zu Langenzenn gehörte, wurde 1808 eine eigene Gemeinde Horbach, zu der auch Göckershof, Hausen, Kagenhof, Raindorf und Seckendorf gehörten, gegründet. Bis auf Raindorf, das zu Veitsbronn kam, und Seckendorf (zu Cadolzburg) wurde die Gemeinde 1978 in Langenzenn eingemeindet.[32]
Keidenzell
Keidenzell liegt südlich von Burggrafenhof und Langenzenn und nördlich des Dillenbergs. Die erste urkundliche Erwähnung war um 1365 als „Keydenzelle“. Der Dreißigjährige Krieg traf den Ort hart: Zwischen 1632 und 1660 lag er „öde“. Auch die Kirche war zerstört. Im Jahr 1808 entstand die Gemeinde Keidenzell, zu der auch Burggrafenhof, Hammerschmiede, Klaushof, Ödenhof, Stinzendorf und Wittinghof gehörten. Am 1. Mai 1978 wurde sie nach Langenzenn eingemeindet.[32]
Kirchfembach
Kirchfembach wurde erstmals um 1150 urkundlich erwähnt, als ein „Ekkehard de Vuenbach“ einen Vertrag des Abtes des Bamberger Klosters Michelsberg und des Bischofs von Würzburg bezeugte. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte der Ort zu Emskirchen. Nach Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges waren 1648 von vorher 24 Herdstätten nur noch sieben Höfe bewohnt. 1808 wurde die politische Gemeinde Kirchfembach gebildet, zu der die Hagenmühle und die Hammermühle gehörten. Am 1. Januar 1972 wurde diese Gemeinde in Langenzenn eingegliedert.[33] Seitdem wird das unter Denkmalschutz stehende Schulgebäude nicht mehr als Schule genutzt.
Laubendorf
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/2/2b/Laubendorf.jpg/220px-Laubendorf.jpg)
Laubendorf, erstmals 1237 als „Lubendorff“ und sechs Jahre später als „Lovbendorf“ in Urkunden erwähnt, liegt zwei Kilometer zennaufwärts im Westen Langenzenns.
1407 wurde erstmals eine Pfarrkirche in Laubendorf erwähnt. Ein Tausch mit dem Bamberger Domkapitel im Jahre 1424, veranlasst von Friedrich I. von Brandenburg, brachte das Pfarrlehen Laubendorf in den Besitz des Augustinerchorherrenstifts Langenzenn. Deshalb wurde Laubendorf nach 1525 protestantisch. Der Ort erlebte während des Dreißigjährigen Krieges mehrere Truppendurchzüge und wurde des Öfteren geplündert und gebrandschatzt.
Wie Horbach und Keidenzell wurde Laubendorf 1808 eine politische Gemeinde. Zu ihr gehörten neben Laubendorf Erlachskirchen, Hardhof, Heinersdorf und Lohe. 1822 wurde Laubendorf aus dem Dekanat Cadolzburg ausgegliedert und kam zum Dekanat Markt Erlbach. Am 1. Juli 1972 kam Laubendorf im Zuge der Gebietsreform zu Langenzenn.[33]
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Kirchfembach im Zuge der der Gebietsreform in Bayern nach Langenzenn eingegliedert. Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Laubendorf eingegliedert,[34] am 1. Mai 1978 die Gemeinde Horbach (ohne Raindorf und Seckendorf) und Keidenzell.[35]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Langenzenn
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2007 | 2011 | 2016 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 1.489 | 1.995 | 1.864 | 1.786 | 1.759 | 1.744 | 1.712 | 1.776 | 1.732 | 1.722 | 1.795 | 1.951 | 1.973 | 2.003 | 1.925 | 2.078 | 2.307 | 2811 | 3816 | 4.277 | 4.794 | 5.221 | 8.193 | 10.518 | 10.303 | 10.511 |
Häuser[36] | 172 | 186 | 195 | 222 | 219 | 226 | 273 | 401 | 659 | 2.030 | 2.934 | |||||||||||||||
Quelle | [37] | [38] | [39] | [40] | [41] | [42] | [43] | [44] | [45] | [46] | [39] | [47] | [39] | [48] | [39] | [49] | [39] | [39] | [39] | [50] | [20] | [51] | [52] | [53] | [53] | [53] |
Ort Langenzenn
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 1.489+ | 1.966 | 1.726× | 1.687 | 1.684 | 1.893 | 2.029 | 4.220* | 4.733* | 5.128† | 5.499° |
Häuser[36] | 172+ | 186 | 213 | 216 | 267 | 395* | 648* | 1.332° | |||
Quelle | [37] | [38] | [40] | [42] | [45] | [47] | [49] | [50] | [20] | [51] | [52] |