Landtagswahl im Saarland 2012

Wahl des 15. Landtags des Saarlandes
2009Landtagswahl 20122017
(in %)[1]
Wahlbeteiligung: 61,6 %
 %
40
30
20
10
0
35,2
30,6
16,1
7,4
5,0
1,7
1,2
1,2
1,5
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
+0,7
+6,1
−5,2
+7,4
−0,9
−0,3
−8,0
−0,3
+0,4

Die Wahl zum 15. saarländischen Landtag fand am 25. März 2012 statt. Nach der Aufkündigung der seit 2009 regierenden Jamaika-Koalition durch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und darauf folgenden, gescheiterten Verhandlungen über eine Große Koalition löste sich der Landtag am 26. Januar 2012 auf, um den Weg für vorzeitige Neuwahlen frei zu machen.[2]

     
Insgesamt 51 Sitze

Als stärkste Kraft ging die CDU von Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer aus der Wahl hervor, gefolgt von der SPD und der Linken. Im Vergleich zur Wahl 2009 konnte die SPD mit Gewinnen von 6,1 Prozentpunkten ihr Ergebnis deutlich verbessern. Der Piratenpartei, die erstmals zu einer Landtagswahl im Saarland antrat, gelang mit 7,4 % der Stimmen aus dem Stand der Einzug in den Landtag und somit zum ersten Mal in das Landesparlament eines deutschen Flächenstaates. Verlierer der Wahl waren die FDP (−8,0 Prozentpunkte) und die Linke (−5,2 Prozentpunkte). Die FDP scheiterte mit 1,2 % deutlich an der 5-Prozent-Hürde, womit sie hinter die Familien-Partei rutschte, und war im 15. saarländischen Landtag nicht mehr vertreten. Die Grünen verzeichneten erstmals seit vier Jahren (Bürgerschaftswahl in Hamburg 2008) bei einer Landtagswahl Verluste (−0,9 Prozentpunkte) und zogen mit 5,0 % nur sehr knapp wieder in den saarländischen Landtag ein.[3]

Wahlergebnis

Die Landeswahlleiterin gab das endgültige amtliche Endergebnis bekannt:

Landtagswahl 2012[1]
Stimmen
2012
Prozent
2012
Diff. zu
2009 (%-Pkt.)
Mandate
2012
Diff. zu
2009
Wahlberechtigte797.512
Wähler491.59161,6−6,0
Ungültige10.2972,1+0,4
Gültige481.29497,9−0,4
CDU169.61735,2+0,7190
SPD147.17030,6+6,017+4
LINKE77.61216,1−5,19−2
PIRATEN35.6567,4+7,44+4
GRÜNE24.2525,0−0,92−1
FAMILIE8.3941,7−0,3
FDP5.8711,2−8,0−5
NPD5.6061,2−0,3
FREIE WÄHLER4.1730,9+0,1
Die PARTEI2.2220,5+0,5
Direkte Demokratie7210,1+0,1

Ausgangslage

Landtagswahl 2009
(in %)[4]
 %
40
30
20
10
0
34,5
24,5
21,3
9,2
5,9
2,0
1,5
1,0

Die vorgezogene Neuwahl wurde von CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer am 19. Januar 2012 angekündigt, nachdem sie das Regierungsbündnis zwischen ihrer Partei, der FDP und den Grünen aufgekündigt hatte.

Parteien und Kandidaten

Folgende Parteien wurden von der Landeswahlleiterin bzw. den Kreiswahlleitern zugelassen:[5][6]

ParteiKürzelWahlkreis-
listen
MitgliederErgebnis 2009GründungSpitzenkandidat
Christlich Demokratische Union DeutschlandsCDU319.00034,5 %1955Annegret Kramp-Karrenbauer
Sozialdemokratische Partei DeutschlandsSPD321.00024,5 %1955Heiko Maas
Die LinkeDIE LINKE32.40021,3 %2007Oskar Lafontaine
Freie Demokratische ParteiFDP31.5009,2 %1955Oliver Luksic
Bündnis 90/Die GrünenGRÜNE31.4005,9 %1979Simone Peter
Familien-Partei DeutschlandsFAMILIE31502,0 %1989Roland Körner
Nationaldemokratische Partei DeutschlandsNPD31001,5 %1964Frank Franz
Freie WählerFREIE WÄHLER3702011Bernd Richter
Initiative Direkte DemokratieDIREKTE DEMOKRATIE1602012Michael Elicker
Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische InitiativeDie PARTEI2872012Alexander Senzig
Piratenpartei DeutschlandPIRATEN33852009Jasmin Maurer

Die zuvor nicht im Landtag vertretenen Parteien hatten zur Zulassung pro Wahlkreis 300 Unterstützerunterschriften vorzulegen.

Umfragen

Umfragen vor der Wahl prognostizierten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der regierenden CDU und der oppositionellen SPD, die im Vergleich zur letzten Landtagswahl knapp zehn Prozentpunkte zulegen könnte. Trotz des Bruchs der Jamaika-Koalition sagte die Meinungsforschung kaum Verluste oder gar leichte Gewinne für die Christdemokraten voraus, während die ehemaligen Koalitionspartner FDP und Bündnis 90/Die Grünen um den Einzug in das Parlament fürchten müssten. Auch für Die Linke wurden stärkere Verluste prognostiziert, den Status als drittstärkste Kraft im Landtag sah man aber nicht als gefährdet an. Den Piraten wurden bereits gute Chancen eingeräumt, erstmals in den Landtag einziehen zu können. Nachdem Kramp-Karrenbauer und SPD-Oppositionsführer Maas bereits angekündigt hatten, nach der Wahl eine Große Koalition bilden zu wollen, richtete sich das Interesse schließlich auf das Abschneiden von CDU und SPD und den daraus entstehenden Anspruch, in dem anvisierten Regierungsbündnis den Ministerpräsidenten zu stellen.[7]

Folgende Wahlabsichten wurden nach der Aufkündigung der schwarz-gelb-grünen Koalition durch Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) erhoben. Für die Sonntagsfrage gaben die Demoskopen demnach folgende Anteile an:

InstitutDatumCDUSPDLINKEFDPGRÜNEPIRATENSonstige
Forschungsgruppe Wahlen[7]16.03.201234 %34 %15 %2 %5 %6 %4 %
Infratest dimap[7]15.03.201233 %33 %16 %3 %5 %6 %4 %
Forsa[7]09.03.201235 %37 %14 %1 %4 %5 %4 %
Infratest dimap[8]23.02.201235 %36 %15 %2 %4 %5 %3 %
Emnid[7]27.01.201236 %36 %15 %2 %5 %4 %2 %
Forschungsgruppe Wahlen[9]26.01.201234 %38 %13 %2 %6 %5 %2 %

Für die Frage, wen die Saarländer direkt zum Ministerpräsidenten wählen würden, gaben die Demoskopen folgende Ergebnisse an:

InstitutDatumKramp-KarrenbauerMaasLafontaineweder nochweiß nicht
Infratest dimap[10]25.03.201246 %42 %
Forschungsgruppe Wahlen[11]25.03.201240 %45 %
Forschungsgruppe Wahlen[12]16.03.201242 %41 %8 %9 %
Infratest dimap[13]15.03.201238 %38 %14 %10 %
Forsa[14]09.03.201236 %33 %14 %17 %
Infratest dimap[15]23.02.201242 %43 %7 %8 %
Emnid[16]27.01.201240 %42 %
Forschungsgruppe Wahlen[17]26.01.201240 %43 %7 %10 %

Regierungsbildung

Bereits vor der Wahl hatten CDU und SPD bekannt gegeben, nach der Wahl koalieren zu wollen – dann mit geklärten politischen Verhältnissen. Sechs Wochen nach der Wahl einigten sich die beiden Parteien auf einen Koalitionsvertrag und wählten am 9. Mai 2012 die CDU-Landesvorsitzende und Wahlsiegerin Kramp-Karrenbauer geschlossen zur Ministerpräsidentin dieser Großen Koalition.

Hauptartikel: Kabinett Kramp-Karrenbauer II

Am 9. Mai 2012 wählte der Landtag mit den Stimmen der Großen Koalition die CDU-Landesvorsitzende und Wahlsiegerin Kramp-Karrenbauer geschlossen zur Ministerpräsidentin zusammen mit ihrem Kabinett Kramp-Karrenbauer II.[18]

Kontroverse um die Fünf-Prozent-Hürde

Die zur Wahl antretende Kleinpartei Initiative Direkte Demokratie forderte am 15. März 2012, die Fünf-Prozent-Hürde bei der kommenden Landtagswahl nicht mehr gelten zu lassen. Die Partei reichte beim Verfassungsgerichtshof des Saarlandes einen entsprechenden Antrag auf einstweilige Anordnung ein. Die Begründung der Partei war, dass die Fünf-Prozent-Hürde die kleinen Parteien benachteilige. Außerdem seien im Saarland auch ohne die Sperrklausel stabile politische Verhältnisse zu erwarten. Die Partei berief sich dabei auf die Begründung, die es möglich machte, dass die Sperrklausel bei der Europawahl in Deutschland seit 2011 nicht mehr gilt.[19]

Der Verfassungsgerichtshof wies die Klage am 22. März als unbegründet zurück.[20]

Ein Verzicht auf die Fünf-Prozent-Hürde hätte – vorausgesetzt, das Wahlverhalten wäre unter den veränderten Bedingungen dasselbe geblieben – keine Änderung der Sitzverteilung zur Folge gehabt.[21]

Fraktions- und Parteiwechsel nach der Wahl

Bereits vor der ersten Sitzung des Landtages gab Pia Döring, die für Die Linke in das Landesparlament gewählt worden war, bekannt, dass sie zur SPD wechseln werde.[22] Damit verfügt die SPD nun über 18 Abgeordnete.

Am 26. Januar 2015 trat der Piraten-Abgeordnete Michael Neyses zu den Grünen über, so dass beide Fraktionen seitdem drei Mitglieder zählten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  • Die Landeswahlleiterin, Statistisches Amt Saarland: Ergebnis der Landtagswahl. 2012, archiviert vom Original am 5. Januar 2013; abgerufen am 29. April 2020.