Felix Brych

deutscher Fußballschiedsrichter

Felix Brych (* 3. August 1975 in München) ist ein deutscher Fußballschiedsrichter und Jurist. Mit 344 geleiteten Partien ist er, gemeinsam mit Wolfgang Stark, der meist eingesetzte Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga.

Felix Brych
Felix Brych

Felix Brych bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018

Persönliches
NameFelix Brych
Geburtstag3. August 1975
GeburtsortMünchen, Deutschland
BerufAbteilungsleiter Bayerischer Fußball-Verband
Vereinsinformationen
VereinSV Am Hart München
Spiele nach Spielklasse
JahreSpielklasseSpiele
seit 2001
seit 2004
seit 2007
seit 2007
2. Bundesliga
1. Bundesliga
Länderspiele
Europapokal
135
337
64
103
Turniere
Endspiele
Auszeichnungen

DFB-Schiedsrichter des Jahres 2013, 2015, 2016, 2018, 2021;
Weltschiedsrichter des Jahres 2017, 2021

Stand: 3. September 2023

Leben

Felix Brych besuchte das Maximiliansgymnasium München bis zum Abitur im Jahr 1995.[1] Er studierte Rechtswissenschaft und wurde 2004 von der Universität Regensburg zum Dr. iur. promoviert.[2][3] Er arbeitet beim Bayerischen Fußball-Verband als Abteilungsleiter Talentförderung & Schiedsrichter.[4]

Fußball

Brych ist seit 1999 DFB-Schiedsrichter und pfeift für den SV Am Hart München. Seit 2001 leitet er Spiele der Zweiten Liga und seit 2004 Spiele der Bundesliga. Sein Bundesligadebüt gab er am 28. August 2004 in der Partie Hertha BSC gegen den 1. FSV Mainz 05. Im Oktober 2003 leitete er ein Spiel in der südkoreanischen K League; seit 2008 pfeift er außerdem Spiele in der saudi-arabischen Liga. Seit Januar 2007 ist er FIFA-Schiedsrichter. Mit der Partie FC Liverpool gegen PSV Eindhoven gab er 2008 sein Debüt in der UEFA Champions League. Sein erstes Länderspiel als Schiedsrichter war das EM-Qualifikationsspiel Luxemburg gegen Rumänien im Jahr 2007 (0:2). Bei der UEFA wurde er 2008 in die zweithöchste Kategorie befördert; seit der Saison 2009/2010 gehört er der Elitegruppe an. Nach der Saison 2012/13 wurde Brych am 13. Juni vom DFB als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet.[5]

Brych wurde für die Olympischen Spiele 2012 berufen.[6] Dort leitete er zunächst das Spiel zwischen dem Senegal und Uruguay (Ergebnis 2:0) am 29. Juli 2012, bei dem Uruguay erstmals ein olympisches Fußballspiel verlor. Dabei verteilte er sechs Gelbe und eine Rote Karte.[7][8] Im Spiel Brasilien gegen Honduras zeigte er acht Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten.[9][8]

Brych kam am 15. Mai 2013 im Finale der UEFA Europa League in Amsterdam zwischen Benfica Lissabon und dem FC Chelsea als Vierter Offizieller zum Einsatz (Hauptschiedsrichter war der Niederländer Björn Kuipers).[10] Als Schiedsrichter nahm er am FIFA-Konföderationen-Pokal 2013 in Brasilien teil.[11]

Zu den ungewöhnlichsten Spielen, die er leitete, gehörte die Begegnung zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem VfB Stuttgart in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokal 2007/08. Dort verteilte Brych sieben Gelbe und vier Rote Karten. Er vergab die schnellste Rote Karte der Bundesligageschichte am ersten Spieltag der Saison 2010/11 beim Spiel 1. FC Köln gegen 1. FC Kaiserslautern. Er stellte nach nur 87 Sekunden Youssef Mohamad wegen Verhinderung einer klaren Torchance vom Platz.[12] In der Bundesligasaison 2013/14 geriet Brych in die Kritik, als er am neunten Spieltag bei der Begegnung TSG 1899 Hoffenheim gegen Bayer 04 Leverkusen einen Ball, der durch ein Loch im Netz von außen im Tor landete, als Tor wertete (Phantomtor) und dem Gegner Hoffenheim ein eigentlich reguläres Tor aberkannte, so dass Leverkusen mit 2:1 gewann.[13]

Brych leitete am 20. November 2013 das Interkontinental-Playoffrückspiel zwischen Neuseeland und Mexiko in Wellington, das Mexiko mit 4:2 gewann und sich damit für die WM qualifizierte, nachdem es das Heimspiel im Aztekenstadion in Mexiko bereits mit 5:1 gewonnen hatte.

Am 15. Januar 2014 wurde Brych zusammen mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp als eines von 25 Schiedsrichtergespannen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien benannt.[14][15] Am 15. Mai 2014 leitete er das Finale der Europa League zwischen dem FC Sevilla und Benfica Lissabon in Turin, das der FC Sevilla mit 4:2 nach Elfmeterschießen gewann.

Brych leitete am 30. Mai 2015 im Berliner Olympiastadion zusammen mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp das Endspiel im DFB-Pokal 2014/15 zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg. Robert Hartmann war als Vierter Offizieller eingeteilt.[16]

Am 15. Dezember 2015 wurde Brych als einziger Schiedsrichter aus dem deutschsprachigen Raum für die Fußball-Europameisterschaft 2016 nominiert. Damit war er einer von sieben Schiedsrichtern der Europameisterschaft 2016, die auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien Spiele leiten durften.

Von der UEFA wurde Brych am 12. Mai 2017 mit der Leitung des Endspiels der Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid am 3. Juni 2017 in Cardiff betraut. An den Seitenlinien unterstützten ihn Mark Borsch und Stefan Lupp, als vierter Offizieller fungierte der Serbe Milorad Mažić. Als Torrichter wurden Bastian Dankert und Marco Fritz nominiert, Rafael Foltyn komplettierte das Team als Ersatzassistent.[17]

Im November 2017 kürte die IFFHS Brych zum Weltschiedsrichter des Jahres 2017.[18]

Am 29. März 2018 wurde der Münchner von der FIFA als einziger deutscher Schiedsrichter für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 nominiert. Nach nur einem Einsatz in der Vorrunde wurde er durch die FIFA für keine weitere Partie mehr nominiert.[19][20] Im politisch brisanten Vorrundenspiel zwischen Serbien und der Schweiz (1:2) hatte er bei einem vermeintlichen Foul am serbischen Stürmer im Schweizer Strafraum keinen Elfmeter gegeben und war im Anschluss an die Partie dafür von serbischen Medien und Vertretern des serbischen Fußballs heftig kritisiert worden. In diesem Zusammenhang äußerte Mladen Krstajić, der Trainer der serbischen Nationalmannschaft, einen Tag nach dem verlorenen Spiel mit Blick auf die Kriegsverbrechen der Jugoslawienkriege: „Ich würde ihn nach Den Haag schicken. Damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben“.[21] Hierfür wurde Krstajić mit einer Geldstrafe von 5000 Schweizer Franken belegt.[19]

Am 21. Juli 2018 wurde Brych vom DFB als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet.[22]

Vom DFB wurde Brych für das Pokal-Endspiel der Saison 2020/21 zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig am 13. Mai 2021 im Berliner Olympiastadion eingeteilt (Endstand 4:1). Er leitete sein zweites DFB-Pokal Endspiel gemeinsam mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp. Als Vierter Offizieller fungierte Sascha Stegemann. Die Videoassistenten Günter Perl und Markus Häcker beobachteten das Geschehen aus dem Videoassistent-Center in Köln.[23]

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2021 wurde Brych erneut von der UEFA als Schiedsrichter eingesetzt. Als Vertreter des deutschen Verbandes leitete er u. a. das Achtelfinalspiel Belgien – Portugal, das mit 1:0 zu Ungunsten der südwesteuropäischen Titelverteidiger zu Ende ging, sowie das Viertelfinalspiel Ukraine – England (0:4) und das EM-Halbfinale Italien – Spanien (4:2 i. E.). Insgesamt hat er (Stand Juli 2021) bislang 300 Bundesliga-Partien, 96 Europacup-Begegnungen und 54 Länderspiele geleitet.[24] Mit fünf Spielen hat Brych bei diesem Turnier die meisten Spiele als Schiedsrichter bei einer einzigen EM- oder WM-Endrunde im Fußball geleitet.[25]

Im Anschluss an die Fußball-Europameisterschaft 2021 erklärte Brych das Ende seiner internationalen Karriere zum Jahresende 2021; somit leitete er mit dem Champions-League-Spiel zwischen Real Madrid und Inter Mailand am 7. Dezember 2021 (2:0) seine letzte internationale Partie.[26][27]

Am 31. Juli 2021 wurde Brych erneut vom DFB als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet.[28] Nach 2013, 2015, 2016 und 2018 ist es seine fünfte Auszeichnung als Schiedsrichter des Jahres.

Am 24. Mai 2023 leitete er das Finale um den griechischen Vereinspokal, welches in Volos ausgetragen wurde und mit einem Sieg von AEK Athen über PAOK Thessaloniki mit 2:0 endete.[29]

Am 25. November 2023 leitete Brych seine 344. Bundesliga-Partie, das Spiel Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart. Damit ist er gemeinsam mit Wolfgang Stark, der ebenfalls 344 Spiele leitete, Rekordhalter in der Bundesliga. Bei seinem Rekordspiel verletzte sich Brych in der ersten Halbzeit und musste zur zweiten Halbzeit ersetzt werden.[30] Brych erlitt einen Kreuzbandriss.[31]

Turniere

Olympisches Fußballturnier 2012

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase29. Juli 2012LondonSenegal  SenegalUruguay  Uruguay2:0 (2:0)
Viertelfinale4. Aug. 2012Newcastle upon TyneBrasilien  BrasilienHonduras  Honduras3:2 (1:1)

Konföderationen-Pokal 2013

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase22. Juni 2013Belo HorizonteJapan  JapanMexiko  Mexiko1:2 (0:0)

Zudem fungierte Brych bei drei Spielen als Vierter Offizieller.

Fußball-Weltmeisterschaft 2014

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase14. Juni 2014FortalezaUruguay  UruguayCosta Rica  Costa Rica1:3 (1:0)
Gruppenphase22. Juni 2014Rio de JaneiroBelgien  BelgienRussland Russland1:0 (0:0)

Fußball-Europameisterschaft 2016

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase16. Juni 2016LensEngland  EnglandWales  Wales2:1 (0:1)
Gruppenphase22. Juni 2016NizzaSchweden  SchwedenBelgien  Belgien0:1 (0:0)
Viertelfinale30. Juni 2016MarseillePolen  PolenPortugal  Portugal1:1 n. V. (1:1, 1:1), 3:5 i. E.

Fußball-Weltmeisterschaft 2018

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase22. Juni 2018KaliningradSerbien  SerbienSchweiz  Schweiz1:2 (1:0)

Fußball-Europameisterschaft 2021

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Gruppenphase13. Juni 2021AmsterdamNiederlande  NiederlandeUkraine Ukraine3:2 (0:0)
Gruppenphase21. Juni 2021Sankt PetersburgFinnland  FinnlandBelgien  Belgien0:2 (0:0)
Achtelfinale27. Juni 2021SevillaBelgien  BelgienPortugal  Portugal1:0 (1:0)
Viertelfinale3. Juli 2021RomUkraine UkraineEngland  England0:4 (0:1)
Halbfinale6. Juli 2021LondonItalien  ItalienSpanien  Spanien1:1 n. V. (1:1, 0:0), 4:2 i. E

Champions-League-Finals

PhaseDatumSpielortHeimmannschaftGastmannschaftErgebnis
Finale3. Juni 2017CardiffItalien  Juventus TurinSpanien  Real Madrid1:4 (1:1)

Schriften

  • Felix Brych: Möglichkeiten und Grenzen der gemeindlichen Förderung des Berufssports aus rechtlicher Sicht (= Schriftenreihe Studien zur Rechtswissenschaft, Band 153). Kovač, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1644-1 (Dissertation, Universität Regensburg, 2004).
  • Felix Brych und Sven Haist: Aus kurzer Distanz: Meine Erfolgsprinzipien als Weltschiedsrichter. Econ, Berlin 2023, ISBN 3-430-21080-1
Commons: Felix Brych – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise