Bouin-Lösung

saure Lösung zur Fixierung in der Histologie

Die Bouin-Lösung (auch Bouinsche Lösung, Bouin's fluid) ist eine Lösung, die in der Histologie zur Fixierung verwendet wird.[1][2]

Eigenschaften

Sicherheitshinweise
Name
  • Bouin-Lösung
  • Bouin’s fluid
CAS-Nummer

37330-50-0

GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]

Gefahr

H- und P-SätzeH: 290​‐​302​‐​315​‐​317​‐​319​‐​335​‐​341​‐​350
P: 201​‐​280​‐​301+312+330​‐​305+351+338​‐​308+313 [3]

Bouin-Lösung besteht aus Pikrinsäure (gesättigte Lösung, 0,04 Molar), 5 % (V/V) Essigsäure (0,9 Molar) und 10 % (V/V) Formaldehyd in wässriger Lösung. Sie wird unter anderem zur Fixierung von Biopsien des Magen-Darm-Trakts und der Weichteilgewebe verwendet,[4] da sie anschließend im Vergleich zu neutral gepufferter zehnprozentiger Formaldehydlösung eine kontrastreichere Färbung von Zellkernen erlauben. Die Bouin-Lösung hat einen pH-Wert zwischen 1,5 und 2. Sie ist weniger geeignet für elektronenmikroskopische Präparate. Eine Fixierung mit Bouin-Lösung wird unter anderem vor einer Hämatoxylin-Eosin-Färbung oder einer Trichrom-Färbung verwendet. Vor einer Trichrom-Färbung werden formaldehydfixierte Gewebe meist mit Bouin-Lösung gebeizt. Die enthaltene Essigsäure lysiert Erythrozyten, löst und cheliert Eisen- und Calciumionen. Alternativ kann Ameisensäure verwendet werden.[5] Formaldehyd erzeugt ein basophiles Cytosol, was jedoch durch die Pikrinsäure kompensiert wird.

Ungetrocknete Gewebe sollten weniger als 24 Stunden in Bouin-Lösung fixiert werden. Überschüssige Pikrinsäure wird mit Ethanol-Wasser-Lösungen herausgewaschen, um eine Anfärbbarkeit des Präparats langfristig zu gewährleisten. Eine Lagerung Bouin-fixierter Gewebe sollte dementsprechend in einer Ethanol-Wasser-Lösung erfolgen.

Mit Einschränkungen kann aus Bouin-fixierten Geweben DNA für eine Polymerasekettenreaktion oder RNA für eine RT-PCR extrahiert werden.[6][7] Für eine Immunfärbung ist bei Bouin-fixierten Geweben aufgrund des enthaltenen Formaldehyds oftmals eine Antigendemaskierung notwendig.[8]

Abwandlungen

Die Gendre-Lösung ist eine alkoholische Variante der Bouin-Lösung, bei der die gesättigte Pikrinsäure-Lösung mit einer alkoholischen Lösung hergestellt wird. Dadurch werden Polysaccharide wie Glykogen im Präparat erhalten.

Die Hollande-Lösung enthält zusätzlich Kupfer(II)-acetat, das die Zellmembran von Erythrozyten und die Granula von Eosinophilen und endokrinen Zellen erhält.

Alternativen

Alternativ kann anstatt der Bouin-Lösung eine Fixierung mit Kupfersalzen nach Hollande oder mit Quecksilbersalzen durchgeführt werden, z. B. mit B5 oder nach Zenker.[9]

Geschichte

Die Bouin-Lösung wurde 1897 von Pol Bouin entwickelt.[10]

Einzelnachweise