Borkener Braunkohlerevier

Bergwerk in Deutschland

Das Borkener Braunkohlerevier ist ein (ehemaliges) Bergbaurevier in der Westhessischen Senke um Borken in Hessen. Hier sind in den tertiären Sedimenten ergiebige Braunkohlevorkommen aus dem Eozän eingelagert,[1] die als „Ältere Hessische Braunkohle“ bezeichnet werden und anfangs im Untertagebau, später im Tagebau, gefördert wurden. Das Borkener Revier wird als größtes und ergiebigstes Teilrevier dem Nordhessischen Braunkohlerevier zugeordnet.

Großbagger aus dem Tagebau Altenburg, heute im Hessischen Braunkohle-Bergbaumuseum in Borken

Geschichte

1897 wurde beim Bau eines Brunnens in Arnsbach Braunkohle gefunden.[2] Um das vermutete größere Braunkohlevorkommen zu erschließen, wurde die Gewerkschaft Arnsbach gegründet. Unter ihrer Führung wurde von 1900 bis 1909 in einem Tiefbaubetrieb auf dem Gebiet des späteren Tagebaues Gombeth Braunkohle gefördert. Die Abbaurechte wurden 1919 von den Deutschen Kaliwerken und 1921 vom preußischen Staat übernommen. Preußen gründete in Folge die Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser AG, die die Braunkohlefelder um Borken erwarb, 1922 mit dem Bau des Kraftwerks Borken begann[2] und im Oktober 1927 in der PreussenElektra aufging.

Die Förderung der Braunkohle wurde von zwei Unternehmen durchgeführt:

Niedergang und Einstellung

Zum Niedergang des Bergbaus im Borkener Revier trug das Grubenunglück von Stolzenbach am 1. Juni 1988 bei, in dessen Folge die Schachtanlage Stolzenbach stillgelegt und die Einstellung der gesamten Kohleförderung im Borkener Revier sowie die Stilllegung des Borkener Kraftwerks früher als geplant vollzogen wurden. Der Untertagebau wurde infolge des Unglücks eingestellt, der Tagebau wurde bis zur Stilllegung des Großkraftwerks Main-Weser am 15. März 1991 im Tagebau Zimmersrode weitergeführt. Damit endete die Bergbaugeschichte in der Region. Das 1992 eröffnete Hessische Braunkohle Bergbaumuseum in Borken hält die Erinnerung an dieses Kapitel regionaler Geschichte wach.

Entwicklung der Belegschaft

  • 1922: 50
  • 1939: 900
  • 1954: 1800

Förderorte

Der Gombether See, ein Tagebaurestsee im Borkener Revier; im Vordergrund eine Schaufel eines Eimerkettenbaggers

Tagebau

Der Abraum der frühen Tagebaue wurde auf zwei Hochkippen (Kippe Altenburg bei Arnsbach und Kippe Dosenberg bei Uttershausen) abgelagert. Diese Tagebaue wurden dann mit Abraum aus den Nachfolgetagebauen verfüllt. Von ihnen ist heute außer Flussbegradigungen und Veränderungen der Parzellierung nichts mehr zu sehen. Für die späteren Tagebaue fehlte dann der Abraum zur Verfüllung, sodass sie zumeist wasserbaulich rekultiviert wurden. Die späteren Tagebaue waren auch gleichzeitig die kleinsten, da zuerst die großen Lagerstätten mit günstigem Abraum-Kohle-Verhältnis abgebaut wurden. Außerdem wurden bei diesen kleinen Tagebauen auch weitaus weniger Oberflächenbereinigungen durchgeführt.

Die Tagebaue Ostheim und Zimmersrode befanden sich nicht auf dem Gebiet der Stadt Borken.

Tagebau[3]BeginnEndeStatusLage/OrtschaftKoordinaten
Altenburg I19231943Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviertzwischen Arnsbach (Borken) und Trockenerfurth, teilweise unter der heutigen Kippe Altenburg
Altenburg II19421964Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviertzwischen Großenenglis, Gombeth und der Schwalm
Altenburg III19461955Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviert, teilweise bebaut, teilweise im Tagebau Gombeth aufgegangenzwischen dem Kraftwerk Borken, der Schwalm und dem Tagebau Gombeth
Altenburg IV19541975Stillgelegt, geflutet (Borkener See)zwischen Borken, Trockenerfurth und Nassenerfurth
Schwalm19581961Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviertzwischen dem Tagebau Altenburg II und der Schwalm, nördlich des Kraftwerks
Grube Singlis19611972Stillgelegt, geflutet (Singliser See)zwischen Gombeth und Singlis, nördlich der L 3149
Haarhausen 119641975Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviertzwischen Nassenerfurth und Dillich, östlich der L 3149
Grube Gombeth19701986Stillgelegt, teilweise als Deponie verfüllt, geflutet (Gombether See)zwischen Kraftwerk, Gombeth und dem Tagebau Singlis, teilweise auf dem Gebiet des Tagebaus Altenburg III
Ostheim19731989Stillgelegt, geflutet (Goldbergsee)zwischen Ostheim und Sipperhausen (ca. 15 km vom Kraftwerk Borken entfernt)
Haarhausen 219751980Stillgelegt, landwirtschaftlich rekultiviertzwischen Haarhausen und Nassenerfurth, westlich der L 314951.07240°N 9.473264°O
Grube Stockelache19761985Stillgelegt, geflutet (Naturbadesee Stockelache)zwischen Kleinenglis und der Schwalm, östlich der A 49
Zimmersrode19781991Stillgelegt, geflutet, Zimmersröder Seezwischen Zimmersrode und Neuenhain, westlich der L 3149

Tiefbau

Borken war eines der wenigen Braunkohlereviere in Deutschland, in denen auch im Tiefbau gefördert wurde. Der mit Abstand größte Tiefbaubetrieb im Borkener Revier war die Schachtanlage Stolzenbach. Nach dem Grubenunglück von Stolzenbach am 1. Juni 1988 wurde die Förderung von Braunkohle im Untertagebau im Borkener Braunkohlerevier komplett eingestellt.

Tiefbau[4]BeginnEndeLage/OrtschaftKoordinaten
Altenburg I19241960zwischen Arnsbach, Trockenerfurth und Borken, auf beiden Seiten der Main-Weser-Bahn
Altenburg II19471971nördlich und südöstlich von Großenenglis, angrenzend an den Tagebau Altenburg II
Schwalm19561964zwischen dem Tagebau Altenburg II, der Schwalm und Gombeth
Altenburg IV19601967zwischen dem Tagebau Altenburg IV und Borken, südlich des Tiefbaues Altenburg I
Weingrund19611980südlich des Tagebaues Altenburg IV, unter dem Borkener Stadtwald, westlich des Tiefbaues Stolzenbach
Stolzenbach19561988auf allen Seiten von Stolzenbach

Flächenausdehnung

Das Borkener Braunkohlerevier beanspruchte eine Fläche von 1.500 ha der Gemarkungen der Stadt Borken.[5]

  • Altenburg II: 114 Hektar Tagebau
  • Altenburg III: 65 Hektar Tagebau
  • Altenburg IV: 172 Hektar Tagebau

Bergbaufolgelandschaft

Seenlandschaft des Borkener Braunkohlerevieres

Die Tagebaurestlöcher wurden nach der Auskohlung rekultiviert. Dabei wurde Abraum von fördernden Gruben in die ausgekohlten verfüllt; teilweise füllten sie sich mit Wasser. Hierbei entstanden folgende Seen und Teiche (7 sowie 11–13 liegen nicht in den Gemarkungen der Stadt Borken):

  1. Stockelache
  2. Gombether See
  3. Singliser See
  4. Borkener See
  5. Stolzenbacher Teich
  6. Teufelsbach Teich
  7. Zimmersröder See
  8. Haarhäuser See
  9. Dillicher See
  10. Schloßteich
  11. Neuenhainer See
  12. Dorheimer Teich-West
  13. Dorheimer Teich-Ost[5]

Siehe auch

Literatur

  • Magistrat der Stadt Borken (Hrsg.): 675 Jahre Stadt Borken. Beiträge zur Stadtentwicklung. 1. Auflage. Riemann, Melsungen 1992.
  • Magistrat der Stadt Borken (Hrsg.): Borkener Jubiläums-Lesebuch 775-2000. Beiträge zur Geschichte der Stadt. 1. Auflage. Magistrat der Stadt Borken, Borken 2000, ISBN 3-932739-08-6.
  • Hans Bickell, Horst Schönhut: Nordhessischer Braunkohlenbergbau – Die Grube Altenburg in Borken (Hessen). Hrsg.: Magistrat der Stadt Borken. Bernecker Mediengruppe, Melsungen 2002, ISBN 3-932739-11-6.

Einzelnachweise