Bob Tullius

US-amerikanischer Autorennfahrer und Rennstallbesitzer

Robert Charles „Bob“ Tullius (* 7. Dezember 1930 in Rochester) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Automobilrennfahrer und Rennstallbesitzer.

Der zum Spyder umgebaute Group-44-Jaguar E-Type, mit dem Bob Tullius 1975 bei US-amerikanischen Sportwagenrennen am Start war
Der Group-44-Jaguar XJR-5 von Bill Adam und Bob Tullius beim IMSA-GTP-Rennen in Sears Point 1983

Karriere im Motorsport

Tullius erste Rennaktivitäten gab es Anfang der 1960er-Jahre, als der damals knapp 30-Jährige mit seinem privaten Triumph TR3 eine Rennschule besuchte und das Abschlussrennen gewann. Bei den folgenden vier Amateurrennen siegte er zweimal und wurde genauso oft Zweiter. Diese Erfolge eines bis dahin weithin unbekannten Fahrers erweckten die Aufmerksamkeit der damaligen Motorsport- und Triumph-Markenverantwortlichen des US-Ablegers der Triumph-Standard Motor Company. 1962 überließ ihm Triumph einen zum Rennwagen umgebauten TR3, mit dem er Rennen in der SCCA-Sportwagen-Meisterschaft bestritt und gewann. Allerdings wurde das Fahrzeug bei einem Rennunfall erheblich beschädigt, und da er von Triumph keinen weiteren Wagen bekam, musste er das Unfallfahrzeug selbst komplett neu aufbauen.

Die Entscheidung, den Motorsport professionell zu betreiben, fiel 1963. Die vielen Stunden, die Tullius an Rennstrecken und bei der Wartung seines Rennwagens verbrachte, hatten ihm Kritik seines Arbeitgebers eingebracht. Er war im Brotberuf bei Kodak in seinem Heimatort tätig und wurde zu Beginn des Jahres von seinem Vorgesetzten vor die Alternative Kodak oder Autorennen gestellt. Tullius entschied sich für den Rennsport, wobei die Entscheidung durch einen Triumph-Werkvertrag und eine vermögende Familie erleichtert wurde. Im selben Jahr bestritt er sein erstes 12-Stunden-Rennen von Sebring und siegte mit dem Werks-TR4 bei sechs SCCA-Meisterschaftsläufen.

Um sich von Werksinteressen unabhängig zu machen und um mit dem Rennsport auch Geld zu verdienen, gründete er 1965 mit der Group 44 Incorporation ein eigenes Rennteam. Die Zahl ging auf Tullius' erste Startnummer zurück. Für die damalige Zeit war die Group 44 ein innovatives Unternehmen. Neben Tullius gehörten der Techniker Brian Fuerstenau[1] und der New-Yorker-Werbefachmann Dick Gilmartin[2] zum Führungsteam des Unternehmens, die beide auch als Rennfahrer aktiv waren. Neben dem eigenen Rennbetrieb wurden Rennfahrzeuge für Kunden gebaut und als wesentlicher und vor allem Gewinn bringender Teil wurde eine Marketing- und Sponsorabteilung für Fahrzeughersteller und Rennteams etabliert. Als Fahrzeuge kamen neben den Wagen von Triumph fast ausschließlich Modelle der British Leyland Motor Corporation, einschließlich der Marken MG und Jaguar, zum Einsatz. Bei jedem Renneinsatz wurden wenn möglich lokale British-Leyland-Händler eingebunden und über die Jahre liefen fast alle Marketing-Aktivitäten des britischen Unternehmens in den Vereinigten Staaten über die Group 44. Als Sponsor des Rennteams war über mehrere Jahrzehnte die zur Royal Dutch Shell gehörende Schmiermittelunternehmung Quaker State ein Partner des Unternehmens.

Als Fahrer war Tullius bis 1988 aktiv und trat nach seinem letzten 24-Stunden-Rennen von Daytona zurück. Er bestritt nicht weniger als 252 Rennen, von denen er 38 gewann. Dazu kamen 43 Klassensiege. 1965 und 1975 gewann er die Gesamtwertungen der SCCA-Meisterschaften sowie 1977 und 1978 die Gesamtwertungen der Kategorie I der Trans-Am-Serie. Die IMSA-GTP-Serie 1983 beendete er hinter Al Holbert als Meisterschaftszweiter[3]. Dreimal war er beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans am Start, wo er 1985 mit dem 13. Endrang auch die GTP-Klasse gewann. In Sebring erreichte er mit dem vierten Rang ebenfalls 1985 seine beste Platzierung.

Die Group 44 war bis 1990 bei Rennen am Start, dann wurden nach dem endgültigen Auslaufen der Sponsorverträge die Aktivitäten eingestellt. Die Rennmannschaft gewann 14 nationale SCCA-Meisterschaften und drei Trans-Am-Titel. Unter den mehr als 300 Rennsiegen finden sich auch elf Erfolge bei IMSA-GTP-Meisterschaftsläufen. Mit dem Group-44-Jaguar XJR-5 kehrte die britische Sportwagenmarke Mitte der 1980er-Jahre in den internationalen Sportwagensport zurück.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1964Vereinigtes Konigreich Standard Triumph Motor CompanyTriumph SpitfireVereinigte Staaten Michael RothschildAusfallUnfall
1968Vereinigte Staaten Howmet CorporationHowmet TXVereinigtes Konigreich Hugh DibleyDisqualifiziert
1984Vereinigte Staaten Jaguar Group 44Jaguar XJR-5Vereinigte Staaten Doc BundyVereinigtes Konigreich Brian RedmanAusfallGetriebeschaden
1985Vereinigte Staaten Jaguar Group 44Jaguar XJR-5Frankreich Claude Ballot-LénaVereinigte Staaten Chip RobinsonRang 13 und Klassensieg

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1963Vereinigtes Konigreich Standard-Triumph Motor Co.Triumph TR4Vereinigte Staaten Bruce KellnerVereinigte Staaten Lew SpencerRang 32
1964Vereinigte Staaten Autosport InternationalAlpine M63Vereinigte Staaten Ray CuomoAusfallGetriebeschaden
1965Vereinigtes Konigreich Standard Triumph Inc.Triumph SpitfireVereinigte Staaten Charlie GatesRang 30
1966Vereinigtes Konigreich Standard Triumph Motor Co.Triumph TR4AVereinigte Staaten Charlie GatesAusfallMotorschaden
1968Vereinigtes Konigreich Leyland Motor CompanyTriumph TR5KVereinigte Staaten Jim DittemoreAusfallAufhängung
1969Vereinigte Staaten Wilton JowettChevrolet CamaroVereinigte Staaten Wilton JowettRang 45
1970Vereinigte Staaten Bruce JenningsPorsche 911TVereinigte Staaten Bruce JenningsAusfallMotorschaden
1973Vereinigte Staaten Murray Racing TeamChevrolet CorvetteVereinigte Staaten Ike KnuppAusfallMotorschaden
1980Vereinigte Staaten Group 44Triumph TR8Kanada Bill AdamRang 6 und Klassensieg
1981Vereinigte Staaten Group 44Triumph TR8Kanada Bill AdamRang 10
1983Vereinigte Staaten Group 44Jaguar XJR-5Kanada Bill AdamAusfallMotorschaden
1984Vereinigte Staaten Group 44Jaguar XJR-5Vereinigte Staaten Doc BundyAusfallZündungsschaden
1985Vereinigte Staaten Group 44Jaguar XJR-5Vereinigte Staaten Chip RobinsonRang 4
1986Vereinigte Staaten Group 44Jaguar XJR-7Vereinigte Staaten Chip RobinsonFrankreich Claude Ballot-LénaAusfallÖlpumpe

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen12345678910111213141516171819202122
1963Standard Motor CompanyTriumph TR4Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBVereinigte Staaten  SEBItalien  TARBelgien  SPAItalien  MAIDeutschland  NÜRItalien  CONDeutschland  ROSFrankreich  LEMItalien  MONDeutschland  WISFrankreich  TAVDeutschland  FREItalien  CCEVereinigtes Konigreich  RTTSchweiz  OVIDeutschland  NÜRItalien  MONItalien  MONFrankreich  TDFVereinigte Staaten  BRI
32
1964Autosport International
Standard Motor Company
Alpine M63
Triumph Spitfire
Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  TARItalien  MONBelgien  SPAItalien  CONDeutschland  NÜRDeutschland  ROSFrankreich  LEMFrankreich  REIDeutschland  FREItalien  CCEVereinigtes Konigreich  RTTSchweiz  SIMDeutschland  NÜRItalien  MONFrankreich  TDFVereinigte Staaten  BRIVereinigte Staaten  BRIFrankreich  PAR
DNFDNF
1965Harley Cunningham
Standard Triumph
Ford Cortina
Triumph Spitfire
Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  BOLItalien  MONItalien  MONVereinigtes Konigreich  RTTItalien  TARBelgien  SPADeutschland  NÜRItalien  MUGDeutschland  ROSFrankreich  LEMFrankreich  REIItalien  BOZDeutschland  FREItalien  CCESchweiz  OVIDeutschland  NÜRVereinigte Staaten  BRIVereinigte Staaten  BRI
DNF30
1966Standard TriumphTriumph TR4Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  MONItalien  TARBelgien  SPADeutschland  NÜRFrankreich  LEMItalien  MUGItalien  CCEDeutschland  HOKSchweiz  SIMDeutschland  NÜROsterreich  ZEL
DNF
1968Leyland
Howmet
Triumph TR5
Howmet TX
Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBVereinigtes Konigreich  BRHItalien  MONItalien  TARDeutschland  NÜRBelgien  SPAVereinigte Staaten  WATOsterreich  ZELFrankreich  LEM
DNF12DNF
1969Wilton JowettChevrolet CamaroVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBVereinigtes Konigreich  BRHItalien  MONItalien  TARBelgien  SPADeutschland  NÜRFrankreich  LEMVereinigte Staaten  WATOsterreich  ZEL
45
1970Toad Hall Racing
Bruce Jennings
Porsche 911Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBVereinigtes Konigreich  BRHItalien  MONItalien  TARBelgien  SPADeutschland  NÜRFrankreich  LEMVereinigte Staaten  WATOsterreich  ZEL
DNFDNF13
1971John McCombFord MustangArgentinien  BUAVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBVereinigtes Konigreich  BRHItalien  MONBelgien  SPAItalien  TARDeutschland  NÜRFrankreich  LEMOsterreich  ZELVereinigte Staaten  WAT
DNF
1977Group 44Jaguar XJSVereinigte Staaten  DAYItalien  MUGFrankreich  DIJItalien  MONVereinigtes Konigreich  SILDeutschland  NÜRItalien  VALItalien  PERVereinigte Staaten  WATPortugal  ESTFrankreich  LECKanada  MOSItalien  IMOOsterreich  SALVereinigtes Konigreich  BRHDeutschland  HOKItalien  VAL
143
1978Group 44Jaguar XJSVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  MUGVereinigte Staaten  TALFrankreich  DIJVereinigtes Konigreich  SILDeutschland  NÜRFrankreich  LEMItalien  MISVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  WATItalien  VALVereinigte Staaten  ROD
7
1979NART
JRT
Group 44
Ferrari 512 BB
Triumph TR8
Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  MUGVereinigte Staaten  TALFrankreich  DIJVereinigte Staaten  RIVVereinigtes Konigreich  SILDeutschland  NÜRFrankreich  LEMItalien  PERVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  WATBelgien  SPAVereinigtes Konigreich  BRHVereinigte Staaten  ROAItalien  VALEl Salvador  ELS
5776
1980Group 44
JRT
Triumph TR8Vereinigte Staaten  DAYVereinigtes Konigreich  BRHVereinigte Staaten  SEBItalien  MUGItalien  MONVereinigte Staaten  RIVVereinigtes Konigreich  SILDeutschland  NÜRFrankreich  LEMVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  WATBelgien  SPAKanada  MOSVereinigte Staaten  ROAItalien  VALFrankreich  DIJ
5262687
1981Group 44Triumph TR8Vereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  SEBItalien  MUGItalien  MONVereinigte Staaten  RIVVereinigtes Konigreich  SILDeutschland  NÜRFrankreich  LEMItalien  PERVereinigte Staaten  DAYVereinigte Staaten  WATBelgien  SPAKanada  MOSVereinigte Staaten  ROAVereinigtes Konigreich  BRH
10
1984Group 44Jaguar XJR-5Italien  MONVereinigtes Konigreich  SILFrankreich  LEMDeutschland  NÜRVereinigtes Konigreich  BRHKanada  MOSBelgien  SPAItalien  IMOJapan  FUJSudafrika  KYAAustralien  SAN
DNF
1985Group 44Jaguar XJR-5Italien  MUGItalien  MONVereinigtes Konigreich  SILFrankreich  LEMDeutschland  HOKKanada  MOSBelgien  SPAVereinigtes Konigreich  BRHJapan  FUJMalaysia  SEL
13

Literatur

  • Ken Breslauer: Sebring. The official History of America's Great Sports Car Race. David Bull, Cambridge MA 1995, ISBN 0-9649722-0-4.
  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
Commons: Bob Tullius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise