Birs

Fluss in der Schweiz

Die Birs (französisch La Birse) ist ein 75 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins im Schweizer Jura.

Birs
La Birse (französisch)
Verlauf der Birs (Siehe OSM)

Verlauf der Birs (Siehe OSM)

Daten
GewässerkennzahlCH: 443
LageJura

Schweiz Schweiz

FlusssystemRhein
Abfluss überRhein → Nordsee
Quellein der Source de la Birse
, 7° 11′ 43″ O
Quellhöhe762 m ü. M.[1]
Quellschüttung[2]MQ 1974/1976
333 l/s
Mündungin Basel neben dem Birsköpfli in den Rhein47° 33′ 29″ N, 7° 37′ 4″ O; CH1903: 613481 / 267491
, 7° 37′ 4″ O
Mündungshöhe246 m ü. M.[1]
Höhenunterschied516 m
Sohlgefälle6,9 ‰
Länge75 km[3]
Einzugsgebiet896,86 km²[4]
Abfluss am Pegel Hofmatt, Münchenstein[5]
AEo: 887 km²
Lage: 4,7 km oberhalb der Mündung
NNQ (1921)
MNQ 1917–2016
MQ 1917–2016
Mq 1917–2016
MHQ 1917–2016
HHQ (2007)
830 l/s
6,12 m³/s
15,4 m³/s
17,4 l/(s km²)
28,2 m³/s
383 m³/s
Linke NebenflüsseTrame, Sorne, Lützel
Rechte NebenflüsseRaus, Scheltenbach, Lüssel
GrossstädteBasel
KleinstädteMoutier, Delémont, Laufen, Aesch, Reinach, Münchenstein, Muttenz, Birsfelden
Wasserfall der Birs in Laufen, November 2003

Wasserfall der Birs in Laufen, November 2003

Birs (Schweiz)
Birs (Schweiz)
Quelle
Mündung
Lage von Quelle und Mündung der Birs

Name

Im Mittelalter wird der Fluss meist als Birse bezeichnet. Der Name ist keltischen Ursprungs und leitet sich von kelt. *bers- für 'schnell' ab. Sie hat also die Bedeutung die schnell Fliessende.[6]

Geographie

Quelle

Die Birs entspringt einer Quelle in 762[7] Metern Höhe am südwestlichen Ortsende von Tavannes im Berner Jura unterhalb des Pierre Pertuis. Sie tritt bereits als kleiner Fluss ans Tageslicht (Stromquelle), denn die grosse Wassermenge stammt von einem unterirdischen Flusssystem. Tief im Berginnern sammelt sich das Regenwasser und durchfliesst ein weitverzweigtes kilometerlanges Höhlennetz.Sie ist die grösste Quelle des ganzen Tales und entspringt als Karstquelle im Oberjura.In den Jahren 1974–1976 lag die mittlere Schüttung der Quelle bei rund 20 m³/min.[2]

Verlauf

Die Birs fliesst durch weite Talmulden (Vallée de Tavannes) und enge, von hohen Felswänden eingerahmte Klusen (Schluchten), zum Beispiel bei Moutier die Gorges de Moutier. Bei Delémont (Delsberg), dem Hauptort des Kantons Jura, vereinigt sie sich mit den beiden Bächen La Sorne und La Scheulte. Zwischen Soyhières und Liesberg wechselt sie vom französischen ins deutsche Sprachgebiet und erreicht das zum Kanton Basel-Landschaft gehörende Laufental. In Laufen bildet sie bei der Querung einer widerstandsfähigen Kalksteinbank einen gut 2 Meter (mit Wehr über 3 Meter)[8] hohen Wasserfall, dessen Wasserkraft einer der Ausgangspunkte für die gewerbliche Entwicklung der Stadt war.

Bei der Klus Angenstein durchquert der Fluss die Blauenkette und gelangt ins Birseck, das Tiefland bei Aesch. Zwischen Aesch und Dornach sind in der Birs zahlreiche Krebse zu finden, wobei der rote amerikanische Krebs aufgrund seines aggressiven Verhaltens eine Gefahr für die einheimischen Krebsarten darstellt und diese zunehmend zu verdrängen droht. Der Oberlauf der Birs gehört der Forellenregion an, der Unterlauf geht in die Äschenregion über. Früher war die Birs durch den Menschen und die Industrie stark verschmutzt und eingedämmt, doch dank zahlreichen Renaturierungsprojekten gedeiht mit Stand 2023 eine vielfältige Flora und Fauna.

Die Birs durchquert acht Gebirgsketten in unterschiedlich ausgeprägten Klusen. Nach der Klus Angenstein konnte sich der Fluss je nach Wassermenge stark ausbreiten und sich seinen Weg bahnen. Daher wurde schon früh versucht, den Fluss in ein enges Korsett zu zwängen. Vor dem Bau der Jurabahn wurde der Fluss im Jahre 1875 begradigt und teilweise eingedämmt. So wurde trockenes Weide- und Bauland gewonnen und der Bau von sicheren Übergängen für den wachsenden Verkehr ermöglicht. Einzig der dichte Auwald bei der Heide in Reinach BL blieb übrig. Die Reinacherheide ist ein Naturschutzgebiet mit Magerrasenbeständen, Trockengebüschen und dem Auenwald. Sie ist ein wahres Vogelparadies mit 83 verschiedenen Vogelarten.

Die Birsebene war bis ins Ende des 18. Jahrhunderts kaum besiedelt. Dort wo einst der Fluss in vielen Armen den Weg zum Rhein suchte, breiten sich mit Stand 2023 moderne Siedlungs- und Gewerbegebiete von Arlesheim, Reinach BL und Münchenstein aus. Der Unterlauf der Birs bildet die Grenze zwischen den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Ein früher begradigter Flussabschnitt wurde im Jahr 2004 in ein naturnahes Flussbett zurückgebaut. Seither hat sich der Biber in diesem Gebiet wieder ausgebreitet. Die Stadtgrenze von Basel und Birsfelden bildend, mündet die Birs beim Birsköpfli nach 75 Kilometern auf nur noch 246 Meter über Normalnull in den Hochrhein als dessen letzter Nebenfluss.

Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet der Birs umfasst 896,86 km² und liegt vor allem in der Schweiz, kleinere Gebiete liegen in Frankreich. In der Schweiz haben die fünf Kantone Bern, Jura, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt Anteil. Es erstreckt sich über zwei Sprachregionen (französisch und deutsch). Wichtige benachbarte Einzugsgebiete sind die von Birsig, Ill, Rhone, Dünnern und Ergolz.

Zuflüsse

Wichtige Zuflüsse sind die Trame, die Raus, der Scheltenbach, die Sorne, die Lützel und die Lüssel.

Direkte Zuflüsse der Birs[Z 1]
NameGKZLageLänge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Ruisseau de la CouéBE130244links0003,10000002,8600  bei Tavannes745,600000
Ruisseau Côte GobatBE130224links0002,2000  bei La Vauches, Tavannes740,000000
Ruisseau de L'EndroitBE130145links0001,9000  bei Reconvilier731,400000
Ruisseau de L'EnversBE130237rechts001,1000  bei Loveresse720,500000
La TrameCH000415links0016,70000039,81000000,8500 bei Loveresse718,200000
Les RosisBE130233rechts000,3000  bei Pontenet711,200000
Ruisseau de la SauceBE130230rechts001,0000  bei Bévilard684,900000
Ruisseau de CourtCH003132links0003,70000005,3400  in Court667,400000Alternativname: Ruisseau des Chaufours
Ruisseau des FontainesBE130225rechts001,20000003,4300  in Court665,300000
Ruisseau de la QueueBE130216rechts000,90000001,4300  bei Court661,300000
Ruisseau de ChaluetCH003131rechts007,30000015,57000000,3000 vor der Schlucht von Court660,200000
La ChalièreCH000457links0006,1000  bei Moutier533,600000
La RausCH000925rechts011,60000041,54000000,7600 bei Moutier519,800000
Ruisseau de RochesCH000330links0003,00000003,6300  bei Roches488,700000Alternativname: Ruisseau Hautes Roches
Ruisseau le RaimeuxBE130212rechts001,00000002,0200  bei Le Vevay, Roches479,000000
ScheltenbachCH000807rechts018,60000093,74000002,5700 in Courroux409,900000Französischer Name: La Scheulte
SorneCH000529links0026,50000217,65000004,5900 am östlichen Siedlungsrand von Delémont404,300000
Ruisseau de MettembergCH003106links0006,40000023,33000000,3100 bei Soyhières394,300000Alternativname: Réselle de Soyhières
Teufels Chuch BachCH003105rechts002,40000003,0300  bei Riederwald, Liesberg380,900000Alternativname: Rohrbergbach
UnkelibrunnenbachBL410281links0000,4000  bei Liesberg379,300000
ModlenbachCH003104rechts004,50000010,18000000,1300 bei Bärschwil Station361,900000Alternativname: Stürmenbach
LützelCH000503links0028,30000078,8400  zwischen Liesberg und Laufen354,300000Französischer Name: Lucelle
WahlenbachCH000540rechts005,90000007,42000000,0800 in Laufen351,300000
LüsselCH002938rechts019,20000053,72000000,7500 bei Zwingen336,400000Oberlaufname: Vogelbergbach
IbachCH000488rechts009,60000013,27000000,1700 beim Chessiloch, Grellingen325,100000
ChastelbachCH012958rechts008,80000013,19000000,1700 bei Chastelmatte, Grellingen316,700000
SeebachCH000526rechts012,10000022,39000000,3100 in Grellingen307,200000Alternativname: Seetelbach
SchlossgrabenbachBL410261links0000,9000  zwischen Pfeffingen und Duggingen302,900000
TugbachBL410037rechts001,50000007,4900  westlich von Duggingen301,800000
ErlenbachBL410210links0003,6000  bei Bad Mülimatte, Reinach275,500000
DorfbachCH002931rechts003,8000  bei Arlesheim275,300000
Birs[Z 2]087,20000896,86000011,9000 beim Birsköpfli zwischen Birsfelden und Basel245,900000Mündet in den Hochrhein

Anmerkungen zur Tabelle

Geschichte

Bis ins 18. Jahrhundert war das untere Birstal kaum besiedelt. 1807 wurden erste Projekte für eine Flusskorrektion in Angriff genommen, welche von 1814 bis 1830 mit mehreren Teilkanalisierungen und der grossen Begradigung zwischen Neue Welt und Birsköpfli durchgeführt wurde; die Länge des Flusslaufs wurde auf einen Viertel gekürzt. Weitere Korrektionen oberhalb bis Dornachbrugg wurden bis 1870 vorgenommen.[9]

Brücken

Schloss-Brücke über den Birs-Entlastungskanal Ost, Zwingen BL

Auf ihrem Weg wird die Birs von über 200 Brücken überspannt.

Erhaltenswerte Steinbogenbrücken befinden sich in Pontenet (Pont Sapin), Mallerey (Rue du Pont Brücke), Sorvilier (La Golée Brücke), Laufen (Vorstadtbrücke), Zwingen (Ramsteinbrücke), Duggingen (Birsbrücke Angenstein) und Dornach (Nepomukbrücke).

Vier gedeckte Holzbrücken überspannen den Fluss, wobei die Schlossbrücke Zwingen die einzige erhaltene historische Holzbrücke des Birstales ist.[10]

Neunzehn Eisenbahnbrücken überspannen die Birs, wobei die Jurabahn zwischen Moutier und Münchenstein den Fluss auf acht Brücken überquert. Die von Staringenieur Gustave Eiffel konstruierte Eisenbahnbrücke bei Münchenstein kollabierte am 14. Juni 1891 unter der Last eines vollbesetzten Zuges. Das Unglück forderte 73 Tote und 171 Verletzte und gilt mit Stand 2023 als das grösste Eisenbahnunglück der Schweiz.[11]

Bei der ehemaligen Zementfabrik Liesberg ist die Eisenbahnbrücke von Robert Maillart aus dem Jahre 1935 im kantonalen Inventar der geschützten Kulturdenkmäler aufgeführt.

Literatur

Commons: Birs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise