Bernhard Dreymann

deutscher Orgelbauer

Bernhard Dreymann (* 27. Juni 1788 in Beckum, Westfalen; † 10. Januar 1857 in Fenain, Nordfrankreich) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben

Totenschein.

Dreymann wurde in Westfalen geboren. Er erhielt von seinem Vater Johann Hermann Dreymann (1759–1833), einem Orgelbauer und Organisten, eine Ausbildung zum Orgelbauer. Nach den üblichen Wanderjahren kam er 1821 nach Mainz und arbeitete für die Werkstatt des bereits 1808 verstorbenen Orgelmachers Franz Xaver Ripple. 1823 übernahm er die Werkstatt und den Kundenstamm von Ripples Witwe.[1]

In den nachfolgenden Jahren erlangte er einen hervorragenden Ruf als Orgelbauer, weil es ihm gelang, die Traditionen seines Handwerks mit der neu aufkommenden, romantischen Klangästhetik zu verbinden. Er schuf bedeutende Instrumente in der Region, etwa in Mainz/Sankt Ignaz,[2] Beerfelden/Odenwald, Dudenhofen, Eich/Rheinhessen oder Bad Homburg-Ober-Erlenbach, war aber auch im Ausland tätig. So schuf er in Brüssel die Orgel der Schlosskapelle (1840) und die Orgel der Notre Dame aux Riches Claires (1846) sowie in Antwerpen die Orgel der Protestantische Kirche (1846). 1855 übernahm sein Sohn Hermann Dreymann die Orgelwerkstatt, in der er aber weiter tätig blieb.[3]

1857 verletzte sich Dreymann beim Aufbau einer Orgel in der Pfarrkirche St. Andrè zu Fenain in Nordfrankreich und starb an einer nachfolgenden Blutvergiftung.[1] Vater und Sohn Dreymann haben etwa 70 Orgeln mit insgesamt über 1000 Registern gebaut.[4]

Werkliste (Auswahl)

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1827WixhausenEv. Kirche
I/P12weitgehend erhalten
1830BeerfeldenMartinskircheII/P
1830Hamm am RheinEv. Kirche
I/P10[5]
1833AstheimKath. Kirche St. Petrus in Ketten
I/P14erhalten
1833SchlierbachEv.-ref. KircheI/P12weitgehend erhalten
1834Biebesheim am RheinEv. KircheII/P25erhalten
1834HainchenEv. Kirche
I/P17weitgehend erhalten
1836Burgholzhausen vor der HöheKath. Kirche Heilig KreuzI/P10weitgehend erhalten[6]
1836–1838MainzKath. Kirche St. Ignaz
II/P36Mit knapp 2000 Pfeifen seine größte Orgel. Über 80 % des Dreymann-Pfeifenbestands sind erhalten.[7] Hinter Prospekt von Anton Onimus (1779–1781) erbaut[8]
1838Stockstadt am RheinEv. KircheII/P21mit einer erhaltenen Harmonium-Aeoline mit eigenem Balg, angekoppelt ans 2. Manual[9]
1840BrüsselSchlosskapelleII/P161886 umdisponiert; erhalten
1840GießenKath. Kirche St. BonifatiusII/P151905 in neue Kirche überführt, 1965 ersetzt[10]
1840Ober-ErlenbachKath. Kirche St. Martin
II/P211948 von Förster & Nicolaus Orgelbau umgebaut;[11] 1990 von Förster & Nicolaus Orgelbau restauriert
1841Erbes-BüdesheimEv. KircheI/P11Ursprünglicher Bestand an Pfeifen und Mechanik – bis auf die Prospektpfeifen, die im Jahr 1917 zu Kriegszwecken entfernt wurden. Eine umfangreiche Restaurierung erfolgte im Jahr 1990 durch die Fa. Schuke/Berlin.[12]
1844TreburEv. LaurentiuskircheII/P28Posaunenengel auf Gehäuse von Vorgängerorgel von Johann Christian Köhler übernommen; weitgehend erhalten[13]
1844EichEv. KircheII/P26weitgehend erhalten[14]
1845Frei-LaubersheimKath. Kirche St. Mauritius und GefährtenII/P24weitgehend erhalten, 1996 technisch instand gesetzt[15]
1846BrüsselNotre Dame aux Riches ClairesII/P291989 verbrannt
1846AntwerpenProtestantische Kirche
1851BonamesEv. Miriamkirche
II/P16restauriert
1852Gau-BickelheimKath. Kirche St. MartinII/P19weitgehend erhalten[15]
1853Gau-AlgesheimKath. Kirche St. Cosmas und DamianII/P24zusammen mit seinem Sohn; 1894 ersetzt[16]
1853IngelheimEv. Saalkirche
II/P19Figuren von der Vorgängerorgel übernommen[17]
1853Mainz-AltstadtHauptsynagoge Mainz1912 ersetzt[18][19]
1853–1854FinthenKath. Kirche St. MartinI/P14mehrfach umgebaut[20]
1854Rodheim vor der HöheEvangelische KircheII/P243 Register und Windladen von Hauptwerk und Pedal in St. Josef (Darmstadt-Eberstadt) erhalten und dort 2019 in Orgelneubau integriert
1854RodenbachEv. Kirche
I8ohne Pedal; 4 Register erhalten[21]
1856WackernheimEv. MartinskircheI/P91927 bei Orgelneubau wenige Dreymann-Register übernommen[22]
1856FenainKath. Pfarrkirche St. Andrè
1858GroßholbachKath. Kirche Hl. Dreifaltigkeit
I/P10erhalten[23]

Literatur

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1: Mainz und Vororte – Rheinhessen – Worms und Vororte (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 6). Schott, Mainz 1967, ISBN 3-7957-1306-4.
  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,1). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2.
  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,2). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6.
  • Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,1). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7.
  • Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,2). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 2: M–Z. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5.
  • Patrick Collon: Dreymann. In: Malou Heine, Nicolas Meeùs (Hrsg.): Dictionnaire des facteurs d'instruments de musique en Wallonie et à Bruxelles du 9e siècle à nos jours. Mardaga, Liège 1986, ISBN 2-87009-250-4, S. 145–146 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Achim Seip: Die Orgelbauwerkstatt Dreymann in Mainz. Mit einem Bildteil im Anhang. Orgelbau-Fachverlag Rensch, Lauffen am Neckar 1993, ISBN 3-921848-21-0.

CD-Einspielungen

  • Dreymann-Orgeln – Andreas Bolz spielt an den historischen Dreymann-Orgeln von Hamm/Rheinhessen, Stockstadt/Rhein, Erbes-Büdesheim, Frei-Laubersheim und Gau-Bickelheim[15]
Commons: Bernhard Dreymann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise