Andreï Tchmil

belgischer Radrennfahrer

Andreï Tchmil (* 22. Januar 1963 in Chabarowsk, RSFS, Sowjetunion) ist ein ehemaliger Radrennfahrer, der 1998 die belgische Staatsbürgerschaft annahm. Er gehört zu den erfolgreichsten „Klassikerjägern“ seiner Generation.

Andreï Tchmil
Andreï Tchmil 1994
Andreï Tchmil 1994
Zur Person
Geburtsdatum22. Januar 1963
GeburtsortChabarowsk
NationSowjetunion Sowjetunion / Moldau Republik Moldau / Ukraine Ukraine / Belgien Belgien
DisziplinStraße
FahrertypKlassikerfahrer
Körpergröße176 cm
Renngewicht75 kg
Internationale Team(s)
1989–1990
1991
1992–1993
1994–2002
Alfa Lum
S.E.F.B.-Saxon-Gan
GB-MG Maglificio
Lotto
Wichtigste Erfolge

Paris–Roubaix 1994
Mailand–Sanremo 1999
Flandern-Rundfahrt 2000

Team(s) als Sportlicher Leiter
2004Chocolade Jacques-Wincor Nixdorf
Team(s) als Teammanager
2010–2011Katusha

Sportlicher Werdegang

Tchmil, der in der Sowjetunion geboren wurde, zog mit seinen Eltern als Kleinkind nach Moldawien. Dort kam er mit 16 Jahren durch seinen Onkel, der in der Nationalmannschaft fuhr, zum Straßenradsport.[1] Als Amateur gewann er 1987 eine Etappe der Vuelta a Colombia und damit seinen ersten internationalen Wettbewerb.

Im Jahr 1989 wurde Tchmil als einer der ersten sowjetischen Radsportler Berufsfahrer und fuhr mit anderen sowjetischen Radrennfahrern für das italienische Radsportteam Alfa Lum.[1] Nach zwei Jahren schloss er sich 1991 der belgischen Mannschaft SEFB an, gewann in diesem Jahr mit dem Grand Prix Pino Cerami sein erstes Profirennen und wurde der letzte sowjetische Meister im Straßenrennen.

1992 wechselte Tchmil zur italienischen Mannschaft GB-MG Maglificio um den belgischen Kapitän Johan Museeuw und startete nach Auflösung der Sowjetunion mit moldawischer Nationalität. Das Vertragsverhältnis endete 1993, da man ihm vorwarf, Museeuw nicht genug unterstützt zu haben.[1]

Daraufhin fuhr Tchmil – nunmehr Ukrainer – ab 1994 für das belgische Lotto-Team. Dort entwickelte er sich zu einem Spezialisten für die Klassiker. In seinem ersten Vertragsjahr gewann er mit Paris–Roubaix 1994 sein erstes Monument des Radsports. Tchmil, der 1998 die belgische Staatsbürgerschaft annahm[2] und auch sportlich mit belgischer Nationalität fuhr, gewann 1999 mit Mailand–Sanremo und 2000 mit der Flandern-Rundfahrt zwei weitere „Monumente“. Er wurde außerdem Gesamtsieger des Rad-Weltcup 1999, einer Serie der zehn wichtigsten Eintagesrennen für kommerzielle Teams.

Ein Sturz bei den Drei Tagen von De Panne 2002 führte dazu, dass seine Karriere endete und nicht erst wie geplant mit einer Teilnahme am letzten Frühjahrsklassiker des Jahres, dem Amstel Gold Race.[3]

Berufliches und Privates

Zunächst war Andreï Tchmil 2004 Sportlicher Leiter des Teams Chocolade Jacques. Im August 2006 wurde er Sportminister der Republik Moldau und 2008 übernahm er die Aufgabe des Managers des UCI ProTeams Katjuscha. Mitte September 2011 wurde bekannt gegeben, dass Hans-Michael Holczer ab Januar 2012 die Nachfolge von Tchmil bei Katjuscha antreten werde.[4] 2013 bewarb sich Tchmil um das Präsidentenamt des Europäischen Radsportverbandes, unterlag bei der Abstimmung jedoch dem Präsidenten des französischen Verbandes FFC, David Lappartient.[5][6]

Im April 2020 wurde bei Tchmil nach einer Krebserkrankung operativ ein Tumor entfernt.[2]

Erfolge

Pflasterstein für Tchmils Sieg bei Paris–Roubaix 1994
1987
1991
1994
1995
1997
1998
1999
2000
2001
2002

Monumente-des-Radsports-Platzierungen

Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung nicht klassifiziert.

Einzelnachweise

Commons: Andreï Tchmil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien