Aloen

Gattung der Unterfamilie der Affodillgewächse (Asphodeloideae)

Die Aloen (Aloe) sind eine Pflanzengattung aus der Unterfamilie der Affodillgewächse (Asphodeloideae). Zur Gattung gehören über 600 Arten.

Aloen

Aloe hereroensis
am Auob Rivier in Namibia

Systematik
Klasse:Bedecktsamer (Magnoliopsida)
ohne Rang:Monokotyledonen
Ordnung:Spargelartige (Asparagales)
Familie:Affodillgewächse (Asphodelaceae)
Unterfamilie:Asphodeloideae
Gattung:Aloen
Wissenschaftlicher Name
Aloe
L.
Die Blätter von Aloe descoingsii werden nur 3 Zentimeter lang.
Die Blätter von Aloe descoingsii werden nur 3 Zentimeter lang.
Traubiger Blütenstand von Aloe succotrina.
Traubiger Blütenstand von Aloe succotrina.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Aloe-Arten sind ausdauernde, blattsukkulente Pflanzen. Sie wachsen stammlos, strauchig oder baumförmig. Der Stamm kann einfach oder verzweigt sein. Ihre stängelumfassenden Laubblätter stehen rosettig, zweizeilig oder sind zerstreut um die Sprossachse angeordnet.

Die Form der Blätter ist für gewöhnlich mehr oder weniger dreieckig, lanzettlich oder sichelförmig und manchmal linealisch. Der Blattrand ist meist mit weichen oder stechenden, dreieckigen Zähnen versehen, die für gewöhnlich nahe dem Spreitengrund dichter gedrängt stehen. Die einheitliche gefärbte oder mit weißlichen oder hellgrünen Flecken bedeckte Oberfläche der Blätter ist kahl oder manchmal mit kurzen Stacheln besetzt. Die Blätter sind nur selten faserig. Bei Verletzung der Blätter tritt meist ein bitterer gelber oder brauner Saft aus.

Blütenstände und Blüten

Malachit-Nektarvogel (Nectarinia famosa) an einer Aloe

Der meist mehr oder weniger aufrechte Blütenstand erscheint seitlich, ist einfach oder verzweigt und besteht aus zylindrischen oder kopfigen, traubigen Teilblütenständen, mit manchmal einseitswendigen Blüten. Die zygomorphen Blüten sind gestielt und mit Tragblättern versehen. Sie sind nur selten sitzend. Zur Fruchtreife ist der Blütenstiel oft verlängert. Der Blütenboden ist gerundet, gestutzt oder verschmälert. Die für gewöhnlich roten oder gelben, selten weißen, kahlen, selten flaumhaarigen Blüten sind an der Basis zylindrisch, werden dann meist dreikantig. Sie sind seitlich leicht zusammengedrückt und für gewöhnlich gebogen. Die Blüten sind vormännlich. Die drei äußeren Tepalen sind meist an der Basis am Rand verwachsen, die Spitzen sind freistehend. Die inneren drei Tepalen sind an den Rändern meist freistehend, aber rückenwärts (dorsal) mit der äußeren Blütenröhre verbunden. Es sind sechs Staubblätter vorhanden. Die Staubbeutel sind für gewöhnlich teilweise herausragend oder überragen die Blütenhülle um 1 bis 6 Millimeter. Der einfache Griffel besitzt eine kopfige Narbe.

Die Blüten der meisten Aloen werden durch Vögel bestäubt (Ornithophilie). Dabei dient die Anpassung an unterschiedliche Vogelarten als Hybridisierungsschranke zwischen unterschiedlichen Aloearten. Arten mit wenig konzentriertem Nektar in langen Kronröhren werden hauptsächlich durch langschnäbelige Nektarvögel (Nectariniidae) bestäubt. Aloearten mit kürzeren Kronröhren und wasserreichem Nektar werden durch weniger spezialisierte Vögel mit kürzeren Schnäbeln bestäubt. Aloearten, die gemeinsame Bestäuber haben, blühen dagegen meist zu unterschiedlichen Zeiten.[1]Einige wenige Aloearten mit kurzschäftigen weißlichen oder cremefarbenen Blüten wie Aloe inconspicua, Aloe minima und Aloe linearifolia werden vorwiegend durch Insekten bestäubt.[2]

Früchte und Samen

Die Früchte sind meist Kapseln oder manchmal Beeren. Sie enthalten kantige oder abgeflachte, schwarze oder braune Samen mit meist schmalen, häutigen Flügeln.

Genetik

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Aloe ist hauptsächlich im Süden und Osten Afrikas und auf vorgelagerten Inseln wie Madagaskar und Maskarenen sowie im Südwesten der Arabischen Halbinsel verbreitet. Drei Arten (Aloe buettneri, Aloe macrocarpa und Aloe schweinfurthii) sind in Westafrika zu finden.

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung wurde 1753 von Carl von Linné vorgenommen.[3]

Arten

Folgende Arten und Hybriden gehören zur Gattung Aloe:[4]

Hybriden

Folgende Hybriden innerhalb der Gattung Aloe (infragenerischen Hybriden) sind bekannt:

Verschiedene Arten der Gattung Aloe sind an Gattungshybriden (intergenerischen Hybriden) beteiligt:

  • ×Algastoloba D.M.Cumming
    = Aloe × Astroloba × Gasteria
  • ×Alolirion G.D.Rowley
    = Aloe × Chortolirion
  • ×Aloloba G.D.Rowley
    = Aloe × Astroloba
  • ×Alworthia G.D.Rowley
    = Aloe × Haworthia
  • ×Bayerara D.M.Cumming
    = Aloe × Gasteria × Haworthia
  • ×Gasteraloe Guillaumin
    = Aloe × Gasteria

Synonyme

Synonyme der Gattung sind Kumara Medik. (1786), Lomatophyllum Willd. (1811), Rhipidodendrum Spreng. (1811), Phylloma Ker Gawl. (1813), Rhipidodendrum Willd. (1817, nom. inval. ICBN-Artikel 61.1), Pachidendron Haw. (1821), Bowiea Haw. (1827, nomen rejectum), Pachidendron Dumort. (1829, nom. inval. ICBN-Artikel 61.1), Agriodendron Endl. (1836), Succosaria Raf. (1840), Ariodendron Meisn. (1842), Busipho Salisb. (1866), Ptyas Salisb. (1866), Chamaealoe A.Berger (1905), × Lomataloe Guillaumin (1931), Leptaloe Stapf (1933), Guillauminia A.Bertrand (1956) und Lemeea P.V.Heath (1993).

Botanische Geschichte

Aufgrund neuerer phylogenetischer Untersuchungen schlugen Olwen Megan Grace und Mitarbeiter Anfang 2013 verschiedene taxonomische Änderungen vor. Die Arten der Gattung Chortolirion werden in die Gattung Aloe einbezogen, Aloe plicatilis wird in die monotypische Gattung Kumara Medik. (1786) zurückverwiesen. Die Autoren schlagen zwei neue Gattungen vor: Aloidendron (A.Berger) Klopper & Gideon F.Sm. und Aloiampelos Klopper & Gideon F.Sm.. In die neue Gattung Aloidendron werden sechs baumförmige Aloen eingeordnet: Aloe barberae, Aloe dichotoma, Aloe eminens, Aloe pillansii, Aloe ramosissima und Aloe tongaensis. Die neue Gattung Aloiampelos umfasst die sieben hauptsächlich kletternde Aloen Aloe ciliaris, Aloe commixta, Aloe decumbens, Aloe gracilis, Aloe juddii, Aloe striatula und Aloe tenuior.[5] Ein Jahr später führten die Ergebnisse der Studie von John C. Manning und Mitarbeitern[6] zur Aufstellung der monotypische Gattung Aristaloe Boatwr. & J.C.Manning (für Aloe aristata) und der Gattung Gonialoe (Baker) Boatwr. & J.C.Manning für die Arten Aloe dinteri, Aloe sladeniana und Aloe variegata. Außerdem wurde Aloe haemanthifolia als zweite Art in die Gattung Kumara verwiesen.

Die Schlussfolgerungen aus den phylogenetische Untersuchungen durch Grace und Mitarbeitern[7] wurden im Referenzwerk Illustrated Handbook of Succulent Plants als „provisorisch“ zurückgewiesen.[8]

Gefährdung

Mit Ausnahme von Aloe vera wurden alle Aloe-Arten in den Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgenommen. Zusätzlich durch die Aufnahme in den Anhang I geschützt sind Aloe albida, Aloe albiflora, Aloe alfredii, Aloe bakeri, Aloe bellatula, Aloe calcairophila, Aloe compressa (einschließlich Aloe compressa var. paucituberculata, Aloe compressa var. rugosquamosa und Aloe compressa var. schistophila), Aloe delphinensis, Aloe descoingsii, Aloe fragilis, Aloe haworthioides (einschließlich Aloe haworthioides var. aurantiaca), Aloe helenae, Aloe laeta, (einschließlich Aloe laeta var. maniaensis), Aloe parallelifolia, Aloe parvula, Aloe pillansii, Aloe polyphylla, Aloe rauhii, Aloe suzannae, Aloe versicolor und Aloe vossii.[9]

Nachweise

Literatur

  • Alwin Berger: Aloe. In: Adolf Engler (Hrsg.): Das Pflanzenreich. Regni vegetablilis conspectus. Heft 33: Liliaceae-Asphodeloideae-Aloineae, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1908, S. 159–326 (online).
  • Estrela Figueiredo, Gideon F. Smith: What’s in a name: epithets in Aloe L. (Asphodelaceae) and what to call the next new species. In: Bradleya. Band 28, 2010, S. 79–102.
  • Walter C. Holmes, Heather L. White: Aloe. In: Flora of North America, Band 26, S. 410 (online).
  • Leonard Eric Newton: Aloe. In: Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3662-7, S. 104–193.
  • Gideon F. Smith, Colin C. Walker, Estrela Figueiredo: What’s in a name: an update on epithets used in Aloe L. (Asphodelaceae). In: Bradleya. Band 29, 2011, S. 179–181 (PDF).

Einzelnachweise

Neuere Erstbeschreibungen

Erstbeschreibungen seit 2020

Weitere Literatur

  • S. Carter, J. J. Lavranos, L. E. Newton, C. C. Walker: Aloes. The definitive guide. Kew Publishing, London 2011, ISBN 978-1-84246-439-7.
  • Jean-Bernard Castillon: The Aloe of Madagascar. By the Author, 2010, ISBN 978-2-7466-1872-5.
  • Charles Craib: Grass aloes in the South African veld. Umdaus Press, Hatfield 2005, ISBN 1-919766-40-5.
  • W. J. Jankowitz: Aloen von Südwestafrika. Abt. Naturschutz und Fremdenverkehr, Administration von Südwestafrika, Windhoek 1975.
  • Eric Judd: What aloe is that? Purnell, Cape Town/Johannesburg 1967, ISBN 0-360-00013-4.
  • Michael J. Kimberley: Succulent Plants of Zimbabwe and Their Conservation. Excelsa, Band 18, Aloe, Cactus, and Succulent Society of Zimbabwe, 1997.
  • Ronell R. Klopper, S. Matos, Estrela Figueiredo, Gideon F. Smith: Aloe in Angola (Asphodelaceae: Alooideae). In: Bothalia. Band 39, Nummer 1, 2009, S. 19–35 (PDF).
  • Ronell R. Klopper, Gideon F. Smith: The Genus Aloe L. (Asphodelaceae: Alooideae) in the Eastern Cape Province of South Africa. In: Haseltonia. Nummer 16, 2011, S. 16–53 (doi:10.2985/1070-0048-16.1.16).
  • Stewart Lane: A field guide to the aloes of Malawi. Umdaus Press, Hatfield 2004, ISBN 1-919766-27-8.
  • Jonas M. Lüthy: The Aloes and Euphorbias of CITES Appendix I & the genus Pachypodium. BVET, Bern 2006.
  • Leonard E. Newton, Urs Eggli, Gordon D. Rowley: CITES Aloe and Pachypodium checklist. Royal Botanic Gardens, Kew, 2001, ISBN 1-84246-034-X (PDF, Update 2007).
  • Gideon F. Smith, Braam Van Wyk: Aloes in Southern Africa. Struik, Cape Town 2008, ISBN 978-1-77007-462-0.
  • Oliver West, Michael J. Kimberley: Aloes of Zimbabwe. 2. Auflage, Longman Zimbabwe, Harare 1992, ISBN 0-582-64163-2.
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