4. Flotte (Japanisches Kaiserreich)

Die 4. Flotte des Japanischen Kaiserreichs (japanisch 第四艦隊 Dai-Yon Kantai) war eine Flotte der Kaiserlich Japanischen Marine. Sie wurde erstmals in der Meiji-Zeit aufgestellt und bis zur frühen Shōwa-Zeit noch zwei Mal reorganisiert.

4. Flotte des Japanischen Kaiserreichs
3. Aufstellung

Kyokujitsuki (Flagge) der Kaiserlich Japanischen Marine
Aktiv15. November 1939 bis 15. August 1945
StaatJapanisches Kaiserreich Japan
StreitkräfteJapan Japanische Streitkräfte
TeilstreitkraftJapan Japanische Marine
TruppengattungSeestreitkräfte
UnterstellungKombinierte Flotte
Ehemalige StandorteTruk, Saipan

Vorgeschichte

Zum ersten Mal wurde die 4. Flotte am 14. Juni 1905 unter dem Kommando von Vizeadmiral Dewa Shigetō aufgestellt, um die Landung der Armee auf Sachalin am Ende des Russisch-Japanischen Krieges zu unterstützen. Sie wurde bereits am 20. Dezember des Jahres wieder aufgelöst.

Am 20. Juli 1935 fand die zweite Aufstellung der 4. Flotte statt. Sie diente allerdings nur zur Feinddarstellung während einer großen Marineübung und war darauf zeitlich begrenzt. Sie erlitt am 26. September 1935 schwere Schäden, als sie 400 Kilometer östlich vor Sanriku in einen heftigen Taifun geriet.[1][2][3]

Die zweite reguläre Aufstellung der 4. Flotte war am 20. Oktober 1937, um die Armee an der Nordküste Chinas während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs zu unterstützen. Der Oberbefehlshaber bis zum 15. November 1938 war Vizeadmiral Toyoda Soemu, danach übernahm Vizeadmiral Hibino Masaharu das Kommando.[4]

Dritte Aufstellung

Am 15. November 1939 wurde die damalige 4. Flotte in 3. Chinesische Expeditionsflotte umbenannt und die neue Einheit wurde innerhalb der japanischen Marine hauptsächlich für die Untersuchung und Verteidigung von zu errichtenden Stützpunkten auf den Südseeinseln zuständig. Obwohl der Name erhalten blieb, handelt es sich tatsächlich um einen komplett neuen Flottenverband. Oberbefehlshaber war zu diesem Zeitpunkt Vizeadmiral Eikichi Katagiri.[4]

Nach ihrer Aufstellung war die 4. Flotte zunächst eine unabhängige Flotte unter der direkten Kontrolle des kaiserlichen Hauptquartiers und war innerhalb der Kombinierten Flotte eine Einheit zur Kriegsführung im Ausland.[5][6]

Unmittelbar nach der Neuorganisation bestand die Flotte nur aus den zwei Wasserflugzeugtendern Chitose und Kamoi sowie den zwei Zerstörern Mutsuki und Mochizuki.[7]

Nach der Schlacht um Midway unterlief die japanische Marine am 14. Juli 1942 eine vollständige Reorganisation. Die 4. Flotte, jetzt unter dem Befehl von Vizeadmiral Inoue Shigeyoshi in Truk[8], bestand aus dem Kreuzer Kashima (Flaggschiff der Flotte), dem Minenleger Tokiwa, dem 2. Geleitgeschwader mit dem Kreuzer Yubari und den Zerstörern der 29. Zerstörerdivision Yūzuki, Oite, Asanagi und Yūnagi, sowie zwei Hilfskanonenbooten und der 4., 5. und 6. Base-Force mit leichten Einheiten sowie Hilfsschiffen.[9]

Schlachten der 4. Flotte im Pazifikkrieg

Von der Basis auf dem Truk-Atoll und Kwajalein (U-Boot-Basis) wurden Einsätze auf den Süd-Philippinen, während der Schlacht um Guam und Wake, den Gilbertinseln, Ost-Neuguinea, dem Bismarck-Archipel und den Salomonen durchgeführt.[10]

Anfang März 1942 war die 4. Flotte während der Operation SR mit fünf Transportschiffen im Einsatz und beförderte das 2. Bataillon des 144. Infanterieregiments von General Horii Tomitarō und die 2. Maizuru Spezialmarinelandungseinheit nach Lae und Salamaua im Südosten Neuguineas.[11]

Die Seeoperationen für die geplante Landung bei Port Moresby in der Operation MO, Ende April, Anfang Mai 1942, oblagen ebenfalls der 4. Flotte. Die 4. Flotte ersuchte beim Oberkommando für die geplante Operation um Verstärkung ihrer See- und Luftstreitkräfte. Daher wurde ihr zusätzlich der Flottenflugzeugträger Kaga, die Leichten Flugzeugträger Shōhō und Zuihō, die 5. Kreuzerschwadron sowie die 7. und 20. Zerstörerschwadron zugeteilt. Weitergehende Verhandlungen erbrachten den Austausch der Kaga, die zu diesem Zeitpunkt in Sasebo im Trockendock repariert wurde[12], gegen die beiden Träger Shōkaku und Zuikaku.[11] In der Folge entwickelte sich am 7. und 8. Mai die Schlacht im Korallenmeer.

Schiffe der 4. Flotte waren auch an der Operation RI beteiligt, bei der am 21. Juli 1942 bei Gona eine Landungseinheit an Land gebracht werden konnte.[11]

Nach Reorganisation wurden die Flotten im Südseeraum neu aufgeteilt und die 4. Flotte, jetzt unter dem Decknamen Nanyang-Einheit, war für die Sicherheit und den Schutz des Seeverkehrs in Richtung Südsee verantwortlich. Am 1. November 1943 löste der Leichte Kreuzer Nagara die Kashima als Flaggschiff ab.[13]

Nach dem Verlust der Basis auf Truk am 17. und 18. Februar 1944 ging die Bedeutung der 4. Flotte als Flottenstützpunktgarnison verloren.

Am 4. März 1944 reorganisierte die japanische Marine die Flotten des Zentralpazifikraums und Saipan wurde der neue Stützpunkt der 4. Flotte.

In der Schlacht um Saipan wurde das Flottenkommando des zentralen Pazifikraums Anfang Juli 1944 vernichtet und die 4. Flotte, die in einem abgelegenen Gebiet zurückgelassen wurde, konnte vom japanischen Festland aus nicht mehr mit Nachschub versorgt werden und zwang jede ihrer Einheit, sich bis zum Ende des Krieges selbst zu versorgen. Sie war von den Kriegshandlungen bis zum Kriegsende abgeschnitten.

Die 4. Flotte zu Beginn des Pazifikkriegs[14][15]
Direkt unterstelltKreuzerdivision 18

Konteradmiral Marumo Kuninori[16]

Minenlegerdivision 19

Konteradmiral Shima Kiyohide[17]

Zerstörergeschwader 6

Konteradmiral Kajioka Sadamichi[18]

Kashima (Flaggschiff)
12 Transporter
bzw.
Kanonenboote
Tenryū
Tatsuta
Okinoshima
Tokiwa
Tsugaru
Tenyo Maru
Yūbari
Zerstörerdivision 29Zerstörerdivision 30
Oite
Hayate
Asanagi
Yūnagi
Mutsuki
Kisaragi
Yayoi
Mochizuki
U-Bootgeschwader 7

Konteradmiral Ōnishi Shinzō

24. Luftflottille

Vizeadmiral Gotō Eiji

JingeiYokohama-Marineluftgeschwader
Chitose-Marineluftgeschwader
Kamoi
Kamikawa Maru
Goshu Maru
U-Bootdivision 26U-Bootdivision 27U-Bootdivision 33
Ro-60
Ro-61
Ro-62
Ro-65
Ro-66
Ro-67
Ro-63
Ro-64
Ro-68
Verteidigungseinheiten der Flottenstützpunkte[14][15]
Stützpunktgruppe 3 (Palau)Stützpunktgruppe 4 (Truk)

Vizeadmiral Moizumi Shinichi

Stützpunktgruppe 5 (Saipan)

Konteradmiral Kasuga Atsushi

Stützpunktgruppe 6 (Kwajalein)

Konteradmiral Yatsushiro Sukeyoshi

Kanonenbootdivision 4
Minensuchdivision 13
U-Jagddivision 55
16. Marinefliegergruppe
Kanonenbootdivision 5
Kanonenbootdivision 6
Minensuchdivision 14
U-Jagddivision 56
U-Jagddivision 57
U-Jagddivision 58
17. Marinefliegergruppe
Kanonenbootdivision 7
Minensuchdivision 15
U-Jagddivision 59
U-Jagddivision 60
18. Marinefliegergruppe
Kanonenbootdivision 8
Minensuchdivision 16
U-Jagddivision 62
U-Jagddivision 63
U-Jagddivision 64
U-Jagddivision 65
19. Marineluftgeschwader

Führung

Oberbefehlshaber

Nr.Dienstgrad und NameBildAmtszeit
Beginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
1. Aufstellung
1.Vizeadmiral Dewa Shigetō 14. Juni 190520. Dezember 1905
2. Aufstellung
1.Vizeadmiral Toyoda Soemu 20. Oktober 193715. November 1938
2.Vizeadmiral Hibino Masaharu 15. November 193815. November 1939
3. Aufstellung
1.Vizeadmiral Katagiri Eikichi 15. November 193915. November 1940
2.Vizeadmiral Takasu Shirō 15. November 194011. August 1941
3.Vizeadmiral Inoue Shigeyoshi 11. August 194126. Oktober 1942
4.Vizeadmiral Samejima Tomoshige 26. Oktober 19421. April 1943
5.Vizeadmiral Kobayashi Masami 1. April 194319. Februar 1944
6.Vizeadmiral Hara Chūichi 19. Februar 194415. August 1945

Chef des Stabes

Nr.Dienstgrad und NameAmtszeit
Beginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
1. Aufstellung
1.Kapitän zur See Yamaya Tanin14. Juni 190520. Dezember 1905
2. Aufstellung
1.Kapitän zur See / Konteradmiral Kobayashi Masami20. Oktober 19371. September 1938
2.Kapitän zur See / Konteradmiral Oka Arata1. September 193815. November 1939
3. Aufstellung
1.Konteradmiral Kishi Fukuji[19]15. November 193910. Oktober 1941
2.Konteradmiral Shikazo Yano[20]10. Oktober 19411. November 1942
3.Konteradmiral Shunsaku Nabeshima1. November 19426. Januar 1944
4.Konteradmiral Sumikawa Michio[21]6. Januar 194430. März 1944
5.Konteradmiral Arima Kaoru30. März 194412. August 1944
6.Konteradmiral Sumikawa Michio12. August 19442. September 1945

Siehe auch

Literatur

  • Andrieu D'Albas: Death of a Navy: Japanese Naval Action in World War II. Devin-Adair Pub, 1965, ISBN 0-8159-5302-X (englisch).
  • Paul S. Dull: A Battle History of the Imperial Japanese Navy, 1941–1945. Naval Institute Press, 1978, ISBN 0-87021-097-1 (englisch).

Einzelnachweise