3. Flotte (Japanisches Kaiserreich)

Die 3. Flotte des Japanischen Kaiserreichs (japanisch 第三艦隊, Dai-san Kantai) war eine Flotte der Kaiserlich Japanischen Marine. Sie wurde am 28. Dezember 1903 in der Meiji-Zeit kurz vor dem Russisch-Japanischen Krieg gegründet. Das Kaiserliche Hauptquartier benötigte die Flotte zunächst als Sammeleinheit zur Verwaltung von Kriegsschiffen, die als veraltet für den Frontkampfeinsatz angesehen wurden.

3. Flotte
des Japanischen Kaiserreichs

Kyokujitsuki (Flagge) der Kaiserlich Japanischen Marine
Aktiv28. Dezember 1903 bis 15. Dezember 1944
StaatJapanisches Kaiserreich Japan
StreitkräfteJapan Japanische Streitkräfte
TeilstreitkraftJapan Japanische Marine
TruppengattungSeestreitkräfte
UnterstellungKombinierte Flotte

Die 3. Flotte wurde bis zu ihrer endgültigen Auflösung Ende 1944 insgesamt sechs Mal aufgelöst und fünf Mal wieder aufgestellt.

3. Flotte 1903 bis 1915

Nach der Gründung Ende des Jahres 1903 unterstand die 3. Flotte der direkten Kontrolle des Kaiserlichen Hauptquartiers. Ihre Hauptaufgabe bestand aus Patrouillenfahrten zur Sicherung der japanischen Häfen.

Ab März 1904 wurde sie in die Kombinierte Flotte[1] eingegliedert. Im Russisch-Japanischen Krieg spielte sie nur eine untergeordnete Rolle. Sie diente zur Aufklärung während der Seeschlacht bei Tsushima[2] und unterstützte bei der Besetzung Sachalins. Im Dezember 1905 wurde die 3. Flotte wieder aufgelöst.

5. Geschwader
SchlachtschiffChin’en
Geschützte KreuzerItsukushimaHashidateMatsushima
6. Geschwader
Geschützte KreuzerAkitsusuChiyodaIzumiSuma
7. Geschwader
PanzerschiffFusō
PanzerkreuzerHeien
Geschützte KreuzerJiyuan
SchaluppeKaimon
KanonenbootTsukushiBanjōUjiAtago
Div. kleinere Einheiten, u. a. der Torpedoboot-Tender Toyohashi

Am 24. Dezember 1908 wurde die Nansei-Flotte, auch Südliche Qing Flotte genannt, die seinerzeit zum Schutz japanischer Staatsangehöriger auf chinesischem Gebiet gegründet worden war, in 3. Flotte umbenannt. Sie wurde am 25. Dezember 1915 wieder aufgelöst.

3. Flotte im Ersten Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs fungierte die 3. Flotte nach der Auflösung der Südchinesischen Flotte zunächst als Ausbildungstruppe unter den Bedingungen des Allianzabkommens mit Großbritannien. Erst als die Russische Revolution 1917 begann, wurden die Aufgaben der 3. Flotte in Patrouillen an der russischen Meeresküste geändert. Am 1. Dezember 1922 wurde sie aufgelöst und viele ihrer Schiffe wurden fast unmittelbar gemäß den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens verschrottet.

3. Flotte im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg

Am 2. Februar 1932 wurde die 3. Flotte nach dem Beginn der Schlacht um Shanghai neu aufgestellt.

Die 3. Flotte nach dem Beginn der Schlacht um Shanghai
Direkt unterstelltUntergeordnete Einheiten
Izumo
Ōi, Tatsuta
Muroto, Noshima
Notoro, Naruto
Mamiya
1. Trägerdivision
3. Zerstörerdivision
36. Zerstörerdivision
1. Expeditionsflotte2. Expeditionsflotte

Ab dem 20. Oktober 1937 wurde die 3. Flotte der China-Regionalflotte untergeordnet. Ihr gehörte jetzt auch die Shanghai-Speziallandungstruppe an. Am 15. November 1939 fand wiederum die Auflösung der 3. Flotte statt.

3. Flotte im Pazifikkrieg

Aufstellung im Juni/Juli 1940

Für die vorgesehene Operation zur Besetzung Französisch-Indochinas (Operation FU) wurde die 3. Flotte im Juni/Juli 1940 aus Einheiten der 2. Flotte und der 2. Chinesischen Expeditionsflotte zusammengesetzt.

Aufstellung am 7. Dezember 1941

In einer anderen Zusammensetzung wurde die 3. Flotte im Januar und im April 1941 aufgestellt. Sie bekam aber erst im Juli 1941 ihre endgültige Form. Ihre Hauptaufgabe sollte die Durchführung und Unterstützung von Landungsunternehmen sein. Hier im Besonderen bei der Invasion der Philippinen. Dafür erhielt sie die zusätzliche Bezeichnung Südliche Expeditionsflotte.[3]

Die 3. Flotte zu Beginn des Pazifikkriegs[4][5][6][7]
Kreuzerdivision 16

Vizeadmiral Takahashi Ibō

Minenlegerdivision 17

Konteradmiral Kobayashi Tetsuri

Seeflugzeugträgerdivision 12

Konteradmiral Imamura Osamu

Ashigara (Flaggschiff)
Nagara
Kuma
Itsukushima
Yaeyama
Tatsuharu Maru
Kamikawa Maru
Sanyo Maru
Sanuki Maru
Zerstörergeschwader 5

Konteradmiral Hara Kenzaburo

U-Bootgeschwader 6

Konteradmiral Kawano Chimaki

NatoriChōgei
Zerstörerdivision 5Zerstörerdivision 22U-Bootdivision 9U-Bootdivision 23
Asakaze
Matsukaze
Harukaze
Hatakaze
Fumizuki
Minazuki
Nagatsuki
Satsuki
I-123
I-124
I-121
I-122
Stützpunktgruppe 1

Konteradmiral Kubo Kyuji

Stützpunktgruppe 2

Konteradmiral Hirose Sueto

Spezialstützpunktgruppe 32
Shirataka, Aotaka
Ikushima Maru, Hakusan Maru
Kimijima Maru, Myoku Maru
Yamabiko Maru, Senko Maru
Koan Maru, Chozan Maru
Goryu Maru, Hayatomo
Kosei Maru
Minensuchbootdivision 21
Kanonenbootdivision 1
U-Jagdbootdivision 1
U-Jagdbootdivision 2
U-Jagdbootdivision 51
U-Jagdbootdivision 52
Wakatake
Imizu Maru
Seian Maru
Sumanoura Maru
Shinko Maru
Komagawa Maru
Hakazake Maru
Kenryu Maru
Kyodo Maru
Torpedobootdivision 21
Minensuchbootdivision 11
Minensuchbootdivision 30
Kanonenbootdivision 2
Kanonenbootdivision 3
U-Jagdbootdivision 21
U-Jagdbootdivision 31
U-Jagdbootdivision 53
U-Jagdbootdivision 54
Tsubame
Kamome
Nichiyu Maru
Tatsuhuru Maru
1. und 2. Kure Speziallandungseinheit
1. und 2. Sasebo Speziallandungseinheit
Patrouillenbootdivision 1

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurden ihre Aufgaben auf die Invasionen von Java, Borneo und die anderen Inseln Niederländisch-Indiens ausgeweitet. Die 3. Flotte wurde am 10. März 1942 in 2. Südliche Expeditionsflotte umbenannt und kam unter das Oberkommando der Südwestflotte.[3]

Umgruppierung am 14. Juli 1942

Kurz nach der Schlacht um Midway, die für die Japaner äußerst verlustreich verlaufen war, wurde die 3. Flotte am 14. Juli 1942 als Flugzeugträger-Einsatzgruppe um die Träger Shōkaku und Zuikaku, die bei Midway nicht dabei waren, neu formiert. Die 3. Flotte hatte Einsätze bei der Schlacht bei den Santa-Cruz-Inseln, wo ihr die Versenkung des amerikanischen Flugzeugträgers Hornet gelang.

1. Trägerdivision2. Trägerdivision11. Geschwader7. Geschwader8. Flotte
FlugzeugträgerShōkaku, Zuikaku,
Zuihō
Jun’yō, Ryūjō
SchlachtschiffHiei, Kirishima
Schwerer
Kreuzer
Kumano, Mogami,
Suzuya
Chikuma, Tone
Dazu das 10. Geschwader: Nagara, 16 Zerstörer und eine landbasierte Luftflotte

Nach einer kleineren Umgruppierung im Januar 1943 nach der Schlacht bei den Santa-Cruz-Inseln folgte die nächste und letzte Neuaufstellung der 3. Flotte Anfang März 1944. Dies war im Wesentlichen die Zusammenführung mit der 2. Flotte. Bei der dann folgenden Schlacht in der Philippinensee[8] Mitte Juni 1944 verlor die 3. Flotte drei Flugzeugträger, darunter der gerade neu in Dienst gestellte Träger Taihō und mehr als 350 Trägerflugzeuge.

Im Oktober 1944 wurde die 3. Flotte im sogenannten Drei-Streitkräfte-Plan der Operation Shō-gō zur Nordflotte ernannt, um die alliierte Invasion auf den von Japan gehaltenen Philippinen zu verhindern. Mitte Oktober wurden während der Kämpfe in der Schlacht vor Kap Engaño[9] die vier Flugzeugträger Zuikaku, Zuihō, Chiyoda und Chitose versenkt.

Aufstellung am 15. November 1944

Die 3. Trägerdivision wurde noch in den offiziellen Dokumenten geführt, obwohl die Schiffe bereits im Einsatz verloren gegangen waren.

1. Trägerdivision3. Trägerdivision
FlugzeugträgerUnryūZuikaku, Zuihō,

Chitose, Chiyoda

Schwerer
Kreuzer
Mogami
Dazu vier Zerstörergruppen mit insgedamt 9 Zerstörern

Die 3. Flotte hörte damit praktisch auf zu existieren und wurde am 15. Dezember 1944 dann offiziell aufgelöst.

Kommandanten der 3. Flotte

  • Vizeadmiral Kataoka Shichirō ab 28. Dezember 1903 bis 20. Dezember 1905
  • Admiral Kakuichi Murakami ab 13. Dezember 1915
  • Admiral Ryokitsu Arima ab 6. April 1917
  • Admiral Teijiro Kuroi ab 1. Dezember 1918
  • Admiral Kaneo Nomaguchi ab 1. Dezember 1919
  • Admiral Kozaburo Oguri ab 1. Dezember 1920
  • Admiral Baron Kantarō Suzuki ab 1. Dezember 1921
  • Vizeadmiral Naoe Nakano ab 27. Juli 1922 bis 1. Dezember 1922
  • Vizeadmiral Nomura Kichisaburō ab 2. Februar 1932
  • Vizeadmiral Sakonji Seizō ab 28. Juni 1932
  • Vizeadmiral Yonai Mitsumasa ab 1. Dezember 1932
  • Vizeadmiral Imamura Nobujirō ab 15. September 1933
  • Vizeadmiral Hyakutake Gengo ab 15. November 1934
  • Vizeadmiral Oikawa Koshirō ab 1. Dezember 1935
  • Admiral Hasegawa Kiyoshi ab 1. Dezember 1936
  • Vizeadmiral Oikawa Koshirō ab 25. April 1938 bis 15. November 1939
  • Admiral Ibō Takahashi ab 10. April 1941 bis 10. März 1942
  • Admiral Nagumo Chūichi ab 14. Juli 1942
  • Vizeadmiral Ozawa Jisaburō ab 11. November 1942 bis 15. November 1944

Siehe auch

Literatur

  • Andrieu D'Albas: Death of a Navy: Japanese Naval Action in World War II. Devin-Adair Pub, 1965, ISBN 0-8159-5302-X (englisch).
  • Paul S. Dull: A Battle History of the Imperial Japanese Navy, 1941–1945. Naval Institute Press, 1978, ISBN 0-87021-097-1 (englisch).

Einzelnachweise