Emoji

Ideogramme, die meist bei SMS und Nachrichten über Messenger benutzt werden
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Die beiden Emojis Lächelndes Gesicht mit offenem Mund und Augen verschließender Affe, wie sie auf verschiedenen Plattformen dargestellt werden.
CodeU+1F605U+1F648
Browser😅🙈
Noto Color
X
Emoji One
Firefox OS

Ein Emoji (japanisch 絵文字 ​/⁠ɛmo(d)ʑi⁠/​ „Bildschriftzeichen“) ist ein Piktogramm, Logogramm, Ideogramm oder Smiley, das in elektronischen Nachrichten (insbesondere in SMS und Chat) und auf Webseiten verwendet wird.Die Hauptfunktion von Emoji besteht darin, emotionale Hinweise zu geben, die sonst in einer getippten Unterhaltung fehlen.[1]Dabei gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Emojis wie zum Beispiel Gesichtsausdrücke, Alltagsgegenstände, Tiere und Wetter.Zur begrifflichen Abgrenzung siehe Emoticon.

Geschichte

Bereits im 19. Jahrhundert gab es sogenannte Setzerscherze (vgl. Smiley#Geschichte). 1938 schrieb Ludwig Wittgenstein, dass durch einfach gezeichnete Gesichtsausdrücke flexiblere und vielgestaltigere Beschreibungen als nur durch Adjektive möglich seien.[2][3] Ende der 1990er Jahre erstellte Shigetaka Kurita digitale Emojis für DoCoMo im Rahmen des i-mode-Projekts.[4] Ab 1982 verbreiteten sich Emoticons im Internet-Vorläufer Arpanet. Zwar sind heutige Emojis vergleichsweise groß, detailliert und farbig, den Fähigkeiten damaliger Mobiltelefone entsprechend waren diese Emojis allerdings einfarbig und von lediglich 12×12 Pixeln Kantenlänge.[4] Deshalb unterlagen sie mangels Schöpfungshöhe auch nicht dem Urheberrecht.[4] Dies erlaubte anderen japanischen Telefongesellschaften, eigene Geräte ebenfalls Emoji-fähig zu machen, und ermöglichte somit eine rasche Marktdurchdringung.[4]

Seit 2013 dokumentiert die Website Emojipedia alle Unicode-Emojis mit Namen, Beschreibung und Abbildungen.[5]

Seit 2014 wird der Welt-Emoji-Tag begangen. Der chinesische Künstler Xu Bing veröffentlichte das erste belletristische Werk nur mit Emojis als Schriftzeichen geschrieben: Book from the Ground, das einen Tag im Leben eines typischen städtischen Angestellten schildert.[6]

Einige Jahre vor 2020 nahm der Musiker Paul McCartney für Skype die ersten Audio-Emojis, sogenannte „Love Mojis“, welche von Skype zum Übermitteln im Chat mit Animationen verknüpft wurden, auf.[7]

2015 wählte die Oxford University Press das Emoji 😂 Face With Tears of Joy (‚Gesicht mit Freudentränen‘) zum Wort des Jahres, da die Verwendung von Emojis 2015 stark zugenommen hätte und diese als „nuancierte Ausdrucksform (...) Sprachbarrieren überwinden“ könnten. 😂 sei nach einer Analyse des Tastaturanbieters SwiftKey 2015 das weltweit am häufigsten verwendete Emoji gewesen.[8][9][10]

2015 führten mehrere große Konzerne Emojis mit unterschiedlichen Hautfarben ein. Neben der ursprünglichen Farbe Gelb gibt es nun hautfarbene, tonfarbene und braune Töne.[11]

2017 wurde der US-amerikanische 3D-Computeranimationsfilm Emoji – Der Film, produziert von Sony Pictures Animation, veröffentlicht, der auf Emojis und ihrer prominenten Rolle in digitaler Kommunikation basiert.

Kodierung

Shift_JIS

Emojis wurden in einem freien Bereich von Shift JIS[12][4] kodiert (F89F bis F9FC). Allerdings existierte anfangs keine herstellerübergreifend einheitliche Kodierung, so dass sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Varianten etabliert haben.[12] Waren zu Beginn nur 176[4] Emojis definiert, so vergrößerte sich deren Anzahl bis 2010 auf 722.[13][14] Neben der DoCoMo-Variante hat insbesondere die KDDI- und die SoftBank-Variante eine gewisse Verbreitung gefunden.[13]

Unicode

Übersicht

Erst mit der Aufnahme der Emojis in Unicode 6.0 im Oktober 2010 wurde die Grundlage für eine weltweit einheitliche Kodierung geschaffen. Zu diesem Zeitpunkt enthielt die Vorgängerversion Unicode 5.2 bereits 114 dieser Zeichen[15] in den Blöcken

Da in diesen Blöcken Emojis Verwendung finden, wurde davon abgesehen, die Emojis als einheitlichen Block neu in Unicode aufzunehmen. Stattdessen wurden die verbleibenden Emojis auf die bestehenden Blöcke

sowie die neuen Blöcke

verteilt. Insgesamt enthält Unicode 6.3 somit 722[13][14] Emojis.

Von den 2834[16] mit Unicode 7.0 neu eingeführten zusätzlichen Zeichen können etwa 250[16] als Emojis verwendet werden, ohne dass dies im Einzelnen gesondert spezifiziert wäre. Eine Zählung der Washington Post kommt auf 240[17] neue Emojis. Die genaue Gesamtzahl aller in Unicode enthaltenen Emojis bleibt jedoch unklar[18] und ist einem gewissen Ermessen unterworfen.[18]

Darstellungsvarianten

Manche Zeichen sind sowohl als farbiges und womöglich animiertes Emoji als auch als regulärer Textbestandteil darstellbar.[19][20] Deswegen wurden in Unicode 6.1 bei 214 Zeichen diese Alternativen formal standardisiert:[21][22] Mittels der sogenannten Variantenselektoren kann eine Anwendung nun eindeutig entscheiden, ob Emojis im Stil des restlichen Texts oder als Bilder dargestellt werden sollen. Folgt auf ein Emoji-Zeichen der Variantenselektor U+FE0E, so ist das Zeichen im Stil des restlichen Texts darzustellen, folgt stattdessen U+FE0F, so soll hingegen der Emoji-Stil verwendet werden.[23]

Ob der Browser Emojis korrekt darstellt, kann anhand des folgenden Beispiels überprüft werden: Das Ankerzeichen (⚓, U+2693) einmal im Text-Stil (⚓︎, U+2693 U+FE0E) und einmal im Emoji-Stil (⚓️, U+2693 U+FE0F). Sehen beide Varianten gleich aus, so unterstützt entweder der Browser generell oder aber die konkret verwendete Schriftart keine Stilunterscheidung per Variantenselektor für Emojis.

In verschiedenen Diensten und Betriebssystemen kann dasselbe Emoji unterschiedlich gestaltet und dargestellt sein, und so unterschiedlich interpretiert werden.[24] Wird ein Emoji auf ein Handy mit einem anderen Betriebssystem gesendet (Apple, Google, Microsoft, Samsung, LG) wird es in der dortigen Schriftart angezeigt. Das Emoji „Grinning face with smiling eyes“ (U+1F601) beispielsweise wurde von Nutzern je nach Plattform sowohl negativ (Apple) als auch positiv gesehen. Selbst dieses eine Emoji wurde unter Apple-Nutzern unterschiedlich bewertet.[25]

Regionalindikatoren

Eine besondere Form von Emojis sind die Regionalindikatoren (U+1F1E6 bis U+1F1FF) aus dem Block Zusätzliche umschlossene alphanumerische Zeichen: Dabei handelt es sich um Sequenzen aus zwei Zeichen, die Länderkürzeln nach ISO 3166-1 ALPHA-2 entsprechen, beispielsweise 🇩🇪 (U+1F1E9 U+1F1EA) für Deutschland. Es bleibt der jeweiligen Anwendung überlassen,[26][27] ob sie diese Länderkürzel als Buchstabenfolge darstellt (DE) oder als Symbol, wie etwa als Flagge des entsprechenden Gebiets ( ) oder als dessen stilisierter Umriss ( ). Es gibt auch einige von der ISO-Norm abweichende Codes wie IC.

Verwendung

Laut einer Erhebung des Unternehmens SwiftKey von 2015 werden fröhliche Emojis am häufigsten genutzt (45 %), gefolgt von traurigen Emojis, Herzen, Handgesten und romantischen Darstellungen. Daneben werden Emojis mit sexuellen Anspielungen (insbesondere das astrologische Zeichen für Krebs als Ersatzzeichen für 69, aber auch Banane, erhobene Faust, Aubergine, Pfirsich, Kirschen) und der Kothaufen benutzt. In Deutschland wird das Emoji Maus überdurchschnittlich oft genutzt.[28]

Ein gemäßigter Gebrauch von Emojis durch Vorgesetzte oder Kundenbetreuer im beruflichen E-Mail-Verkehr wird als empathisch empfunden.[29]

Seit Mitte der 2000er Jahre sind Emoji nicht mehr nur Bestandteil digitaler Kommunikation, sondern auch zunehmend in den Medien Literatur oder Kunst von Bedeutung, etwa als Bestandteil von digitaler Literatur, Handyromanen aber auch konventionell publizierten Texten.[30]

Seit den 2020er Jahren werden Emojis in sozialen Medien verstärkt dazu eingesetzt, Nachrichten zu codieren. Dabei werden einzelne Buchstaben (nach optischer Ähnlichkeit) oder Silben (nach phonetischer Ähnlichkeit wie in einem Rebus) ersetzt, um Text für Künstliche Intelligenz schwerer durchsuchbar zu machen.[31]

Wirkung

In einer großflächig angelegten Studie von 2017 fand die Psychologin Monica A. Riordan heraus, dass die Verwendung von Emojis Nachrichten mit positivem Inhalt nochmals positiver wirken lässt. Dabei war zum Teil auch die Anzahl der Emojis ausschlaggebend für die Wirkung auf den Rezipienten. Je mehr Emojis an das Ende einer Textnachricht gesetzt wurden, umso positiver wurde diese wahrgenommen.

Gleiche Effekte ließen sich auch bei Nachrichten mit negativem Inhalt feststellen. Zwar wurden diese weiterhin als negativ aufgefasst, die Verwendung von Emojis hat den Grad der empfundenen Intensität der Textnachricht jedoch verringert.[32]

Die beiden Linguisten Michael Beißwenger und Steffen Pappert zeigten an einer Untersuchung von WhatsApp-Chats, dass Emojis in der digitalen Alltagskommunikation zwei grundlegende Beiträge zur Kommunikationsgestaltung leisten: Sie markieren die Äußerungsabsicht hinter einem schriftlichen Beitrag (machen diesen lesbar) und sichern dadurch Verstehen, und sie dienen der Beziehungspflege (machen die Wertschätzung gegenüber dem Partner sichtbar).[33][34]

Positionierung im Satz

In der Regel bezieht sich ein Emoji auf die Aussage des vorangestellten Satzes. Ob es vor oder nach dem Satzzeichen gesetzt wird, ist nicht festgelegt. Für eine Positionierung vor dem Satzzeichen spricht laut einer Empfehlung der Duden-Beratung die Tatsache, dass es zur Aussage des Satzes gehöre. Der Vergleich mit einer emotionalen Fußnote wird dagegen als Argument für das Setzen nach dem Satzzeichen angeführt. Außerdem existiert die Überlegung, ob ein Emoji das Satzzeichen – insbesondere den Punkt, der bei der Messenger-Kommunikation sowieso meist wegfallen würde – auch vollständig ersetzen könne.[35]

Bezüglich der Position von Emojis in Tweets sind diese eher im zweiten Drittel zu finden. Insgesamt werden mehr positive und neutrale Emojis verwendet. Mit zunehmendem Abstand zum Satzanfang nehmen die emotional geladenen Smileys zu, die neutralen nehmen ab, dementsprechend werden die emotionalen größtenteils am Satzende, die neutralen in der Mitte verwendet.[36]

Siehe auch

Literatur

  • Elena Barnert: Daumen hoch. Zur Auslegung von Emojis im Rechtsverkehr. In: Myops. Berichte aus der Welt des Rechts 37 (2019), S. 32–38.
  • N. N.: Beantwortung einer Frage nach dem Begriff Emoji. In: Der Sprachdienst 2, 2015, Jahrgang 59, S. 77 (ISSN 0038-8459) – aktualisierte Fassung unter dem Titel: Was sind Emojis? mit einer Aktualisierung: So sieht es heute aus (2020). Abgerufen am 22. August 2022.
  • Matthias Pendl: Emojis im (Privat-)Recht. In: Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht. Nr. 483. Mohr Siebeck, 2022, ISBN 978-3-16-161566-5, doi:10.1628/978-3-16-161566-5 (mohrsiebeck.com [abgerufen am 22. August 2022] Open Access unter CC BY-NC-ND 4.0).[37]
  • Paul Galloway: Emoji: Shigetaka Kurita. Die Erfindung der Bildzeichen in digitaler Kommunikation (Hatje Cantz Verlag), Berlin 2024, ISBN 978-3775756280
Commons: Emoji – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Emoji – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Übersicht

Anmerkungen